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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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nach den Staaten fliegt. In Frisco wirst du aussteigen, dich in die indische Kolonie begeben und dort wohnen! Die Mittel zu deinem Unterhalt stecken in deinem Kleid. Du hast mich verstanden und wirst alles tun, wie ich es befohlen habe. Steh auf!« Stamford deutete auf Tim Broker. »Hier ist der Mann, der dich begleiten wird.«
    Der Alte trat zu Tim und verließ mit ihm das Haus.
    *
    Shelby, der Assistent des Professors Moore, trat in den Observationsraum der Greenwicher Hubschraubersternwarte. Er ging zu dem Okular des Refraktors. Zu seinem Erstaunen saß Professor Moore nicht davor. Sein Auge ging suchend umher und entdeckte im dunklen Hintergrund den Professor an der Radioempfangsstation.
    »Was ist, Mr. Moore? Eine wichtige Nachricht? Sie sind so…«
    »Ein Rätsel, Shelby, das mich schon seit einer halben Stunde hier festhält. Ich empfing Lissabon. Nach Beendigung des Gesprächs wollte ich unsere Londoner Welle einstellen. Da, plötzlich, ein neuer, jedoch unverständlicher Empfang im Apparat: Offenbar ein ständig sich wiederholendes Rufzeichen. Woher mag es nur kommen?«
    Interessiert trat Shelby an den Apparat und prüfte die Einstellung. Nach der Wellenlänge zu urteilen, konnten die Rufzeichen nur aus Lissabon stammen. Augenblicklich herrschte Stille.
    Doch plötzlich… Shelbys Hand hielt inne. Wieder klangen Zeichen aus dem Lautsprecher des Empfängers.
    »Hören Sie?« flüsterte Moore seinem Assistenten zu, »wieder dieselben Töne…« Und erst jetzt merkte er, daß inzwischen eine ganz andere Wellenlänge eingestellt war. Er sprang auf und starrte den Assistenten an.
    »Was ist das? Wo sind wir? Dieselben Zeichen auch auf anderen Wellen?«
    Er hielt inne und sah, wie Shelby den Einstellknopf weiterdrehte, weiter, immer weiter – und trotzdem klangen die Töne fort… Jetzt wieder Stille.
    Shelby griff sich an den Kopf. »Eine Störung in der Anlage? Unmöglich! Woher diese Wellen?«
    Moore warf den Kopf zurück, schaute zum Himmel, streckte die Hand empor.
    »Wäre alles in Ordnung, müßten sie von da oben kommen, senkrecht! Sonst wäre es nicht möglich, daß wir sie bei jeder Einstellung des Geräts vernähmen.«
    Der Assistent nickte stumm. Auch sein Blick ging nach oben.
    »Senkrecht?« murmelte er vor sich hin. »Senkrecht? Vom Zenit her? Die Sonne neigt sich schon nach Westen… Im Zenit die Venus? Nein, es kann nicht sein! Unmöglich! Es muß doch ein Fehler in der Anlage sein! Rufen wir Berlin an!«
    Moore nickte. »Guter Gedanke! Die Berliner Luftsternwarte hat die gleichen Instrumente, die gleiche Einrichtung wie wir.« Er stellte Sendung und Empfang auf Berlin, rief an.
    Professor Franke war selbst am Apparat. Mit hastigen Worten erklärten ihm Moore seine und Shelbys Beobachtungen und gab ihm die Wellenlängen, auf denen Greenwich die rätselhaften Zeichen empfangen hatte.
    »Beobachten Sie! In einer Viertelstunde rufe ich wieder an.«
    Professor Moore stellte den Empfänger wieder auf jene Welle. Kaum war der Apparat eingestellt, wurden die rätselhaften Rufzeichen von neuem vernehmbar. Shelby schaltete die Magnetophonanlage ein und nahm die Rufzeichen auf das Tonband auf, um sie jederzeit wiedergeben zu können. Eine Pause trat ein.
    Sie riefen Berlin an. Dieselben Beobachtungen auch dort. Professor Franke, um eine Erklärung gefragt, gab seine Meinung dahin, daß die Rufsignale anscheinend aus dem Weltraum kämen, und zwar von jener Stelle, wo die Venus stand.
    Schon eine Stunde später brachten Hubschrauber Reserveapparate zu den beiden Sternwarten von London und Berlin, so daß es möglich wurde, die merkwürdigen Zeichen ununterbrochen zu verfolgen und dabei doch die Verständigung untereinander aufrechtzuerhalten.
    Was die beiden Gelehrten im Radio-Meinungsaustausch über das Phänomen harmlos untereinander besprochen hatten, als säßen sie einander in einem Zimmer gegenüber, hatten nicht eine, sondern Dutzende von anderen Empfangsstationen aufgenommen und mehr oder weniger mißverstanden.
    Die Abendblätter überboten sich in den übertriebensten Nachrichten. Sie überholten dabei weit die Tatsachen.
    »Der Rufzeichenverkehr mit den Venusbewohnern!«… »Bedeutsame Nachrichten von Bewohnern eines fernen Gestirns!«… »Der Besuch von Bewohnern anderer Sterne zu erwarten!«… Diese und ähnliche Überschriften brachten das Publikum in wilden Taumel. Man wurde kaum etwas ernüchtert, als die offiziellen Meldungen der Greenwicher und Berliner Station mitteilten, was wirklich

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