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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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daß der Traum der Zukunft, Raumschiffe damit zu treiben, Wirklichkeit geworden wäre?«
    »Es ist so, wie ich Ihnen sagte, Mr. Harrod!«
    »Und warum sagen Sie das erst jetzt?«
    »Nun«, sagte Canning, »ich dachte, der Augenblick wäre recht glücklich gewählt. Im Bewußtsein, daß die Erde in absehbarer Zeit ein Feuerball wird, dürfte es ein tröstlicher Gedanke sein, das Mittel zur Flucht zu wissen. Doch lassen wir den Scherz. Ich sage es heute, einfach, weil ich erst seit kurzem das Problem vollständig gelöst habe.«
    »Wie kam das? Ein glücklicher Zufall? Gewiß, Sie arbeiteten ja schon lange daran. Wie kamen Sie hinter das Geheimnis?«
    Canning schaute an Harrod vorbei. Sein Blick ging über die weite Wasserfläche des Ozeans.
    »Wie ich dazu kam, Mr. Harrod? Es war vor wenigen Wochen. Ich stand vor der Frage…«, seine Stimme verlor ihren Klang, fast murmelnd kamen die Worte aus seinem Munde, »…allem ein Ende zu machen… Ich sah… mußte sehen, daß ein anderer das Problem des Raumschiffes, getrieben von Gormscher Kraft – die Idee, die mich Tag und Nacht schon seit Jahren bewegte –, daß ein anderer dieses Problem gelöst hat.«
    Als wäre der Blitz neben ihm eingeschlagen, sprang Harrod zurück und starrte Canning an.
    »Was«, stammelten seine Lippen, »ein anderer? Und der lebt? Was tut er?«
    »Er baut.«
    »Und Sie kennen ihn? Wer ist er? Spannen Sie mich nicht auf die Folter! Seinen Namen?!«
    »Es ist der Engländer Ronald Lee, ein Neffe jenes Jonas Lee. Van der Meulen, Ihr ›Freund‹, hat ihn zu sich kommen lassen. Auf seinem Besitztum Buena Vista im Gran Chao wird die Werft errichtet.«
    »Und kein Mensch weiß etwas davon? Ahnt es?«
    »Nein, Mr. Harrod, niemand weiß es bisher außer den engsten Angehörigen van der Meulens. Man will das Geheimnis so lange wie möglich wahren.«
    »Zuviel! Zuviel, was Sie da sagen! Ich weiß nicht, was ich zuerst fragen soll… Erzählen Sie weiter!«
    »Der Tag, an dem mich van der Meulen in das Geheimnis einweihte, ich werde ihn nie vergessen. Nur mit Mühe vermochte ich meine Fassung zu bewahren. Ich entfernte mich bald, innerlich zerschlagen… Ich kam zu Hause an, ging in mein Laboratorium. Zwei Tage, zwei Nächte saß ich. Ich aß nicht, ich schlief nicht, künstlich hielt ich mich aufrecht. Da, in letzter Stunde, als Körper und Geist zusammenzubrechen drohten, fand ich die Spur, den Weg, der zum Ziele führte. Ich hatte noch eben die Kraft, ein paar Formeln zu Papier zu bringen. Dann fiel ich zusammen. Kaum erwacht, stürzte ich mich wieder in die Arbeit, fürchtend, es sei ein Traum gewesen. Mit ausgeruhten Sinnen überprüfte ich alles. Es war kein Trug, der rechte Weg war gefunden.«
    »Jetzt?« Harrod drängte näher zu ihm heran, sah ihm voll ins Gesicht. Canning gab den Blick ruhig zurück.
    »Jetzt werde ich vielleicht auch bauen.«
    »Ah!« Harrod trat einen Schritt zurück. »Und die Leute in Buena Vista?«
    Canning kniff die Augen zusammen. Sein Blick ging unverwandt über die Wellen des Ozeans, die an dem Saum des Strandes hinaufleckten. Immer wieder ausholend, als wollten sie die Insel überströmen, hinwegreißen, immer wieder ohnmächtig zurückrollend. Ein Bild des Lebens, seiner Liebe…
    Lange wartete Harrod vergeblich auf Antwort.
    »Und die in Buena Vista?« wiederholte er die Frage.
    »Buena Vista… Ja! Ja, hätte ich es nie gesehen, es wäre wohl besser für mich. Doch einerlei! Wie es auch kommen mag…« Canning sprang auf, »es muß ein Ende haben!«
    »Und dann, Mr. Canning?« Drängend kam die Frage aus Harrods Mund.
    »Dann werde ich wissen, ob ich mit Ihnen, Mr. Harrod, das Raumschiff baue, das uns hinwegführt zu einer neuen Welt.«
    Harrod streckte ihm die Rechte entgegen. »Möge es so kommen! Dann soll der Ruhm, vor allen anderen zuerst in dem neuen Raumschiff zu fliegen, Ihnen sicher sein. Mein Wort darauf! Meine Werft steht von heute an in Erwartung ihres neuen Herrn.«
    *
    »Allerdings, Mr. Lee, jetzt beuge ich mich Ihrem Urteil. Was uns da eben Mr. Canning erzählte, dürfte wohl überzeugend für jedermann sein. Und doch sehe ich die Gefahr des Weltbrandes nicht so groß wie ihr gelehrten Köpfe. Das wäre ja noch schöner, wenn unsere schöne Welt verbrennen sollte, weil da ein paar Flugzeuge mit ihren Waffen explodierten.«
    »Du denkst wohl da wieder an das Löschen mit dem Ozean, Vater«, wandte sich Hortense lachend ihm zu.
    »Das nicht, Hortense! Unser Herr Lehrer…«, er deutete lächelnd auf

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