Das Erbe des Loewen
haben einen Wettkampf auszutragen.“ Er gab ihr den Vorsprung, den sie gefordert hatte, gewann jedoch das Rennen mühelos.
„Und nun will ich meinen Preis einfordern“, sagte Kieran, als sie im Schatten der Festung ihre Pferde zügelten.
Anmutig gab sich Laurel geschlagen. Sie drängte den Wallach näher und hob ihren Blick. „Es ist Rath, der einen Kuss
verdient“, sagte sie dann.
„Vielleicht. Und du kannst ihm diesen geben. Ich möchte mehr als einen Kuss.“ Kieran stieg ab und hob sie aus dem Sattel. Er hielt sie sicher in den Armen, als er nach dem zusammengerollten Tartan griff, der hinter dem Sattel lag.
„Wohin gehen wir? Was hast du vor?“
„Hast du Angst?“ Besorgnis ließ ihn die Brauen hochziehen. Sie lächelte. „Eine MacLellan hat niemals Angst.“
„Kannst du dich nicht Sutherland nennen?“ fragte er verdrossen. „Tut es dir Leid, dass du dein Erbe für einen Mann aufgabst, der keines hat?“ Der Schmerz in diesen Worten schien sie zu durchbohren. Noch hatte sie ihm nicht verständlich gemacht, was Familie und Erbschaft bedeuteten.
„Ich habe nichts aufgegeben. Ein Teil von mir wird immer MacLellan sein. Nur habe ich mein Leben mit dem deinen vereint. Zusammen werden wir eine neue Stammeslinie durch unsere Kinder gründen, die uns folgen werden.“
Sein Ausdruck wurde sanft, und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Daran habe ich nicht gedacht“, sagte er mit rauer Stimme. Sein Blick fing sich in dem ihren, zärtlich, sehnsuchtsvoll.
„Vielleicht ist das bereits geschehen“, erwiderte sie sanft. Ein Kind würde sie noch enger aneinander binden.
„Was?“ Kierans Verwirrung wich blankem Entsetzen. Er ließ Laurel auf den Erdboden hinabgleiten, seine Hand berührte sanft ihren flachen Bauch. „Was ist, wenn mir etwas zustößt? Wenn ich getötet werde und du ... du ebenfalls stirbst? Was wird dann ... dann damit?“ rief er aus.
Laurel stockte der Atem. Sie war blind gewesen, nicht zu sehen, dass es nicht nur Ross Carmichael war, von dem Kieran glaubte, betrogen worden zu sein. Armer Mann. Er dachte, seine Eltern hatten ihn im Stich gelassen. Doch weder wollte er ihr Mitleid, noch würde es seine Ängste beruhigen. Rasch suchte sie nach etwas anderem.
„Meine Familie ist sehr langlebig“, begann sie. „Großmutter starb vor zwei Jahren im Alter von fünfundsechzig. Großvater ist zwei Jahre älter und war stark wie ein Ochse, bis er verwundet wurde. Selbst wenn ich jung sterben sollte, könnte meine Familie unser Kind großziehen, wie es Tante Nesta und Großvater bei mir und Collie taten.“
„Was ist mit dem Besitz des Kindes?“ fragte er grimmig. „Meine Clansleute würden niemals so tief sinken, ihm etwas zu stehlen.“
„Ich dachte nicht, dass meine es tun könnten“, sagte er. Doch sein Stirnrunzeln verschwand. „Immerhin ist Stratheas nicht Carmichael Castle.“
Laurel nickte. Wenn es ihn beruhigte, zu denken, dass ihr Erbgut unbedeutend wäre verglichen mit dem, um das man ihn betrogen hatte, so sollte es ihr recht sein. Sie wollte ihn nicht daran erinnern, dass Aulay Kerr sogar Mordabsichten hegte, um Edin Valley in seine gierigen Hände zu bekommen. „Willst du damit die gewonnenen Stunden verbringen?“ fragte sie und warf ihm einen verführerischen Blick zu.
„Nein.“ Sein Blick verfinsterte sich. „Ich habe eine Erinnerung auszulöschen, die Erinnerung an das, was ich in unserer Hochzeitsnacht tat.“
„Letzte Nacht war unsere Hochzeitsnacht, und keine Frau könnte sich eine schönere wünschen.“
Die Frage nach Kindern war für den Augenblick vergessen, Kieran wandte den Kopf und küsste ihre Handfläche. Seine Gefühle waren zu tief, zu neu, um sie in Worte zu fassen. In den wenigen Tagen war Laurel ihm wichtiger geworden als alles andere ... außer Carmichael. Und das ängstigte ihn. Er hatte noch nie jemanden so nahe an sich herangelassen, doch wenn er daran dachte, dass er sie beinahe verloren hätte ...
Er hob Laurel auf die Arme und barg das Gesicht an ihrem Hals, um die schrecklichen Gedanken zu verbannen. „Laurel.“ „Ja.“ Ihr Atem strich warm über seine Haut. „Hätte ich gewusst, welchen Preis du forderst, ich hätte das Rennen sofort aufgegeben.“
Ihre neckende Stimme stellte sein inneres Gleichgewicht wieder her. Er zog sie fest an sich und schritt mit ihr den Pfad entlang zur Ausfallpforte.
Laurel spürte seine Ungeduld. „Lass mich hinunter, während du das Tor öffnest“, bot sie ihm an, doch er
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