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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weiblicher Zauberer, wie? Um nicht zu sagen: eine Zauberin?«
    »Granny bringt mich zur Unsichtbaren Universität«, meinte Esk. Hilta hob die Brauen. »Weißt du, wo sie sich befindet?«
    Granny runzelte die Stirn. »Nun, nicht genau«, gab sie zu. »Mit Städten und so kennst du dich besser aus als ich. Ich dachte, du könntest mir den Weg weisen.«
    »Es heißt, die Unsichtbare Universität habe viele Türen, doch jene Tore, die in dieser Welt existieren, öffnen sich in Ankh-Morpork«, sagte die andere Hexe. Granny starrte sie groß an. »Am Runden Meer«, fügte Hilta hinzu. Und als Oma Wetterwachs weiterhin eine abwartende Haltung einnahm: »Fünfhundert Meilen entfernt.«
    »Oh!«, machte Granny.
    Sie stand auf und klopfte sich unsichtbaren Staub vom Rock. »Dann sollten wir besser keine Zeit mehr verlieren«, brummte sie.
    Hilta lachte. Eskarina mochte dieses Geräusch. Granny lachte nie. Sie gab nur dadurch zu erkennen, fröhlich und heiter gestimmt zu sein, daß ihre Mundwinkel zuckten. Doch Hilta kicherte wie jemand, der gründlich über die Welt nachgedacht und den Witz darin gesehen hatte.
    »Verschiebt die Abreise auf morgen«, schlug sie vor. »Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es nicht an. Ich habe zu Hause genug Platz. Übernachtet bei mir. Ruht euch aus, bevor ihr euch auf den Weg macht.«
    »Wir möchten dir nicht zur Last fallen«, sagte Granny.
    »Unsinn! Seht euch ein wenig um, während ich meinen Kram zusammenpacke.«
     
    Ohulan war der Umschlagplatz für die Waren und Produkte eines weiten Hinterlands, und der Markttag endete nicht etwa mit dem Sonnenuntergang. An allen Ständen und Buden wurden Fackeln entzündet, und Lichter funkelten neben den geöffneten Türen der Schenken und Tavernen.
    Selbst die Priester stellten bunte Lampen nach draußen, um Leute anzulocken, die sich erst des Abends an ihre Frömmigkeit erinnerten.
    Hilta verhielt sich wie eine dünne Schlange in hohem Gras, als sie sich geschickt einen Weg durch das Gedränge bahnte. Sowohl der Laden als auch die Dinge, die sie darin verkaufte, fanden in einem verblüffend kleinen Bündel auf dem Rücken Platz. Ihr Schmuck klirrte und klimperte wie eine ganze Kompanie Flamenco-Tänzer. Granny stapfte hinter ihr und versuchte, den Anschluß nicht zu verlieren. Immer wieder verzog sie das Gesicht: Ihre Plattfüße lehnten es stur ab, sich an das harte Kopfsteinpflaster zu gewöhnen.
    Eskarina verirrte sich.
    Das war nicht gerade leicht, aber schließlich gelang es ihr, als sie durch die Lücke zwischen zwei Marktbuden sprang, dem Verlauf einer schmalen Gasse folgte und sich mehrmals nach rechts und links wandte. Oma Wetterwachs hatte sie mehrmals und in aller Deutlichkeit vor den namenlosen Dingen gewarnt, die in Städten lauerten – und bewies damit einen erstaunlichen Mangel an pschikologischem Verständnis. Der einzige Erfolg ihrer mit düsterer Stimme vorgetragenen Hinweise bestand darin, daß sie Esks Neugier weckte. Das Mädchen wollte die gute Gelegenheit nutzen, eigene Erfahrungen zu sammeln.
    Wobei ihr kaum eine Gefahr drohte: Ohulan war noch so barbarisch und unzivilisiert, daß nach Einbruch der Dunkelheit nur einige Diebe umherschlichen (die noch nicht wußten, wie man verriegelte Türen und Fenster aufbrach und morgens ziemlich enttäuscht nach Hause zurückkehrten – um dort festzustellen, daß ein Kollege die Wohnung leergeräumt hatte). Soviel zur ohulanischen Kriminalität. Das angeblich erotische Gewerbe beschränkte sich auf einige eher harmlose und zum Gähnen einladende Darbietungen, und die meisten Männer in der Stadt zogen es vor, nach dem Tageswerk an der Theke zu stehen und einen Krug Bier nach dem anderen in sich hineinzuschütten – bis sie entweder umfielen oder sangen. Oder beides.
    Nach den dichterischen Standardbeschreibungen sollten junge Mädchen so würdevoll durch Märkte wandeln, wie weiße Schwäne über einen vom Mondschein erhellten See gleiten. Aufgrund gewisser praktischer Probleme zog es Eskarina vor, sich wie ein kleiner Autoskooter durch die Menge zu schieben: Sie prallte von Körper zu Körper, während die Spitze des Zauberstabs rund einen Meter über ihr wankte. Manche Köpfe drehten sich danach um, und zwar nicht nur deswegen, weil sie davon getroffen wurden. Es geschah häufiger, daß Zauberer nach Ohulan kamen, aber noch niemand hatte einen hundertzwanzig Zentimeter kleinen Magier mit langem Haar gesehen.
    Ein aufmerksamer Beobachter hätte in Eskarinas symbolischem

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