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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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den Kopf schüttelnd. »Der Inder muß über gewaltige Kräfte verfügen.«
    »Zugegeben, Gorm! Doch dürfen Sie nicht vergessen, daß junge Menschen in dem Alter Majadevis sehr leicht telepathisch zu beeinflussen sind. Zumal ganz offensichtlich Majadevi, bevor sie in die Hände des Inders kam, schon schwere Erschütterungen, veranlaßt durch irgendwelche besonderen Ereignisse, durchgemacht haben muß.«
    »Ich will Ihnen nicht widersprechen, Stamford. Sie sind Spezialist in diesen Dingen. Sie sind ja auch während Ihrer langen Studienjahre hier in Indien so tief in die Mysterien indischer Jogikünste eingedrungen, daß in Ihnen selbst übernatürliche Kräfte wach geworden sind.«
    »Übernatürlich höchstens vom Standpunkt des Westländers, Gorm. Noch immer steckt im Abendland die metaphysische Wissenschaft in den Kinderschuhen. Wer wie ich Gelegenheit hatte, seine Studien an den Quellen zu treiben, findet für all diese Wunder eine natürliche Erklärung.«
    Gorm wandte sich mit einem Ruck nach Majadevi um. Sie erhob sich, als wolle sie fortgehen. Stamford streckte seine Rechte nach ihr aus, verharrte eine Zeitlang so. Da wandte sich das Mädchen, sank auf ihr Lager zurück.
    »Die Meinung, die ich Ihnen vorhin entwickelte, ist vom ärztlichen Standpunkt aus durchaus gerechtfertigt. Ich möchte aber annehmen, daß hier noch andere Gründe vorliegen. Majadevi steht erneut unter dem Einfluß des Inders! Es ist unzweifelhaft, daß er irgendwo hier in der Nähe steckt. Ihr Zusammentreffen mit ihm in dem Klostergarten beweist es. Es wird ihm nicht schwergefallen sein, von dort aus unseren Aufenthaltsort zu ermitteln.«
    »Allerdings, Stamford. Das ist durchaus möglich. Ich bewundere nur die Frechheit dieses Kerls, sich in unsere Nähe zu wagen.«
    »Nun«, sagte Stamford, »für Sarata bedeutet Majadevi einen kostbaren Besitz. Ihn aufzugeben wird ihm nicht leichtfallen.«
    Gorm trat zu dem Lager des Mädchens, setzte sich neben sie. Er ergriff ihre Hand und strich ihr leise über das blasse Gesicht. Majadevi schlug die Augen auf. Eine Weile schaute sie ihn starr an. Dann, als hätte sie ihn erkannt, belebte sich ihr Blick. Es zuckte um ihren Mund. Ihre Hände umklammerten seine Rechte, drückten sie… doch kurz nur, dann fiel sie langsam in ihren apathischen Zustand zurück.
    Stamford winkte Gorm zu sich.
    »Ich habe mir einen Plan ausgedacht, der vielleicht einen Ausweg bietet.« Mit gedämpfter Stimme sprach er auf Gorm ein. Dieser schien Bedenken zu haben, fügte sich dann.
    Während Stamford an seinem Platz sitzen blieb, ging Gorm in das Haus. Hier traf er Tim Broker, der in der kurzen Zeit ein unentbehrliches Faktotum geworden war. Es schien nichts zu geben, was er nicht verstand, dabei war er zu jeder Zeit dienstbereit.
    Doch was Gorm ihm jetzt erzählte, schien nur schwer in seinen Schädel einzugehen. Immer wieder griff er sich an den Kopf. Das eine war ihm jedenfalls klar, daß seine Aufgabe Geschicklichkeit und Mut erforderte und seine Fäuste voraussichtlich gute Arbeit bekamen. Das war ihm genug, um mit Freuden auf alle Weisungen Gorms einzugehen.
    »Wir gehen zum Raumschiff. Denke daran, daß wir dir wahrscheinlich nicht zu Hilfe kommen können.« Gorm nahm ein paar Instrumente, verließ die Hütte und ging mit Stamford zur Werft. Diese lag hinter einem Felsvorsprung, so daß es unmöglich war, von hier aus das Wellblechhaus und die Vorgänge dort im Auge zu behalten.
    Zum Schein hantierten sie emsig an der Rudereinrichtung des mächtigen Aluminiumkörpers, der fast fertig auf dem Stapel lag.
    Immer wieder hielt Gorm inne. Die Ungewißheit peinigte ihn. Seine Gedanken kamen nicht los von dem, was sich vielleicht dort hinten abspielte. Immer wieder mahnte Stamford: »Wir werden vielleicht von ihm gesehen – wahrscheinlich sogar. Bemeistern Sie Ihre Ungeduld! Ich hoffe, es wird gut ausgehen.« –
    Kaum, daß Gorm die Hütte verlassen hatte, eilte Tim Broker in den anschließenden Geräteschuppen und holte sich eine lange Leine, die er kunstgerecht zu einem Lasso schlang.
    »Lebendig soll der Kerl bleiben«, brummte er vor sich hin. »Da ist mir der Strick das liebste…« Dann war er am Fenster und starrte auf das Mädchen, das auf seinem Lager ruhte. Geduld war nicht Tims stärkste Seite.
    Er mußte lange warten.
    Wäre es nicht der Herr selbst, der mir das alles erzählte, ich würde ja glauben, man wolle mich zum besten haben… »Du mußt dir denken, es riefe jemand mit der Seele«, hatte der Herr

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