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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gulta? Und was hat das Schwein hier zu suchen?«
    »Dieses Schwein«, sagte Granny Wetterwachs, »ist dein Sohn.«
    Esks Mutter sank mit einem ächzenden Seufzen zu Boden, doch Gordo war nicht ganz so unvorbereitet und bedachte Gulta mit einem scharfen Blick. Das Ferkel befreite sich von Hemd und Hose, schnüffelte am ersten Fallobst und schmatzte genießerisch.
    »Hat sie das getan?«, fragte der Schmied und deutete auf seine Tochter.
    »Ja. Besser gesagt: Es geschah durch sie.«
    Argwöhnisch betrachtete Granny den Zauberstab.
    »Oh!«
    Gordo musterte seinen fünften Sohn und überlegte, daß ein Schwein weitaus weniger Erziehungsprobleme schuf. Geistesabwesend streckte er die Hand aus und gab dem immer noch schreienden Cern einen Klaps auf den Hinterkopf.
    »Kannst du ihn zurückverwandeln?«, brummte er. Granny drehte sich um und gab die Frage an Esk weiter, die einfach nur mit den Schultern zuckte.
    »Er meinte, ich sei nicht imstande zu zaubern«, erwiderte sie ruhig.
    »Nun, ich glaube, du hast ihm das Gegenteil bewiesen«, sagte Granny. »Gib ihm seine ursprüngliche Gestalt zurück, Fräulein. Jetzt sofort. Auf der Stelle. Hast du gehört?«
     
    Eskarina sah trotzig nach unten. Und Granny starrte streng nach oben. Zwei Bewußtseinssphären prallten wie dicke Knüppel aufeinander, und die Luft zwischen Hexe und Schülerin verdichtete sich. Nun, Oma Wetterwachs hatte ihr ganzes Leben damit verbracht, aufsässigen Wesen ihren Willen aufzuzwingen. Eskarina erwies sich zwar als überraschend starke Gegnerin, aber sie konnte ihr nicht auf Dauer Widerstand leisten.
    »Na schön«, jammerte das Mädchen schließlich. »Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, daß er als Schwein wenigstens einen gewissen Zweck erfüllt, aber …«
    Eskarina wußte nicht, woher die Magie kam, die ihren Bruder verwandelt hatte. Zögernd streckte sie den geistigen Arm aus, berührte etwas und drückte zu. Aus dem grunzenden Ferkel wurde ein nackter Gulta, in dessen Mund ein Apfel steckte.
    »Grmphf«, sagte er. »Mphf?«
    Granny wandte sich dem Schmied zu.
    »Glaubst du mir jetzt?«, stieß sie hervor. »Meinst du noch immer, deine Tochter solle ein ganz normales Leben führen und die Magie einfach vergessen? Stell dir nur mal vor, was ihrem armen Ehemann blüht, wenn sie irgendwann heiratet …«
    »Aber du hast doch immer wieder betont, Frauen könnten keine Zauberer werden«, erwiderte Gordo. Er war ziemlich beeindruckt. Oma Wetterwachs hatte nie irgend jemanden in etwas verwandelt.
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig«, sagte Granny und versuchte, sich zu beruhigen. »Esk braucht eine anständige Ausbildung. Sie muß lernen, wie man die magische Energie beherrscht. Meine Güte, habt doch endlich Erbarmen mit dem Jungen und bedeckt seine Blöße.«
    »Gulta, zieh dich an und hör auf zu grunzen!«, befahl Vater Schmied und richtete den Blick dann wieder auf die Hexe.
    »Ich glaube, du hast irgendeine Art von Schule erwähnt, nicht wahr?«, erkundigte er sich skeptisch.
    »Ja, die Unsichtbare Universität. Dort werden Zauberer unterrichtet.«
    »Kennst du den Weg?«
    »Ja«, log Granny, die mit Geographie fast ebenso vertraut war wie mit subatomarer Nuklearphysik.
    Der Schmied musterte seine schmollende Tochter.
    »Und dort wird man sie zu einem Zauberer machen?«, fragte er. Granny seufzte.
     
    Eine Woche später schloß Oma Wetterwachs die Tür ihrer Hütte ab und versteckte den Schlüssel im Abort – an einem weithin sichtbaren großen Haken. Um die Ziegen kümmerte sich eine Schwester, die in einem anderen Dorf wohnte und versprochen hatte, das Haus im magischen Auge zu behalten. Blödes Kaff mußte eben eine Weile ohne Hexe auskommen.
    Granny dachte voller Unbehagen daran, daß man die Unsichtbare Universität nur dann fand, wenn sie sich zeigen wollte. Sie beschloß, die Suche danach im nächsten größeren Ort zu beginnen, in Ohulan Cutash, einer rund fünfzehn Meilen entfernten Ansammlung von ungefähr hundert Häusern. Jeder kosmopolitische Bürger von Blödes Kaff legte großen Wert darauf, jenes Städtchen mindestens ein-, oder zweimal im Jahr aufzusuchen. Granny hingegen hatte nur eine solche Reise unternommen, vor vielen Jahren – und unverzüglich entschieden, von solchen Ortschaften nichts zu halten. Ihrer gnadenlosen Meinung nach rochen sie nicht richtig, stanken geradezu, und man lief dauernd Gefahr, sich zu verirren. Außerdem konnte sie das nervöse Gehabe der Städter nicht ausstehen.
    Ein Fuhrmann, der dem

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