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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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mehr zu sehen. Aber gleich darauf richtete er sich wieder auf und verließ den Verschlag. Das Licht hinter der Glasscheibe fing merkwürdig an zu tanzen und zu glühen.
    Feuer
, schoss es Erik durch den Kopf. Der Mann hatte das Büro in Brand gesetzt. Plöggers Tagebücher lagen auf dem Boden und brannten jetzt wie ein Scheiterhaufen.
    Der Mann lief zum Ausgang der Halle, und da erinnerte sich Erik, wo er das Gesicht schon einmal kurz gesehen hatte: In dem Auto, das ihm vor Katharina Kleves Pflegeheim entgegengekommen war. Das Auto, in dem er seinen Vater zum letzten Mal gesehen hatte.
    Sobald der Mann verschwunden war, rannte Erik zum Büro. Die Flammen schlugen bereits hoch. Er raffte so viele Fotokopien auf dem Boden zusammen, wie er konnte, aber schon bald musste er den Flammen weichen, die Hand zum Schutz gegen die Hitze vor das Gesicht halten und zum Ausgang rennen.
    Warum steckte der Mann, der mit Eriks Vater in einem Auto gesessen hatte, die Tagebücher von Hans Plögger und damit Rastegars ganze Halle an?
    Erik rannte mit den Blättern in der Hand auf den Hof und auf die Straße hinaus. Er blickte nach links und sah einen roten Audi-Kombi losfahren.
    Es war derselbe Wagen. Nein, das konnte kein Zufall sein.
    Erik stürzte zu seinem Golf und zog schon im Laufen die Schlüssel aus der Tasche. Er durfte den Mann nicht aus den Augen verlieren. Er warf sich hinters Steuer, schleuderte die Papiere auf den Beifahrersitz und sah den Audi in der Ferne an einer Ampel anhalten. Eriks Hand zitterte bei dem Versuch, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken. Im selben Moment, als sein Wagen ansprang, wurde weiter vorn die Ampel grün. Erik schoss los und hoffte, es hinter dem Audi über die Kreuzung zu schaffen, bevor die Ampel wieder auf Rot sprang.
    |361| Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und sah hinter dem Zaun Rauch aufsteigen. Aber er trat aufs Gaspedal und schaffte es gerade noch bei Gelb über die Kreuzung.
    Den Blick fest auf den Audi gerichtet, tastete Erik nach seinem Handy und rief Schneider an.
    »Hier ist Erik Narva«, sagte er aufgeregt.
    »Was wollen Sie denn noch?«
    »Ich war gerade in der Halle von Rastegar, dem Trödler, am Ende der Lortzingstraße. Dort war der Mann, der mit meinem Vater zusammen Katharina Kleve besucht hat . . . Er hat Tagebücher von Hans Plögger und Fotokopien verbrannt und dabei die ganze Halle in Brand gesetzt. Rufen Sie die Feuerwehr . . .«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Glauben Sie mir nicht, verdammt noch mal? Alarmieren Sie die Feuerwehr und fahren Sie selbst zur Halle, vielleicht interessieren Sie sich ja für einen Fall von Brandstiftung.«
    »Warten Sie einen Moment.«
    Erik hörte, wie Schneider jemandem kurze, scharfe Anweisungen gab.
    »Wo sind Sie jetzt?«, fragte Schneider dann.
    »Ich folge dem roten Audi, den der Brandstifter fährt.«
    »Was?«, fuhr Schneider auf.
    »Der Wagen fährt . . . kleinen Moment.« Erik beugte sich nach vorn, um die Schrift auf dem Navigator zu lesen. »Die Brunnenstraße in Richtung Norden.«
    »Halten Sie an!«, brüllte Schneider wütend. »Hören Sie auf, dem Wagen zu folgen, sind Sie wahnsinnig? Wir übernehmen ab sofort!«
    »Wie wollen Sie das Auto denn finden, wenn ich aufhöre, ihm zu folgen?«
    »Sagen Sie mir, um was für ein Fahrzeug es sich handelt und wie sein Kennzeichen lautet.«
    Erik nannte ihm die gewünschten Informationen.
    »Wir übernehmen, und Sie hören unverzüglich auf, dem Wagen zu folgen«, sagte Schneider mit Nachdruck.
    |362| Ohne zu antworten beendete Erik das Gespräch. Von wegen, ihr übernehmt. Euer Engagement kenne ich.
    Er bog hinter dem Audi in die Osloer Straße ein und reduzierte etwas die Geschwindigkeit, um ausreichend Abstand zu wahren. Der Fahrer des Audi durfte nicht misstrauisch werden. Zum Glück waren die Straßen von Golfs übersät – allerdings wimmelte es auch von Audi-Kombis.
    An der großen, unübersichtlichen Kreuzung Reinickendorfer Straße befürchtete Erik schon, den Wagen aus den Augen verloren zu haben, bis er ihn zu seiner Erleichterung weiter vorne entdeckte. Dann kam der Kreisel, wo Erik plötzlich zwei rote Audis hintereinander sah, aber kein Nummernschild mehr erkennen konnte. Kurz darauf bog der hintere Audi rechts ab, und Erik konnte nur raten, welcher der richtige war. Er beschloss, geradeaus weiter zu fahren. Er beschleunigte, um von hinten einen Blick auf den abgebogenen Audi werfen zu können, und sah am Nummernschild und an der Frau am Steuer, dass er die

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