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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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außer sich, erinnerte sich aber an die Anwesenheit der Kinder und beherrschte sich. Sie war gezwungen, nachzugeben.
    Ingrid raffte die Unterlagen auf dem Bett zusammen und marschierte wutschnaubend aus dem Zimmer, ohne sich um die entsetzten Blicke der Kinder zu kümmern.

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    Auf der Rückbank des Taxis ließ Erik grimmig das Handy in den Schoß sinken.
    Von der finnischen Auskunft hatte er drei Teilnehmer mit dem Namen Plögger bekommen. Robert Plögger hatte sich nicht gemeldet, auch Päivkki Plögger nicht. Aber mit Markku Plögger hatte er gerade eben gesprochen – es war Hans’ Sohn.
    Und von ihm hatte er erfahren, dass sein Sohn – und Hans’ Enkel   – Robert in Helsinki ermordet worden war.
    Erik versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Markku Plögger war verständlicherweise noch ganz aufgelöst gewesen, deshalb hatte Erik ihn nicht mit Dingen konfrontieren wollen, die mit seinem Vater zu tun hatten. Aber Erik hatte immerhin erfahren, dass Robert Plögger in Berlin bei einem Trödelhändler gewesen war – offenbar bei dem Mann, dem Markku den Nachlass seines Vaters verkauft hatte.
    Hatte Rastegar mit seinem Satz, der Erik nicht aus dem Kopf ging, darauf angespielt?
Diese Papiere sind sehr gefragt.
War es also möglich, dass Hans’ Tagebücher bei Robert Plögger waren?
    Erik seufzte tief und schaute durch das Seitenfenster auf das vorüberhuschende Berlin. Wieder kam ihm der Anblick seines Vaters im Wagen der unbekannten Männer in den Sinn, von denen einer, laut Katharina Kleve, den Vater »herumkommandiert« hatte. Sein Vater war kein Mensch, den man leicht herumkommandierte. Und dann die Umstände seines Unfalltodes in Gottow. Erik wollte an die Erklärung der Polizei von den jungen Rasern schlicht und einfach nicht glauben.
    Der Todesfall musste strafrechtlich untersucht werden. Er |279| wollte noch einmal mit der Polizei sprechen. Andererseits hatte er ja schon gesehen, wie weit das Interesse der Polizei an dem Fall reichte – und dass sie ihren Standpunkt bereits gefunden hatte.
    Er musste also einen höheren Einsatz wagen.
    Er dachte kurz nach und beugte sich zum Taxifahrer nach vorne. »Können Sie mir sagen, wo es so etwas wie eine zentrale Kriminalbehörde gibt? Also kein normales Polizeirevier?«
    Der Fahrer warf ihm einen verwunderten Blick über den Spiegel zu. »Das BKA besetzt ein ganzes Viertel in Treptow.«
    »Da fahren wir hin«, sagte Erik und schlug erneut eines der Tagebücher auf.
     
    5.12.   Heisenberg war heute im »Virushaus«, um persönlich den Bau des ersten Reaktorprototyps zu überwachen. Wir jungen Assistenten erfahren natürlich nur, was für die Arbeit unmittelbar notwendig ist.
    Zwischen der theoretischen und der experimentellen Physik herrscht ständige Konkurrenz. Es genügt nicht, die Kettenreaktionen der Neutronen und das Erreichen der kritischen Masse zu berechnen, wenn man nicht imstande ist, einen funktionierenden Versuchsreaktor zu bauen.
     
    Während der gesamten Fahrt las Erik in den Tagebüchern und Fotokopien. Besonders interessierten ihn die Kopien, deren Wert der Händler aus irgendeinem Grund so irrsinnig hoch angesetzt hatte. Je genauer er sie sich ansah, umso besser verstand er den Grund dafür. Und umso klarer wurde ihm, wie er das Interesse der Polizei wecken konnte.
    »Wir sind gleich da«, sagte der Taxifahrer.
    Auf der einen Straßenseite befanden sich Geschäfte und ein Kino, auf der anderen ein ordentlicher Zaun, auf dem sich Stacheldraht ringelte. In regelmäßigen Abständen waren Überwachungskameras angebracht. Der Fahrer hielt vor einem modernen, geschlossenen Stahltor. »Weiter kommen wir nicht.«
    Erik zahlte und stieg aus. Sofort kam ein Wachmann in Zivil |280| auf ihn zu, der eine Personenkennkarte um den Hals hängen hatte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der junge Mann nicht gerade überfreundlich.
    »Ich möchte mit jemandem sprechen, der zuständig ist für Atomterrorismus.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Könnten Sie das präzisieren?«
    »Wie es aussieht, habe ich Informationen über einen möglichen Terroranschlag.«
    »Wir reden drinnen weiter.«
    Der Deutsche führte Erik durch die Fußgängertür auf das Gelände, das nicht etwa an ein karges Polizeiareal erinnerte, sondern eher an den Campus einer amerikanischen Universität: gepflegte Rasenflächen, asphaltierte Zufahrtswege, geschmackvoll sanierte rote Backsteingebäude. Sogar die Mitarbeiter sahen jung und lässig aus, wenn sie in kleinen Gruppen

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