Das Erbe der Uraniden
drohend. »Sie standen vor der Tür der Redaktionsstube. Ich habe Verdacht, daß Ihre Geschäfte…«
Statt einer Antwort rückte der Fremde den Starthebel an. Die Hubschraube fiel an, und der Apparat erhob sich.
»Das Geschäft, Mr. Harrod, war das beste, das ich je gemacht habe. Eine Million ist es mir wert, das Geheimnis von Harrods Werft. Ha, ha…« Seine weiteren Worte verklangen im Rauschen der Motoren.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe Harrod den Vorrat seiner Flüche erschöpfte. Schließlich wurde er ruhiger.
Mögen sie es denn wissen, die Narren! Früher oder später erfahren sie’s ja doch. Ich möchte dabei sein, wenn die Bombe in Buena Vista einschlägt.
Er stieß den unglücklichen Redakteur des ›Advertiser‹, den sein Mißgeschick in seine Nähe führte, zur Seite, daß die Wand der Wellblechbude dröhnte.
»Sie können sich den Widerruf sparen! Nicht mehr notwendig! Aber wir sprechen uns noch.« –
Zwei Stunden später riß man sich in Pretoria die Extrablätter des ›Pretoria Herald‹ aus den Händen. Überall auf den Straßen bildeten sich Gruppen und besprachen die neueste Nachricht. Harrods Name war in aller Mund.
»Three cheers for Mr. Harrod!«… »Das Banner der Südafrikanischen Union auf der Venus aufgepflanzt«, lautete die Überschrift der nächsten Ausgabe der Zeitungen. Ein Taumel in der Stadt, der sich über die ganze Union hin fortpflanzte. Harrod war der Held des Tages. Unumwunden hatte er auf die Tausende von Anfragen alles zugegeben. Der Redakteur des ›Witwaters Advertiser‹ machte in diesen Tagen sein Glück. Wochenlang druckte er noch die Zeitungsnummer nach, worin jene erste Nachricht gestanden hatte, um dem Ansturm derer zu genügen, die um jeden Preis diesen historischen Erstdruck erwerben wollten.
Drei Sensationen innerhalb kurzer Zeit: Coiba – die rätselhaften Zeichen von der Venus – der Plan Harrods… Man vergaß fast die folgenschwerste, Coiba, in dem Gedanken an die beiden anderen. Die Zeitungen brauchten sich in diesen Tagen um Stoff nicht zu sorgen –
Es war der Tag, an dem der ›Pretoria Herald‹ seine Nachricht brachte. Ronald Lee kam durch den Park von Buena Vista und wollte nach kurzer Ruhe wieder zu der Werft gehen. Wenn er den Gang der bisherigen Arbeiten überschaute, so kam ihm alles wie ein Märchen vor.
Als wären Zauberhände am Werk, ging der Bau vorwärts. Märchenhaftes Glück für ihn war die Reise hierher. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeitete er auf der Werft. Dann kamen die schönen Stunden im Hause van der Meulens. Unvergeßlich würde ihm stets die Erinnerung an diese reizvollen Abende im Kreise der Familie bleiben.
Hortense – ihr Bild, wie er es damals bei seiner Ankunft in dem Torbogen zuerst gesehen – anders hatte er es sich aus Violets Briefen gemalt. Das Zusammensein am ersten Abend hatte den ersten Eindruck vertieft. Das war nicht die glückliche Braut, das war nicht die stolze Weltdame. Das nervöse Spiel ihrer Mienen, ihr sprunghaftes Wesen, ihre wechselnden Stimmungen… Wo waren die Gründe für diesen Zwiespalt ihrer Natur?
Nicht lange, dann glaubte er sie zu erraten. Jener erste Besuch Cannings hatte ihm einen Blick in das Dunkel gestattet, das über ihrem Wesen lag. Er staunte. Er begriff es nicht, was dieses schöne, junge Geschöpf abhielt, die Last, unter der ihre Seele litt, mit kräftigem Entschluß von sich zu werfen.
Er litt mit ihr. Wie eine Last drückte das Leid ihrer Seele auch ihn. Es drängte ihn innerlich, ihr zu helfen. –
Wie jubelte sein Herz, als Violet ihm den Bruch Hortenses mit Canning mitteilte.
Jetzt erst, befreit von drückender Fessel, bot sie das Bild, wie er sich’s geträumt hatte.
Nicht genug, daß sie sich fast ständig auf dem Werftplatz aufhielt. Jetzt verlangte sie auch von ihm, in die physikalischen Geheimnisse, in alle technischen Einzelheiten seiner Pläne eingeweiht zu werden. Als sie ihm die Bitte vortrug, hatte er gelächelt und es für eine gute Laune genommen. Doch er hatte sich geirrt.
Die abendliche gemütliche Unterhaltung wurde tatsächlich ernster Unterricht. Die überraschenden Fortschritte, die sie machte, zeigten ihm, welch energischer Geist, welch scharfer Verstand in ihr wohnten. –
Als er sich dem Werftplatz näherte, sah ihn Hortense von weitem. Sie kam ihm, eine Zeichnung in der Hand, eilig entgegengeschritten.
»Es stimmt nicht! Es stimmt nicht, Mr. Lee! Die Maße der unteren Aluminiumplatten entsprechen nicht der
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