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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Terroristen fast ausnahmslos auf eine Serie, mindestens aber zwei Detonationen anlegten.
    Die Kreuzung Portsmouth Road kam rasend schnell näher. Das Ehepaar Narva auf der mittleren Sitzbank hatte sich zu der alten Frau umgedreht, die mit angezogenen Beinen ganz hinten lag. Branson gab noch mehr Gas, und anstatt zum Krankenhaus abzubiegen, fuhr er in Richtung A3 weiter, die nach London hinein führte.
    »Was ist? Warum fahren Sie nicht zum Krankenhaus?« rief Erik wütend. »Meine Mutter braucht einen Arzt!«
    »Wir haben jetzt Dringenderes zu erledigen«, sagte Branson. Er blickte in den Spiegel und sah, wie die beiden sich verzweifelt anschauten.
    Dazu hatten sie mehr Grund, als sie ahnten.
     
    Abid fuhr auf der Horse Guards Road, die am östlichen Rand des St. James-Parks entlangführte, nach Süden und sah voller Erwartung auf die Uhr. Jeden Moment musste es am Leicester Square zur Detonation kommen.
    Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Sprengladung im Laderaum des Kleinlieferwagens gezündet wurde, waren es hingegen noch sechzehn Minuten. Relativ viel Zeit, aber auch nicht zu viel. Es war besser, jetzt keine Runde mehr zu fahren.
    Abid blickte sich unauffällig um, aber er registrierte trotzdem auf der linken Seite die mit Maschinenpistolen ausgerüsteten Polizisten vor dem massiven schwarzen Tor, das die Downing Street nach Westen hin abschloss. Rechts im Park waren rund um den Teich zahlreiche Leute unterwegs, viele von ihnen schoben einen Kinderwagen. In dieser Gegend befand sich nicht nur der administrative Kern des Landes: knapp achthundert Meter weiter, am anderen Ende des Parks, stand der Buckingham Palast.
    Abid richtete den Blick auf den gut zweihundert Meter entfernten Straßenabschnitt gegenüber dem Finanzministerium. Dort sollte er den Wagen abstellen. Während er in normalem |482| Tempo weiterfuhr, war ihm klar, dass er auf den Bildern zahlreicher Überwachungskameras zu sehen war.
    Wie oft zuvor stand an der vorgesehenen Stelle ein Taxi und ein Stück weiter – ein Polizeiauto. Abid war erleichtert. Die schlimmste Variante wäre gewesen, wenn an der Straße genau so ein dunkelgrüner Kleinlieferwagen gestanden hätte, wie er selbst einen fuhr. In dem Fall wäre er an die Ersatzstelle im Birdcage Walk am Südrand des Parks gefahren. Dann wäre die Entfernung bis Whitehall aber unnötig groß gewesen.
    Abid setzte den Blinker und drosselte das Tempo. Gerade stieg ein japanisches Touristenpärchen in das Taxi. Abid hielt hinter dem Taxi an, ließ den Motor laufen und nahm einige Papiere aus dem Handschuhfach, die er sich scheinbar genau ansah. Er hatte in die echten Autos von
Enviromental Maintenance Services
hineingeschaut, und so wie die Gegenstände dort verstreut waren, hatte er sie auch in seinem geklonten Fahrzeug drapiert: Wasserflasche und Chipstüte auf dem Beifahrersitz, abgegriffener Stadtplan in der Türablage.
    Am sinnvollsten wäre es gewesen, die Zeitschaltuhr erst jetzt zu stellen, aber das Risiko war einfach zu groß: In unmittelbarer Nähe befanden sich auf einem Laternenpfahl Überwachungskameras, die in drei Richtungen schauten.
    Die Türen des Taxis gingen zu, und der Wagen fuhr davon. Nun war der Blick auf das zwanzig, dreißig Meter weit entfernt stehende, leere Polizeiauto frei. Dessen gelb-rote Heckstreifen leuchteten in der Abenddämmerung.
    Nachdem er einige Minuten lang in seinen Papieren geblättert hatte, griff Abid nach dem Werkzeugkasten im Fußraum vor dem Beifahrersitz und stieg aus. Den Motor ließ er laufen. Das war eine klare Botschaft an die in der Gegend patrouillierenden Polizisten, dass es sich nur um einen kurzen Halt handelte. Sollte jemand auf die Idee kommen, das Auto zu stehlen, dann war das umso besser – besonders wenn die Fahrtrichtung danach Whitehall hieß.
     
    |483| Auf dem Rücksitz des dahinrasenden Vans spürte Erik, wie Katja seine Hand nahm. In der Victoria Street überholte der Fahrer ein Auto nach dem anderen, betätigte unablässig die Lichthupe und scherte sich keinen Deut um die Verkehrsregeln. Über rote Ampeln fuhr er mit Dauerhupe. Eriks Mutter begann sich zu regen, sie kam langsam wieder zu Bewusstsein.
    Nach Cobham hatte Erik den Fahrer aufgefordert, zum Molesey Krankenhaus nach Esher zu fahren, aber der Mann war ohne ein Wort zu sagen weiter durch Wandsworth, Hammersmith und Kensington in Richtung Londoner Innenstadt gerast.
    »Der Fahrer ist bestimmt von der selben Institution, wie der Mann, der versucht hat, deine Mutter

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