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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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des ihr bevorstehenden Lebens.)
    Vrithian
    Zweites Läuten
    Finster musterte Hyaroll die vor ihm stehende Frau. Sie hatte mit der Behauptung um Einlaß gebeten, eine seiner Töchter zu sein. Nun, das ließ sich nicht so ohne weiteres abstreiten; es war durchaus möglich. Sie erinnerte ihn an ihre Mutter, die auch immer recht energisch gewesen war. Ein törichtes Weibsstück mit spitzer Zunge, einem prächtigen Körper und sonst kaum noch etwas, an das zu entsinnen sich gelohnt hätte. Eybolli - so lautete ihr Name.
    Die Frau vor ihm, deren Namen er nicht kannte und den er auch gar nicht in Erfahrung bringen wollte, wirkte nur wie ein fader Abklatsch, was sowohl auf die Ausdrucksweise als auch alle anderen Aspekte zutraf. Wenn er bei ihrer Zeugung irgendeine Rolle gespielt hatte, so verbargen sich die entsprechenden Hinweise darauf. Nach einer Weile beruhigte sich die Besucherin ein wenig.
    »Wir wollen sie hier nicht.«
    »Wir?«
    »Die wahren Vrya von Vrithian.«
    »Aha. Was ist mit den wahren Vrya außerhalb von Vrithian?«
    »Die sind nicht hier.«
    »Eine überaus bemerkenswerte Erkenntnis.«
    Die Frau schien erst überrascht zu sein, dann beleidigt. Es bereitete Hyaroll ein nur gelindes Vergnügen zu beobachten, wie sie mit ihrem Ärger fertig zu werden versuchte, und schon nach kurzer Zeit begann er sich wieder zu langweilen und fragte sich, was für eine senile Laune ihn dazu veranlaßt haben mochte, ihr Zutritt in seinen Dom zu gewähren. Er stellte sich vor, wie er ihr einfach einen Tritt gab, sie am Kragen packte, in ihren Gleiter schob und fortschickte, aber er brachte nicht die dazu nötige Entschlußkraft auf. »Hör mal«, gurrte sie ihn an. »Es ist doch alles nicht weiter wild. Du brauchst nur dein Votum zu verändern. Die anderen schließen sich dir dann bestimmt an.«
    »Ach?«
    »Nun, mit der Ausnahme Loguisses vielleicht, aber sie zählt nicht, wenn die anderen dir zustimmen.« Sie klopfte Hyaroll auf den Arm. »Bitte, lieber Paps, erfüll mir doch diesen Wunsch, hmm? Es ist gar nicht nötig, daß du dich näher mit ihr befaßt. Du brauchst nur >nein< anstatt >ja< zu sagen.«
    »Geh jetzt.«
    »Was?«
    »Verschwinde.«
    »Nein. Ich gehe erst, wenn ich eine Antwort von dir bekommen habe.«
    »Die hast du bereits bekommen, und sie lautet ebenso wie die erste. Die vier werden Shareems Tochter als Vryhh anerkennen.«
    Hyaroll schüttelte die Hand der Frau ab und wandte sich an den einen Schritt hinter ihm stehenden Androiden. »Megathen, begleite sie hinaus.«
    Die Frau starrte in die abstrakten und weichen Züge des Kunstwesens. »Rühr mich nicht an. Ich komme der Aufforderung auch so nach.« Sie bedachte Hyaroll mit einem brennenden Blick. »Das dreckige Halbblut wird es hier nicht einmal ein Jahr lang aushalten. Verlaß dich drauf. Warte nur ab …«
    Vrithian
    Protagonisten hinter den Kulissen
    Willow hatte sich im Schneidersitz niedergelassen und stach sich blaue Linien in die Haut des Oberschenkels. Mit geneigtem Kopf schützte sie Gleichmütigkeit vor - doch sie hörte Hyaroll und der weiblichen Vryhh aufmerksam zu.
    Hyaroll stand nicht weit entfernt, die Hände auf den Rücken gelegt, die Beine ein wenig gespreizt, wirkte in dieser Haltung wie ein Felsen im Gras eines gepflegten Rasens. Der Alte Steinerne Vryhh - er hört sowieso nicht hin, du verschwendest nur deinen Atem, Frau.
    Der Alte Steinerne Vryhh, Dieb von Leben, um die Leere in seinem Innern zu füllen. Geh fort, Frau, laß ihn in Ruhe. Wenn die entrüstete Besucherin ihn zu sehr aufregte, bestand die Gefahr, daß er seine Sammlung wieder im Stasistank verstaute, bevor er sich damit befaßte, der angeblichen Tochter zu helfen -oder sie zu bekämpfen.
    Seit einigen hundert Jahren hatte Willow nur dann und wann und ganz behutsam vom Leben kosten können, wenn Hyaroll die aktiven Exemplare seiner großen Sammlung fremder Lebensformen turnusmäßig wechselte und einzelnen Individuen eine bewußte Existenz gewährte, bis sie ihn langweilten. Einige Exemplare waren immer wach, für einige kurze Stunden des Lebens, doch andere Angehörige der Gruppe hatten nur einen rasch vor
    übergehenden Auftritt, kamen und gingen wie Eintagsfliegen. Es war sehr schwer, innerhalb einer so sehr beschränkten Zeit Freunde zu gewinnen und sie ganz nach Lust und Laune Hyarolls wieder zu verlieren. Seit dem dritten Erwachen hielt sich Willow von den anderen fern und verbrachte ihre Zeit nur mit den beiden Wesen, zu denen es eine feste emotionale Beziehung

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