Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Don Roberto!« wandte sich van der Meulen an Canning. »Ich sprach heute morgen mit Mr. Lee über die Möglichkeit, daß das Mondgestirn durch das üble Geschenk, das wir ihm mit der Rakete zuschickten, infiziert werden und auch in Brand geraten könnte. Die Frage wird von allen Gelehrten sehr vorsichtig behandelt. Die Ansichten widersprechen sich. Auch Mr. Lee wollte sich auf keine der beiden Ansichten festlegen.«
    Canning zuckte die Achseln. »Wer kann das wissen? Doch gedulden wir uns noch eine Zeit. Wenn Mr. Lee sein Schiff fertig hat, wird wohl die erste Fahrt zum Mond gehen. Dann werden wir die Antwort auf diese Frage hören. Mir erscheint die andere viel wichtiger, ob die Kur auf Coiba von bleibendem Erfolg sein wird. Die Gelehrten, die sich dort dauernd zur Beobachtung aufhalten, scheinen verschiedener Meinung zu sein. Ich weiß nicht, ob die Gefahr für Coiba und für unsere alte Erde behoben ist.«
    »Nun«, erwiderte van der Meulen, »da denkt Mr. Lee ähnlich.«
    »Ah! Sie halten die Operation für verfehlt?« wandte sich Canning an Lee.
    »Ja, Mr. Canning! Meiner Meinung nach ist der Boden dort auf weite Strecken infiziert. Der Atomzerfall mag jetzt noch nicht bemerkbar sein. Er wird sich aber bemerkbar machen. Früher oder später.«
    Canning wiegte den Kopf. »So steht also das Ende unserer schönen Welt unweigerlich fest?«
    Lee antwortete zögernd.
    »Das erscheint mir theoretisch als sicher. Ich hoffe nur, ich möchte sogar sagen, ich habe die feste Hoffnung, daß die Natur selbst ein Heilmittel geben wird.«
    »Wie soll ich das verstehen?« fragte Canning.
    »Ich denke«, versetzte Lee nach einigem Überlegen, »daß es dem ewig gerechten Walten der Natur widerstrebt, den Menschen ein Mittel zu geben, das ihre Existenz vernichtet. Sie wird, wenn die Zeit gekommen ist, der Menschheit auch das Gegenmittel geben. Nur ist die Frage, wie lange das noch dauern wird. Die Natur schafft nicht sprunghaft, ihre Entwicklung geht langsam. Generationen mögen vergehen, ehe die Rettung kommt.«
    »Das heißt also, die amerikanischen Kontinente könnten auf einer späteren ›geretteten‹ Welt von der Landkarte verschwunden sein?«
    »Es könnte sein, Mr. Canning, wenn ich es auch nicht hoffen möchte.«
    »Pfui, Mr. Lee! Sagen Sie das nicht zu laut. Sonst würden ja unsere Haziendas hier demnächst keinen Pfennig mehr wert sein«, erwiderte van der Meulen.
    »Nun, mag es sein, wie es wolle«, entgegnete Canning, »es dürfte sich empfehlen, sich rechtzeitig nach einem anderen Unterkommen umzusehen. Suchen wir also als moderne Konquistadoren nach Neuland. Da wäre der Mond. Dieser kommt jedoch nicht in Frage, weil er ohne Atmosphäre und Wasser ist. Vom Mars wissen wir jetzt durch die Beobachtung der Hubschraubersternwarten, daß er nur im äußersten Notfall als Siedlungsgebiet in Betracht käme. Unsere Vorfahren machten freilich gern fantastische Fahrten dorthin. Das Nächstliegende in doppeltem Sinne ist die Venus.«
    »Gewiß!« versetzte Lee. »Sie allein kommt zunächst in Betracht. Die Lebensbedingungen dort entsprechen ungefähr denen auf der Erde. Wasser, Atmosphäre, Wärme. Es ist alles da, was wir brauchen, und, das Wichtigste, es sind keine Menschen da.«
    »Das ist auch meine Meinung!« fiel van der Meulen ein. »Und es kann für mich keinem Zweifel unterliegen, daß wir die Venus als Ziel unserer großen Fahrt wählen.«
    »Unserer? Mr. van der Meulen, wollen Sie etwa selbst in Ihren alten Tagen noch Konquistador werden?« fragte Canning.
    »Warum nicht, Don Roberto? Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ich denke, wenn Gott will, da oben eine Hazienda zu gründen, die ausgedehntere Grenzen haben soll als unser ganzer Gran Chaco.«
    Canning lachte. »Wollen Sie da oben Saurier züchten, van der Meulen, oder wie stellen Sie sich die Sache vor?«
    »Wenn ihr Fleisch ein gutes Beefsteak gibt, warum nicht?« erwiderte van der Meulen halb im Ernst, halb im Scherz. »Ich taxiere aber, daß da, wo Menschen leben können, auch Viehherden existieren können… gibt’s die da oben, um so besser. Gibt’s die nicht, werde ich sie dahin exportieren.«
    Sehr spät brachen die Gäste auf.
    Lange noch stand Canning in seinem Laboratorium und studierte die entwickelten Filme. Dann verschloß er seinen kleinen Zauberapparat sorgfältig in dem Panzerschrank. –
    Diesmal hast du ganze Arbeit gemacht…
    *

Am nächsten Morgen saß Canning am Teetisch. Der Lautsprecher im Hintergrunde des Gemaches brachte die

Weitere Kostenlose Bücher