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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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neuerliche Verzweiflung in ihm emporzuquellen begann. >Ruhig, Linfy, ganz ruhig<, sagte Shadith. >Du tust mir weh, Balg. Entspanne dich, denn sonst hole ich mir blaue Flecken an Stellen, die ich lieber nicht benennen möchte. Ah, ja, so ist es besser. Ich weiß, daß du dich fürchtest, Balg. Hör mir zu.
    Laß mich los. Grey sitzt ebenfalls in der Falle. Auch Ticutt und Taggert. Ich muß sie finden, Linfy. Mhm. Du könntest mir durchaus helfen. Mit meinen Ohren vermag ich hier kaum etwas wahrzunehmen. Du jedoch bist in dieser Hinsicht wesentlich sensibler als ich. Setz dein ganzes Potential ein und stell fest, ob du irgendwelche Echos empfangen kannst, ja?< Shadith dachte kurz nach. >Wenn es nicht klappt, so sei unbesorgt. Ich bleibe mit dir in Verbindung; ich verliere dich schon nicht, keine Angst. Alles klar?<
    Die Antwort bestand aus Neugier und einer rasch zunehmenden Aufregung, die die Panik Linfyars endgültig verdrängte. Er wandte die Aufmerksamkeit von seiner hilflosen Lage ab und konzentrierte sich auf eine Aufgabe, was seine subjektive Lage sofort ver
    änderte. Er ließ sich von ihr forttreiben, hielt sich jedoch nach wie vor an Shadith fest, mit einer Hand, deren Finger sich schmerzhaft fest um ihren Arm schlossen. Sie wartete, bis er fertig war, spürte dann, wie anstrengend es für ihn war, ein akustisches Signal von sich zu geben, empfand seine Enttäuschung, als er kein Echo wahrnahm. Unmittelbar darauf emittierte er dumpfe Infraschallsignale, die seine Gefährtin als ein pulsierendes Kitzeln auf der Haut fühlte. Sie versteifte sich unwillkürlich, als sie verstand, was das bedeutete. Mein körperliches Empfinden kehrt zurück. >Ich kann es fühlen!< riefen ihre Gedanken Linfyar zu. >Ja, ich spüre deine Rufe.< Linfyar antwortete mit einem geistigen Hauch, der Begeisterung beschrieb, strengte sich noch mehr an und erfreute sich an dem prickelnden Rhythmus. In der Falle schienen Geräusche eine geradezu physische Qualität zu gewinnen und so fest zu werden wie das Fleisch ihrer Körper.
    Er reagierte nun nicht mehr mit Furcht, als Shadith weiter von ihm zurückwich, drehte sich langsam im Kreis und gab weitere unhörbare Schreie von sich. Und seine Aufregung kumulierte, als er nicht allzu weit entfernt drei andere Echopunkte entdeckte.
    >Ich habe es geschafft, Schatten< sang er ihr zu. Ja, es ist mir tatsächlich gelungen. An der Grenze meines Wahrnehmungsbereichs. Außer deinem Echo auch noch drei weitere, Schatten. Insgesamt vier.< Das war der endgültige Beweis dafür, daß Shadith nicht ohne ihren Körper im Nichts der Falle schwebte. Es handelte sich jetzt nicht mehr nur um eine illusionäre Hoffnung, sondern Realität.
    >Hervorragend, Linfy. Ich werde versuchen, sie zu erreichen.
    Zuerst die Präsenz links von mir. Verfolge meinen Weg, Linfy, und gib mir Bescheid, wenn ich mich in die falsche Richtung wende, ja?<
    >Geht in Ordnung, Schatten. < Linfyar zitterte ein wenig bei der Vorstellung, daß sie sich von ihm entfernte, doch er wußte nun, wie er sich in diesem Kontinuum orientieren konnte, und damit kam er sich nicht völlig hilflos vor und konnte sich wieder jene sture Selbständigkeit zu eigen machen, die sein bisheriges Leben ihn gelehrt hatte.
    Shadith schob sich weiter, versuchte, dem hinter ihrer Stirn rumorenden Schmerz keine Beachtung zu schenken, und wußte, daß sie sich von Linfyar entfernte, da sich das körperliche Empfinden seiner Nähe verringerte. >Wer?< riefen ihre Gedanken dem diffusen Wärmehauch entgegen, auf den sie zuhielt. >Wer?< Nach einigen Wiederholungen und einer weiteren Annäherung bekam sie eine überraschende Antwort von der Präsenz vor ihr.
    >Wer?< lautete die verwirrte Frage.
    >Shadith. Eine Freundin Aleytys’. Und du?<
    >Grey. Shadith?<
    >Du hast mich bereits kennengelernte
    >Nein …<
    >Als ich den Leib Lees benutzte und sang.<
    >Was?<
    >Ja, ich bin Shadith, die Sängerin. Die Seele des Diadems.<
    >Lee!< Ein heftigeres Vibrieren in der mentalen Stimme, gefolgt von Schmerz und einem jähen Anflug von Furcht und Verbitterung. >Ein weiterer Traum.<
    >Nein. Lee befindet sich nicht in der Nähe, und das, was du jetzt spürst, ist kein Traum.< Mit der Kraft ihres Willens verlieh sich Shadith genug Bewegungsmoment, um die Distanz zu Grey weiter zu verkürzen. Sie konnte nicht gleichzeitig denken, sprechen und ihre Position verändern, und deshalb verstummte sie dann und wann, um sich neuerliche Stöße zu geben. >Haupt … schickte mich und … Taggert …

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