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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vorstellungsbilder.
    Jeder zweitrangige Wirt steht in einer gewissen Resonanz mit dem Bier, das er ausschenkt, und zu seinem großen Erschrecken mußte Skiller feststellen, daß die Vibrationen der großen Fässer hinter ihm nicht mehr den typischen Emissionen von Hopfen und Malz entsprachen. Statt dessen erinnerten die Schwingungen an Milch.
    Zögernd betätigte er den Zapfhahn, und tatsächlich: Weiße Flüssigkeit rann daraus hervor.
    Der Stab ragte noch immer hinter der Theke auf, wirkte wie ein Periskop. In Skiller entstand das unangenehme Gefühl, daß ihn der Stock ansah.
    »Vergeude sie nicht«, sagte eine Stimme. »Eines Tages wirst du dankbar dafür sein.«
    Granny benutzte diesen Tonfall, wenn es Eskarina beim Mittag-, oder Abendessen an der gebührenden Begeisterung mangelte und sie mißmutig in einem Teller vormals grüner Bohnen stocherte – die Oma Wetterwachs so lange gekocht hatte, bis sie gelb wurden und auch die letzten Vitamine verloren. Für Skillers hypersensitive Ohren kamen diese Worte keiner Warnung gleich, sondern einer Prophezeiung. Er schauderte. Und er fragte sich, was ihn dazu bringen konnte, Ziegenmilch einem Glas schmackhaft schalem Bier vorzuziehen. Eher wollte er tot sein.
    Und genau darin lag das Problem.
    Er schluckte, wischte einen Becher mit dem Daumen sauber und füllte ihn. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, daß die meisten Gäste aufstanden und die Schenke verließen. Niemand mochte Magie, und weibliche Zauberei genoß einen besonders schlechten Ruf. Man konnte nie wissen, was Frauen – oder Mädchen – als nächstes in den Sinn kam.
    »Deine Milch«, sagte Skiller und fügte rasch hinzu: »Wertes Fräulein.«
     
    »Nein, kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Skiller hastig. Er beugte sich vor. »Wenn du, äh, so freundlich wärst, den Rest zurückzuverwandeln … Weißt du, die Nachfrage nach Milch ist hier nicht sehr groß.«
    Der Wirt wich ein wenig zur Seite. Esk hatte ihren Stab an den Tresen gelehnt, bevor sie nach dem Becher griff, und Skiller beäugte ihn mißtrauisch.
    Das Mädchen wischte sich einen cremeartigen, weißen Belag von den Lippen.
    »Ich habe nichts verwandelt«, antwortete sie. »Ich hatte einfach nur Durst und wußte genau, daß die Fässer Milch enthalten. Was sollte sich denn deiner Ansicht nach darin befinden?«
    »Äh, Bier.«
    Esk dachte darüber nach. Sie erinnerte sich vage an Bier: Es schmeckte kaum besser als Spülwasser. Nach einer Weile fiel ihr ein anderes Getränk ein, das sich bei allen Bewohnern von Blödes Kaff großer Beliebtheit erfreute. Es handelte sich um eins der am besten gehüteten Rezepte von Oma Wetterwachs, eine Art Medizin: Granny verwendete dabei nur Obst, und der Herstellungsprozeß schien mehrmaliges Erhitzen und Abkühlen zu erfordern. Anschließend prüfte sie die Qualität der Arznei, indem sie einige Tropfen ins Feuer fallen ließ. Meistens zischten dann hohe Stichflammen.
    Manchmal, an einem besonders kalten Abend, gab sie etwas davon in Eskarinas Milch. Sie benutzte dabei einen hölzernen Löffel, um ihr Metallbesteck nicht zu ruinieren.
    Esk konzentrierte sich. Sie rief sich das Aroma jener Medizin ins Gedächtnis zurück, und mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten (die sie inzwischen zwar akzeptierte, aber noch immer nicht verstand), zerlegte sie den Geschmack in seine einzelnen Bestandteile …
    Skillers Frau kam aus dem Hinterzimmer, um nachzusehen, warum es im Schankraum plötzlich so still geworden war. Der Wirt gab ihr mit einem nervösen Wink zu verstehen, sie sollte bloß keinen Laut von sich geben. Esk schwankte kaum sichtbar und schloß die Augen. Ihre Lippen zitterten.
    … mentale Zutaten, die sie nicht brauchte, kehrten ins geistige Lager zurück. Sie suchte nach den Ingredienzien, auf die man keinesfalls verzichten konnte, vereinte sie zu psychischem Schaum und griff nach dem Haken beziehungsweise der metamorphen Schablone, die dem thaumaturgischen Ektoplasmabrei die gewünschte Form und Struktur geben konnte. Und dann …
    Skiller drehte sich behutsam um und betrachtete die Fässer an der Wand. Der Geruch im Zimmer hatte sich verändert, und das traf auch auf die Schwingungen zu. Er fühlte eine goldene Flüssigkeit, die nur darauf wartete, sich durch eine durstige Kehle zu brennen.
    Vorsichtig nahm er ein kleines Glas aus dem Fach unter der Theke, drehte den Zapfhahn und füllte es zur Hälfte mit einer bernsteinfarbenen Kostbarkeit. Er prüfte sie im Schein der Lampen, drehte das Glas hin

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