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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Tagesneuigkeiten. Er las die Zeitung, hörte nur zerstreut hin…
    Coiba! – Die Hand, die mit dem Teelöffel in der Tasse rührte, hielt an. Die Augen gingen erwartungsvoll zu dem Apparat.
    »Im Laufe des gestrigen Nachmittags wurde an einer Stelle, die unweit der alten Brandstätte liegt, ein neuer Brandherd gefunden.«
    Auf Cannings Gesicht war eine leichte Blässe getreten. Der Löffel fiel klirrend aus seiner Hand.
    Ich ahnte es, sprach er vor sich hin.
    Der Radiosprecher meldete weiter:
    »Wenn die schlimme Meldung, die wir jetzt bringen, spät kommt, so findet das seine Begründung darin, daß man sich zunächst über den Charakter des Brandes nicht klar war. Die Leitung der Kommission zögerte, eine Meldung in der Welt zu verbreiten, bevor die Natur des Phänomens klar erkannt war…«
    In das Weitere, was Coiba meldete, schrillte ein Telefonanruf Harrods aus Coiba. Canning riß den Hörer ans Ohr und lauschte. Es waren nur wenige Worte, die Harrod sprach.
    »Well, Mr. Harrod! Ich komme, fliege sofort ab.«
    Auf die Welt wirkte die Meldung aus Coiba wie ein Donnerschlag. In erster Linie waren es die amerikanischen Kontinente, der mittelamerikanische Isthmus im besonderen, die in größte Unruhe gestürzt wurden. Ein Heer von Reportern begab sich nach Coiba.
    Die Frage bewegte alle: War es ein neuer Brand, der, ähnlich entstanden wie der erste, bisher unbemerkt geblieben war, oder war es ein neues Pestgeschwür, gebildet aus dem verseuchten Organismus des Bodens? Man klammerte sich an die erste Auffassung. Denn traf das zweite zu, war der Boden vergiftet, dann war alles hoffnungslos, dann mußte das Weltenende kommen…
    Die Kommission auf Coiba gab auf diesbezügliche Anfragen keine klare Auskunft. Bis in die entlegensten Teile der Welt drang die verhängnisvolle Kunde. –
    Gorm… der Name tauchte wieder auf. Wieder und wieder die alten Verwünschungen gegen den Schuldigen –
    *
    »Nein! Nein, mein lieber Sohn! Nichts sollst du fürchten. Nichts darf dein Herz beschweren. Verachte das häßliche Geschrei der Massen. Du wärest frei von Schuld und Fehl, wenn der Brand auch die ganze Welt verschlänge. Unsere heiligen Offenbarungen, denen nichts verborgen ist, wissen hiervon. Millionen Geschlechter werden vergehen, ehe das Erdgestirn, in feuriger Lohe geläutert, in neuer, verjüngter Gestalt seine Wiedergeburt erlebt. Was jetzt geschieht, ist nicht das Ende. Ein sterblicher Mensch – du bist es – wird der Retter sein!«
    Gorm schüttelte den Kopf. Die Worte des greisen Abtes vermochten nicht die schwere Last, die ihn drückte, zu mindern. Auch ihn hatte die Nachricht von dem neuen Brand aufs tiefste erschüttert. Auch er hatte sich der vagen Hoffnung hingegeben, daß die Gefahr durch die Operation behoben sei, hatte die quälenden Gedanken trotz schwerster Bedenken damit zu bannen gesucht.
    »Deine Worte, ehrwürdiger Vater, bringen mir keinen Trost. Vergeblich habe ich Tag und Nacht gegrübelt. Die Kräfte, die das Schicksal mir gab, sind zu schwach, diese Aufgabe zu lösen. Ich scheide schweren Herzens von dir. Auch unser Schützling – Awaloff –, daß die Verwirrung seines Geistes nicht weichen will! Sein Leben ist kostbar für mich! Ist er doch der einzige lebende Zeuge des schlimmsten aller Verbrechen, das an der Menschheit jemals begangen wurde.«
    »Wenn auch sein Geist noch verdunkelt ist, das Unstete, Wilde ist von ihm gewichen. Er ist ruhiger geworden. Ein harmloser Kranker. Vielleicht, daß die Zeit ihm Genesung bringt. Die Zeit, das große Heilmittel der Natur. Auch für Coiba wird sie den Tag bringen, an dem der Brand erlischt, und dir wird sie den Tag heraufführen, der dich entsühnt von dem Haß der Welt…«
    Gorm war geschieden. Er eilte, zur Werft zu kommen, ungeduldig neuer Nachrichten von Coiba harrend.
    *
    »Gut, daß Sie kommen, Mr. Canning!« begrüßte Harrod den eben seinem Flugzeug Entsteigenden.
    »Gehen wir sofort zu der neuen Brandstelle. Ihr Urteil ist mir mehr wert als das der ganzen Kommission. So viele Köpfe, so viele Meinungen. Unterwegs werde ich Ihnen erzählen, wie man zu dem Fund kam. Zwei junge Arbeiter badeten gestern morgen im Meer. Als die Flut kam, gingen sie höher am Strand hinauf, legten sich hin, um sich an der Sonne zu trocknen. Plötzlich springt der eine auf, schimpft, flucht, sein Rücken ist verbrannt. Er denkt zunächst, daß im Sand ein Stück Eisen lag, das durch die Sonne stark erhitzt war, beugt sich, scharrt den Sand weg… Da schreit er

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