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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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|488| trat sogleich zornig aufs Gas und machte eine rasante Kehrtwendung. Erik drehte sich um und sah aus dem Fenster. Seine Mutter ging erhobenen Hauptes auf das grüne Auto zu, öffnete die Tür und stieg ein. Dann bog der Amerikaner um die nächste Ecke und Erik verlor seine Mutter aus dem Blickfeld.
    »Unglaublich – deine Mutter hat wirklich – Mut«, flüsterte Katja respektvoll.
    Erik schwieg einen Moment, dann erwiderte er: »Nein. Sie betrachtet es nicht als Risiko. Sie hat ihre Wahl getroffen.«
     
    Stone trat mit den anderen Teilnehmern des Cobra-Komitees auf die mit Zäunen und Anti-Terrorsperren abgeriegelte Downing Street. Hinter dem Gebäude hörte man eine wirre Kakophonie aus Sirenengeheul und dem Lärm eines Hubschraubers im Leerlauf.
    Vor der Tür wartete ein dunkelgrauerr, gepanzerter Kleinbus, überall standen Polizeiautos und Polizeimotorräder mit blinkendem Blaulicht. Das gesamte Regierungsviertel zwischen Themse und St. James-Park wurde evakuiert. Gemäß der Prioritätenliste waren als Erste der Premierminister und die Mitglieder der Regierung in das Krisenhauptquartier außerhalb von London gebracht worden.
    Stone stieg in den Bus, wo die Sitzung des Cobra-Komitees sogleich fortgesetzt wurde. Das Fahrzeug stand in direkter Verbindung zum Bereitschaftszentrum der Metropolitan Police, von wo aus die größte Krisenoperation, die es in London zu Friedenszeiten je gegeben hatte, geleitet wurde.
     
    Erik und Katja hielten sich ganz fest, als der CI A-Beamte den Van im Slalom durch den Sperrring aus Polizeiautos in Richtung Westminster Bridge steuerte. Gelbe Leuchtwesten, Maschinenpistolen und Splitterschutzwesten zogen vorbei. Die Polizisten erweiterten den Sperrgürtel, indem sie sich selbst immer weiter von der Gefahrenstelle weg bewegten.
    Erik zählte innerlich die Sekunden und fragte sich, wie lange |489| seine Mutter brauchen würde, bis sie ins Parkhaus gefahren war und sich von dort wieder entfernt haben würde . . .
    Er blickte sich um. Die Regierungsgebäude blieben rasch zurück. Wenn seine Mutter doch nur in Sicherheit wäre!
    Im selben Moment ließ eine gewaltige Detonation die Erde erzittern. Gleich darauf stieg eine schwarzgraue Rauchsäule zum bewölkten Himmel auf.
    In Eriks Gesicht spiegelte sich stummes Entsetzen.

|490| 70
    Ins Führerhaus des Feuerwehrautos drang außer dem Heulen der eigenen Sirene das Jaulen aus den Martinshörnern der Krankenwagen. Durch die große Windschutzscheibe sah man den St. James-Park und rechts das Gebäude des Innenministeriums.
    Im Lautsprecher des Funkgeräts rauschte es.
»Achtung, an alle Einheiten. Wir haben eine Warnung erhalten: Wir haben es möglicherweise mit einer schmutzigen Bombe zu tun. Annäherung nur mit NC B-Schutz . Die Strahlung in der Umgebung der Detonationsstelle muss sofort gemessen und gemeldet werden.«
    Die Feuerwehrmänner sahen sich entgeistert an. Nach der Ecke Storey’s Gate sahen sie vor sich das von Rauch und Staubwolken umhüllte Queen-Elizabeth-Konferenzzentrum. Schwarzer Rauch quoll aus der eingestürzten Zufahrt zur Tiefgarage, vor der die Schranke aus den Angeln gehoben war.
     
    David Stone musste seine gesamte Willenskraft aufbieten, um einigermaßen ruhig zu bleiben. Er zog sich das Gummiband des Mundschutzes über den Kopf und schaute auf das alptraumhafte Panorama vor dem Busfenster: schwarzer Rauch breitete sich in Richtung Parlament und Themse aus.
    Auf die Stille des Schocks folgte das Heulen der Sirenen. Dann begannen die Businsassen nach und nach, mit ihren Handys zu telefonieren. Sie gaben Anweisungen und hörten sich Berichte an.
    Auch Stone nahm sein Telefon zur Hand. Er rief Branson an, der zu Ingrid Stormare gefahren war, weil Lambert sich nicht mehr gemeldet hatte. Branson hatte ihm von dem brennenden |491| Haus und später aus dem Van Bericht erstattet; er hatte die Stormare sowie Erik Narva und dessen Frau bei sich gehabt – jene drei Personen, die als einzige zu viel wussten.
    »Hier ist Mellor«, meldete er sich bei Branson mit falschem Namen, obwohl die Verbindung maximal kodiert war. »Wie ist die Lage?«
    »Ich bin im Auto mit den Narvas. Frau Stormare hat das Auto mit der Bombe in eine Tiefgarage gefahren und ist vermutlich bei der Explosion ums Leben gekommen.«
    »Bring die Beute aus dem Nest und räum das Nest leer! Keine Spuren.«
    Stone gab seinen Befehl nicht leichten Herzens.
     
    In der Westminster Bridge Road östlich der Themse legte Branson das Telefon aus der Hand und

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