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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Sarata war sicher früher in seinem Leben Jogi. Ein anderer könnte solche Kräfte nicht haben. Er ist dann wegen irgendwelchen schlechten Handlungen aus dem Stande ausgestoßen worden. Doch versuchen wir es! Tim, nimm ihm die Fesseln ab. Wach ist er, wenn er auch die Augen schließt. Nun hebe ihn auf und setze ihn hier auf den Stuhl mir gegenüber.«
    Als Sarata seiner Fesseln ledig war, schlug er die Augen auf und schaute alle mit haßerfüllten Blicken an.
    »Laßt mich allein!« sagte Stamford.
    »Allein mit dem?« fragte Gorm.
    »Ja! Es muß sein. Eure Anwesenheit würde mich stören. Er hat keine Waffe bei sich. Seine Fäuste fürchte ich nicht.«
    Während Tim Broker an der Tür Wache hielt, ging Gorm vor dem Hause erregt auf und ab.
    Die beiden da drinnen kämpften. Ein Zweikampf unerhörter Art. Stumm, wortlos, regungslos standen die beiden Kämpfer sich gegenüber. Nur die Augen, in denen sich die Waffen der Seele spiegelten, waren ineinander verfangen. Jede Phase des Kampfes, jeder Angriff, jede Deckung kam in ihrem Spiel zum Ausdruck.
    Ein langer, ein schwerer Kampf. Je länger er dauerte, desto größer waren die Ungeduld, desto stärker die Zweifel in Gorm. Wer von den beiden würde siegen, wessen Kraft würde erlahmen?
    Endlich! Gorm hörte die Tür des Zimmers gehen. Er eilte ins Haus. Stamford trat ihm entgegen, hochaufgerichtet, die bleiche Stirn naß von der übergroßen Anstrengung, das Lächeln des Siegers um die Lippen. Hastig ergriff Gorm dessen Hand und drückte sie. »Es ist gelungen, ich sehe es!«
    Stamford nickte, trat ins Freie, seine Brust hob sich in tiefen Atemzügen. Gierig sog er die eiskalte Nachtluft ein, die von den Schneegipfeln der Berge hinunterstrich. Gorm ließ ihn gewähren. Er ging, von Tim Broker gefolgt, ins Zimmer. Der Inder lag in den Stuhl zurückgelehnt. Die Augen starr, teilnahmslos zur Decke gerichtet. Auch auf seinem Gesicht lag tiefe Erschöpfung.
    Stamford trat ein.
    »Von ihm ist vorläufig nichts mehr zu befürchten. Wir könnten ihn vielleicht hier lassen. Doch seine Gegenwart dürfte für Majadevi nicht günstig sein. Deshalb bleiben wir bei unserem Plan. Sagen Sie Tim Bescheid.«
    Tim hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Er sollte den Alten zum nächsten Flughafen bringen, ihm einen Flugschein für die nordamerikanische Linie besorgen, ihn an Bord begleiten und dann zurückkehren. Der Alte würde ihm willenlos folgen, würde keinen Versuch machen, zu fliehen…
    Nach so vielen wunderbaren Dingen, die er bei seinem neuen Herrn schon erlebt, hatte Tim sich vorgenommen, sich über nichts mehr zu wundern. Jetzt kam er mit seinem Vorsatz ins Wanken. Er hatte an der Tür scharf gelauscht. Kein Wort war zwischen den beiden da drinnen gewechselt worden – und doch war der alte Schurke jetzt friedlich wie ein Lamm. Wie war das zugegangen? Was hatte Stamford mit ihm gemacht? Kopfschüttelnd ging er hinaus, sich zur Reise vorzubereiten.
    »Fühlen Sie sich wieder stark, lieber Freund?« wandte sich Gorm an Stamford.
    Der nickte. »Ah… Sie meinen?«
    »Ja! Wer weiß, wie das Schicksal dieses Menschen noch sein wird. Es wäre zu wünschen, daß wir ihm nie wieder begegnen. Die Gelegenheit, Näheres über Majadevis Schicksal durch ihn zu erfahren, dürfte so günstig nicht wiederkehren.«
    »Selbstverständlich! Wie gut, daß Sie daran denken, Gorm. Gewiß, es wäre vielleicht im Laufe der Zeit möglich gewesen, von Majadevi selbst ihr Schicksal zu erfahren, doch so ist es besser.«
    Er trat zu dem Inder, strich ihm leise über Stirn und Augen. Die schlossen sich. Dann stellte er an ihn die Fragen, die Gorm ihm zuflüsterte.
    Sarata schwieg…
    »Oho! Noch hat er Kraft, sich zu wehren!« murmelte Stamford vor sich hin. »Interessant! Irgendwo in seinem Bewußtsein gibt es noch versteckte Hemmungen…«
    Er legte seine Linke auf die Stirn Saratas und ergriff mit seiner Rechten dessen Hand.
    »Diese letzten Barrikaden werden schnell beseitigt sein.«
    Nach einer Weile begann er wieder zu fragen. Die Lippen des Alten öffneten sich. Tonlos kam die Antwort aus seinem Mund. Gorm horchte gespannt. Je weiter das Frage-und-Antwort-Spiel ging, desto finsterer wurde seine Miene. –
    Tim Broker trat ein, zur Reise fertig. Gorm nickte Stamford zu. »Es ist genug! Er kann gehen!«
    Jetzt beugte sich Stamford zu dem Alten hinab und sprach zu ihm, leise, eindringlich.
    »Du wirst deinem Begleiter folgen und wirst alles tun, was er sagt. Du wirst an Bord des Flugzeuges gehen, das

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