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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Dorfschmied in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Metall brachte, bot Granny und Esk an, sie auf seinem Karren mitzunehmen. Der dauernd hin und her schaukelnde Wagen bot zwar nicht gerade ein Übermaß an Bequemlichkeit, aber Oma Wetterwachs zog die Fahrt einem anstrengenden Fußmarsch vor, nicht zuletzt deshalb, weil sie ihre wenige Habe in einem großen Sack verstaut hatte. Vorsichtshalber saß sie darauf.
    Eskarina hielt den Zauberstab und beobachtete den vorbeigleitenden Wald. Nach einigen Meilen sagte sie: »Du hast mir doch gesagt, die Pflanzen in weiter Ferne seien völlig anders.«
    »Und das stimmt auch.«
    »Die Bäume dort sehen ganz normal aus.«
    Granny beobachtete sie mißtrauisch.
    »Sie tarnen sich«, behauptete sie kühn.
    Sie spürte, wie sich erste Panik in ihr regte. Sie bedauerte es nun, Esk in fataler Gedankenlosigkeit versprochen zu haben, sie zur Unsichtbaren Universität zu begleiten. Granny bezog ihr Wissen über den Rest der Scheibenwelt aus Gerüchten und ihrem Almanach, und deshalb war sie felsenfest davon überzeugt, daß Unheil in der Fremde lauerte: Erdbeben, Flutwellen, Seuchen und Massaker, viele von ihnen diwers, wenn nicht noch schlimmer. Aber sie klammerte sich an ihrer Entschlossenheit fest, alles tapfer durchzustehen. Eine Hexe verließ sich zu sehr auf Worte, um ein einmal gegebenes Versprechen zu mißachten.
    Sie trug anständiges Schwarz, unter dem sie mehrere Hutnadeln und ein langes Brotmesser versteckte. Das wenige Geld, das ihnen Gordo Schmied widerstrebend angeboten hatte, verbarg sich irgendwo zwischen ihren zahlreichen Unterröcken. In den Taschen der Bluse klirrten und klapperten mehrere Glücksbringer, Talismane und Verderbensbanner. Die Handtasche enthielt ein nagelneues Hufeisen, von dem sie hoffte, daß es auf zu aufdringliche Leute (insbesondere Männer) ebenso wirkte wie Knoblauch und Kruzifixe auf durstige Vampire. Mit dieser Ausrüstung fühlte sich Oma Wetterwachs einigermaßen bereit, der Welt gegenüberzutreten.
    Der Weg wand sich an steilen Berghängen entlang. An diesem Tag wölbte sich ein klarer Himmel über der Landschaft, und die Spitzhorngipfel erhoben sich stolz und weiß, wie die Bräute des Firmaments, um deren Aussteuer sich einige dunkle Wolkenfetzen stritten. Die vielen kleinen Bäche, die am Rande des Pfades gluckerten oder ihn kreuzten, flossen träge an Mädesüß und Hurtigwurzeln vorbei.
    Gegen Mittag erreichten sie den Vorort von Ohulan – die Stadt war zu klein, um mehr als einen Vorort zu haben, und er bestand nur aus einer Schenke und den Hütten einiger Familien, die den urbanen Streß nicht ertrugen. Einige Minuten später rumpelte der Karren auf den (einzigen) Platz der Metropole.
    Wie sich herausstellte, trafen sie an einem Markttag ein.
    Oma Wetterwachs stand unsicher auf dem Kopfsteinpflaster und hielt sich krampfartig an Eskarinas Schulter fest, während eine bunte Menschenmenge sie umwogte. Sie hatte gehört, daß Frauen vom Lande, die zum erstenmal in großen Städten weilten, anstößigen Dingen begegnen konnten, und deshalb hielt sie die Handtasche wie eine Waffe. Jeder Mann, der so töricht gewesen wäre, ihr auch nur zuzunicken, hätte sofort Grannys Hufeisen kennengelernt.
    Eskarinas Augen funkelten. Der Platz bot sich mit einer Vielfalt von Geräuschen, Farben und Gerüchen dar. Auf der einen Seite sah sie die Tempel der wichtigeren Scheibenweltgötter, und der Wind wehte ihr sonderbare Düfte zu, verwob sie zu einem betörenden Aroma, in das auch andere Gerüche Eingang fanden. Esk schnupperte genießerisch in den Rauchschwaden Dutzender offener Feuer und richtete den staunenden Blick auf die verlockenden Auslagen der Stände.
    Granny wanderte ziellos umher. Die Marktbuden weckten auch ihr Interesse. Sie betrachtete die angebotenen Gegenstände, während sie aus den Augenwinkeln weiterhin nach Taschendieben, Erdbeben und ersten Anzeichen erotischer Einflußnahme Ausschau hielt. Schließlich erweckte etwas Vertrautes ihre Aufmerksamkeit.
    In einem schmalen Zwischenraum zwischen zwei Häusern hatte jemand einen mit schwarzen Tüchern verhangenen Verschlag errichtet. Zwar wirkte er eher unauffällig, doch erstaunlicherweise zog er viele Kunden an. Es handelte sich hauptsächlich um Frauen aller Altersgruppen, aber Granny bemerkte auch einige Männer. Alle offenbarten eine ähnliche Verhaltensweise: Niemand hielt direkt auf den Stand zu. Jeder Interessent schlenderte daran vorbei, machte plötzlich kehrt und

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