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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sehen Sie nicht auch da ein glitzerndes funkelndes Etwas, das sich mit anscheinend großer Schnelligkeit schräg auf uns zu bewegt?«
    Canning sah lange, setzte mehrere Male das Glas ab.
    »Es ist, wie Sie sagten, Oberst Robartson – und Sie vermuten einen Boliden oder dergleichen?«
    »Gewiß! Natürlich, was kann es sonst sein!?«
    Canning nickte, überlegte. »Sie können recht haben, Oberst. Etwas anderes kann es nicht sein… Doch sehe ich keine Gefahr. Sobald wir merken, daß die Begegnung uns gefährlich werden könnte, werden wir die Flugrichtung ändern und ausweichen. Bleiben Sie hier zur Beobachtung, ich werde Bruce am Steuer aufmerksam machen.«
    »Könnten wir nicht im Notfall die Beschleunigung steigern, Mr. Canning?«
    Canning wiegte den Kopf. »Die Elektronenstrahlung arbeitet im Optimum. Eine stärkere Inanspruchnahme ihrer Leistungen dürfte nicht ungefährlich sein wegen des späteren Nachlassens ihrer Wirkung. Nur im äußersten Notfall, wenn ein Zusammenstoß mit dem Boliden unvermeidlich ist, würde ich mich dazu verstehen. Doch wir haben Zeit. In einer Viertelstunde bin ich wieder zurück.«
    Oberst Robartson, jetzt allein, nahm einige Meßinstrumente, peilte die eigene Flugbahn und die des verdächtigen Körpers sorgfältig an.
    »Merkwürdig, wie sich das Auge täuschen kann. Je länger ich messe, desto deutlicher sehe ich, daß der Bolide unsere Fahrt kaum kreuzen wird… er fliegt ja fast parallel mit uns.«
    Er wollte zu Canning eilen, da kam der gerade zurück.
    »Nun, was macht unser Freund?« rief er Robartson zu.
    »Eine Frage zunächst, Mr. Canning. Hatten Sie nicht vorher auch den Eindruck, daß der Bolide schräg auf uns zukäme, unsere Bahn schneiden müßte?«
    »Gewiß, unzweifelhaft! Sonst hätten wir ja keinen Grund zur Besorgnis gehabt.«
    Der Oberst schüttelte den Kopf. »Und doch irrten wir uns beide. Vergleichen Sie bitte meine Messungen, und sehen Sie zu dem Boliden, der uns inzwischen ein ganzes Stück nähergerückt ist.«
    Canning warf einen kurzen Blick auf die Messungen und richtete dann ein großes Fernrohr, das er mitgebracht hatte, ein. Robartsons Augen hafteten an Cannings Gesicht. Der hatte jetzt scharf eingestellt und schaute unverwandt durch das Okular.
    »Nun, was sehen Sie jetzt, Mr. Canning? Fliegt der Bolide nicht fast parallel mit uns?«
    Canning schwieg. Der andere wartete ungeduldig auf Antwort, wiederholte die Frage. Canning rührte sich nicht. Erstaunt sah der Oberst schärfer auf dessen Gesicht. Was war mit ihm? Das Antlitz blaß, die Lippen bebten…
    »Mr. Canning! Was ist Ihnen?!«
    Der gab keine Antwort. Das Auge war wie angeschmiedet an dem Okular… Jetzt ging ein Zittern durch seinen Körper, er taumelte und wäre gestürzt, wenn Robartson ihm nicht beigesprungen wäre.
    »Mr. Canning! Um Gottes willen, was ist Ihnen? Eine Gefahr?«
    Der schüttelte den Kopf, setzte mehrmals zum Sprechen an. Sein Gesicht war grau, die Augen erloschen, die Brust bebte in wilden Atemzügen.
    »Der Jonas Lee! Er ist es…« Er schlug die Hände vors Gesicht, schritt schwankend zu einer Bank, saß kurz nieder, sprang dann wieder auf, stürzte zum Fenster, schaute mit irren Augen hinaus und schrie »Er wird uns überholen… er fliegt schneller… unser Ziel… der Sieg… er raubt uns alles.«
    Oberst Robartson trat neben ihn, hielt den Schwankenden, der wie ein zu Tod Getroffener zusammenzusinken drohte…
    Dann, als hätte er die Schwäche überwunden, richtete er sich auf, wandte sich um und sprang mit einem wütenden Satz zu dem Fenster. Die Arme stießen drohend nach dem nahenden Feind… Wilde Verwünschungen, Flüche gellten aus seinem Munde.
    Der Oberst stand starr. Der Ausbruch Cannings ließ ihn verstummen, da kamen von allen Seiten die anderen herbeigeeilt. Sie hatten Cannings Schreie gehört.
    »Was ist? Was gibt’s?« scholl es wirr aus dem Haufen.
    Robartson wollte sprechen. Da drehte sich Canning um.
    »Was ist?!« schrie er. Ein tolles Lachen folgte den Worten. »Da schaut!« Er stieß mit der Faust gegen das Fenster »Da kommt her! Seht doch auch… der Jonas Lee… er ist hinter uns! Eine halbe Stunde, dann hat er uns erreicht, überholt… unser Ziel, die Venus?« Er brüllte auf, wie ein zu Tod getroffenes Tier.
    Dann, als wäre ihm ein Einfall gekommen, schlug er die geballte Hand vor die Stirn, seine Züge verwandelten sich plötzlich.
    »Alle Mann an ihre Plätze!« rief er laut, stürmte in die Zentrale. Ebenso schnell folgte ihm der

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