Das Erbe des Loewen
wollte nicht. Er stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich ins Schloss. Mit langen Schritten ging er die Stufen zum Haupttor hoch. Dann standen sie an der Schwelle zu Stratheas.
Die Tür zu dem Gemach, das früher ihre Eltern und zuvor die Großeltern bewohnt hatten, stand offen. Er stieß sie hinter sich zu und lehnte sich an die massive Eichentür. Mit nüchternem Blick betrachtete er die starken Mauern und die geschlossenen Fenster, die das Licht abhielten. Laurel erinnerte sich, wie nobel und schön der Raum zur Zeit ihrer Eltern gewirkt hatte. Nun wirkte er kahl und leer.
„Die Einrichtungsgegenstände und die Vorhänge werden in
Edin Tower verwahrt“, begann Laurel und beschrieb die wunderschön geschnitzten Dinge, die die Handwerker des Clans gefertigt hatten. Munter kamen ihr die Worte über die Lippen, denn sie war begierig, dass Kieran sein neues Zuhause mochte. Ihr gemeinsames neues Zuhause.
Kieran öffnete die Fensterläden. Wärme und Licht durchfluteten das Gemach. Eine sanfte Brise wehte herein und vertrieb die abgestandene Luft.
„Was denkst du?“ fragte Laurel leise.
Die Hände in die Hüften gestemmt, den Kopf erhoben, stand er im Sonnenlicht und blickte zum Fenster hinaus. „Deine Vorfahren haben diese Lage gut gewählt. Denn der Burgfried ist weitaus massiver und besser zu verteidigen als Edin Tower. “
So spricht der Krieger. „Denkst du, dass du hier glücklich sein wirst?“
„Hier?“ Er runzelte die Stirn.
„Ich ... ich weiß, es sieht jetzt nicht sehr einladend aus, doch warte, bis wir alles wieder hierher geschafft haben. O Kieran, ich sehne mich danach, wieder heimzukehren. Ich mag Edin Tower, doch bedenke, ich wurde hier geboren und erwartete, mein ganzes Leben auf Stratheas zu verbringen.“ Ihre atemlose Begeisterung traf Kieran bis ins Innerste.
Wie konnte er ihr sagen, dass er keine Absicht hatte, hier zu leben? Schuft, dachte er und blickte sich erneut um.
„Es ist eine schöne Burg.“ Obwohl heute seine Gedanken bei Laurel gewesen waren, als sie Stratheas betreten hatten, erinnerte er sich an Einzelheiten von seinem ersten Besuch. Hohe, starke Mauern. Ordentliche Nebengebäude in gutem Zustand. Stratheas hatte man gut erbaut und genauso liebevoll erhalten. Er wollte einen vertrauenswürdigen Kastellan finden, der den Besitz für ihn verwaltete. Rhys vielleicht. Es wäre eine passende Belohnung für den Freund, der ihm in all den Jahren treu zur Seite gestanden hatte. „Es wird uns gut dienen.“ Er lächelte schwach und dachte an Rhys.
„O Kieran.“ Sie ging zu ihm, legte die Arme um ihn und schmiegte die Wange an seine Brust. „Wir werden hier sehr glücklich sein.“
„Ja.“ Er hoffte, sie würde das verräterische Schlagen seines Herzens nicht vernehmen.
So sehr sie Aufrichtigkeit schätzt, so sehr muss sie meine Lügen hassen, dachte er und strich ihr übers Haar. Das Geflecht hatte sich während des Rennens gelöst, und seine Finger spielten mit den seidenweichen Strähnen. Laurel musste verstehen, dass sein Plan Ross nicht zu Ohren kommen durfte. Sie wüsste, er, Kieran, konnte den MacLellans helfen, war er erst einmal Laird der Carmichaels. Mit seinen Truppen zum Schutz konnten sie die Ebene jenseits des Passes wieder bewirtschaften. Er könnte ihnen helfen, Handelsverbindungen aufzubauen, und sie wohlhabend machen. Sie würde ihm diese kleine Lüge vergeben.
„Mmm. Ich könnte für immer so dastehen“, sagte Laurel.
„So. Könntest du das?“ fragte er und wurde sich plötzlich bewusst, wie begrenzt ihre Zeit war. Die MacLellans übten sich in der Waffenkunst mit einer Inbrunst, die von der Verzweiflung, ihr Tal zu schützen, angespornt wurde. Ihre Verteidigungskenntnisse mussten ohnehin geübt werden. In einer Woche wollte Kieran sie so weit haben, dass sie bereit waren, gegen die Carmichaels zu ziehen. Dies konnte also der letzte sorglose Augenblick sein, den sie gemeinsam hatten. „Vielleicht habe ich andere Absichten mit dir.“
„Ich stehe Euch zur Verfügung, Mylord. Immerhin habt Ihr gewonnen. “
„Ja. Das tat ich.“ Er gab sie lange genug frei, um den Tartan auf den mit Sonnenlicht beschienenen Fussboden zu breiten, dann ließ er sich auf den dicken Stoff nieder und zog sie zu sich herab. „Ich habe dich vermisst.“
„Und ich dich.“ Sie gab sich seiner Umarmung hin, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre. Und das ist es auch, dachte Kieran, erneut darüber erstaunt, wie sich alles zum Rechten fügte. Wie war
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