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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Feldzug auf Venus leitete, amtierender Generalstabschef.
    Die anwesenden Damen waren Prinzessin Tania, die noch im Bett lag, ihre Schwester Chrosone und die Gemahlin des Oberherrn, Lydia, die Stiefschwiegermutter der beiden jüngeren Frauen. Prinzessin Tania und ihre Schwester sprachen nicht miteinander, doch durch Prinz Tews unterhielten sie indirekt Verbindung.
    Joquin beobachtete Lydia Linn und suchte in ihrem Gesicht und ihrer Haltung Anhaltspunkte für ihre Einstellung. Er betrachtete sie als eine Frau mit einem enormen negativen Potential. Durch sie hatten die Verhaltensmuster der ganzen Herrschersippe eine radikale Veränderung erfahren. Eine stattliche, noch immer hübsche Frau mittleren Alters, war sie verschlagen, intrigant und überaus gefährlich. Das Spinnennetz ihrer Intrigen überspannte den gesamten Regierungsapparat, und jeder Betroffene hatte auf seine eigene Art und Weise lernen müssen, damit zu leben. Gegenintrigen, Pläne, ständige Wachsamkeit, das Bewußtsein unbekannter Gefahren, die zu jeder Zeit in offene und direkte Bedrohung umschlagen konnten, waren die Folge. Die andauernde Anspannung hatte die Familienbande der Linns zerrüttet und gefährdete den Zusammenhalt der Sippe. Auch in den anderen war jetzt das Gift. Gespannt und nervös, unglücklich und rachsüchtig hatten sie sich hier in diesem Raum versammelt, verbargen ihre Gedanken voreinander, spielten Theater und versuchten das einzige zu verhüllen, was durchsichtig war – ihre Motive. Alles das war dem Wirken der älteren Frau zuzuschreiben.
    So war es kein Wunder, daß Joquin die Gemahlin des Oberherrn beobachtete, um Hinweise auf die Entscheidung zu erhalten, die getroffen worden waren. Wenn sie eine Meinung hatte – und sie hatte immer eine –, würde sie bereits hinter den Kulissen tätig geworden sein. Und wenn es ihr gelungen war, ihren zu Kompromissen neigenden Gemahl zum Handeln in ihrem Sinne zu überreden, dann war die Bühne für die Tragödie bereitet.
    Obgleich er ihren Mienen bereits angesehen hatte, daß sie ihn nur aus optischen Gründen herbeigerufen hatten, zwang Joquin sich zu der Prämisse, daß sie ihn konsultieren wollten. Der Schein war schwierig aufrechtzuerhalten. Joquin hatte den Eindruck, daß sie sich der Form halber seine Erklärung anhörten, seinen Worten tatsächlich aber nur geringe Aufmerksamkeit schenkten. Prinz Tews blickte zu seiner Mutter, ein schwaches Lächeln auf seinem runden Gesicht, und sie ließ ihre Lider halb über die Augen sinken, als wolle sie Gedanken verbergen, die dahinter wohnten. Die zwei Schwestern verharrten mit starren Gesichtern, in denen Langeweile gefroren war, ohne ihre Blicke auch nur einmal von Joquin abzuwenden. Endlich beendete der Oberherr die Spannung, indem er dem Gelehrten zunickte und ihm mit matter Handbewegung bedeutete, daß er gehen könne.
    Joquin verließ den Raum mit schlotternden Knien. Er hatte die verrückte Eingebung, daß er den gefährdeten Tempelgelehrten eine Warnung schicken müßte, doch gab er diese Idee schnell als hoffnungslos auf. Keine Botschaft von ihm würde aus dem Palast gelangen. Schließlich zog er sich zurück, doch er konnte keinen Schlaf finden. Am Morgen war der Befehl angeschlagen, den er sich die ganze Nacht über vorgestellt hatte.
    Joquin, blaß und übernächtigt zwischen den Palastwächtern und Bediensteten, zwinkerte beim Lesen des Anschlags, als könne er seinen Augen nicht mehr trauen.
    Der Anschlag verkündete mit dürren Worten den Befehl des Oberherrn, die Gelehrten des Raheinl-Tempels ohne Ausnahme noch am gleichen Tag aufzuknüpfen. Ihr Besitz sollte beschlagnahmt und die Tempelgebäude dem Erdboden gleichgemacht werden. Anschließend, so lautete der Befehl, sei das Grundstück des Tempels in einen Park umzuwandeln.
    Der Anschlag sagte nichts davon, daß der Park dem Stadtpalast der Linns hinzugefügt werden sollte, obwohl dies später geschah. Der Befehl trug das Siegel und die Unterschrift des Oberherrn selbst. Als Joquin ihn gelesen hatte, begriff er, daß dies eine Kriegserklärung gegen die Tempelgelehrten und ihre Macht war.
     

 
2.
     
    Der Gelehrte Alden war kein Mann, der Vorahnungen hatte. Und ganz gewiß hatte er keine, als er langsam zum Raheinl-Tempel ging. Die Sonne war aufgegangen, und um ihn her leuchteten die frischen Farben des Morgens. Eine sanfte Brise wehte durch die Palmenallee, die von seinem neuen Heim stadteinwärts führte. Seine Gedanken waren das übliche angenehme Kaleidoskop von

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