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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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glasigen Augen da, völlig benommen.
    Als er durch das Gedränge davonwankte, begann sein Verstand wieder zu arbeiten. Er sah ein offenes Tor; und er war durchgeschlüpft und schwebte – das war das neue Gefühl in seinen Beinen – durch das Gebüsch, als ihm klar wurde, daß er sich auf dem Gelände des Stadtpalasts der Linns befand.
    Das brachte ihm den schrecklichsten Augenblick des Morgens. In der Falle gefangen und selbst hineingetappt. Er brach im Schatten eines Zierstrauchs zusammen und blieb eine Weile, vor Furcht halb ohnmächtig, liegen. Dann sah er ein langes, niedriges Gebäude vor sich, das Stallungen, Werkstätten und dergleichen zu beherbergen schien, und stellte fest, daß viele Bäume und Büsche zwischen ihm und diesem Gebäude ausreichend Deckung boten. Zugleich begriff er, daß er wahrscheinlich nicht ungeschoren durch das Tor würde entkommen können, aber auch nicht bleiben durfte, wo er war. Er stand auf, und die Götter waren mit ihm; wenige Minuten später kauerte er in dem langen, schmalen Scheunenraum neben den Stallungen.
    Es war kein gutes Versteck. Die Breite war unzureichend, und die Heuvorräte gingen offensichtlich zur Neige. Nur indem er einen Tunnel in das Heu bohrte, gelang es ihm, sich zu verbergen. Er war kaum zur Ruhe gekommen, als eine der Stalltüren zu seiner Rechten aufgestoßen wurde. Eine gefährlich aussehende, vierzinkige Gabel blitzte, spießte ein Heubündel auf und zog es fort. Mit einem beiläufigen Fußtritt warf der Stallbursche die Tür zu, und Alden hörte die Geräusche sich entfernender Schritte. Er lag unter dem spärlichen Heuvorrat und wagte kaum zu atmen. Gerade als er seinen Kopf hob, um nach einem geeigneteren Versteck Ausschau zu halten, sprang eine andere Tür auf, und wieder stieß eine Gabel ins Heu und hob einen Ballen heraus.
    Trotz des Schocks begann sein Verstand wieder fast normal zu arbeiten. Alden glaubte zu wissen, warum er der Treibjagd entgangen war, die die anderen zur Strecke gebracht hatte. Erst vor zwei Wochen hatte er seine neue Wohnung an der Palmenallee bezogen. Wahrscheinlich hatten die Soldaten zuerst seine alte Adresse aufgesucht und dann die Stadt zu seiner neuen Wohnung durchqueren müssen, mit dem Resultat, daß er zur Zeit ihrer Ankunft bereits das Haus verlassen hatte.
    Also verdankte er sein Überleben lediglich einem Zufall. Alden erschauerte, und dann regte sich allmählich Zorn in ihm, der mörderische Zorn eines Mannes, der sich zu Unrecht verfolgt weiß. Es war ein Zorn, der es ihm erleichterte, auf alles gefaßt zu sein, und er war endlich imstande, mit nüchterner Logik die notwendigen Schritte zu überdenken. Es war offensichtlich, daß er vom Gelände des Stadtpalasts verschwinden mußte. Und er mußte verschwinden, bevor der Nachmittag zu Ende ging und das Tor geschlossen wurde.
    Er begann durch das Heu nach rechts zu kriechen. Dort war eine Tür, die zu den Stallungen führte. Wenn er ungesehen durch den Stall und am anderen Ende ins Freie käme, müßte er durch die Einfahrt dort entkommen können ... Wenn er nur andere Kleider hätte ... Sicherlich hingen Arbeitskleider in den Stallungen, vielleicht sogar Frauenkleider, die für einen Mann mit dem langen Haar des Gelehrten vorzuziehen waren ...
    In einem Stallabteil, das Milchkühen vorbehalten war, fand er, was er suchte. Die Tiere und er waren ganz allein und ungestört, während er sich in Kopftuch, Kittel und Schürze der Melkerin kleidete.
    Angehörige der Palastwache standen in Sichtweite des Tores, aber sie beachteten die ziemlich stämmige Sklavin nicht, die eilig hinaustrottete, als sei sie von einem Vorgesetzten geschickt worden, einen Botengang zu erledigen.
    Es war Spätnachmittag, als Alden sich vorsichtig der Rückseite des Covis-Tempels näherte. Er schwitzte und zitterte nervös, als die Bleiwände vor ihm aufragten. Seine Angst war, daß in diesem Augenblick, wo Sicherheit winkte, etwas geschehen würde. Furchtsam klopfte er an eine der kleinen Hintertüren und wartete mit angehaltenem Atem.
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet; aber er war so angespannt, daß er sofort reagierte und an dem verblüfften Assistenten vorbei in die Dunkelheit des unbeleuchteten Korridors trat.
    Erst als er die Tür aus dem Griff des anderen gerissen und geschlossen hatte, enthüllte Alden dem erschrockenen jungen Mann seine Identität.
     

 
3.
     
    Medron Linn, der Oberherr, ging durch eine Straße der Stadt Linn. Seine Ausflüge in die Stadt waren in den

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