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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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Jungs!“
    Überrumpelt und mit fahrigen Fingern nestelte Hannes an seinem Sicherheitsgurt. „Blöde Erfindung“, schimpfte er und versuchte, ein Bein aus der Schlaufe zu balancieren. „Will man einmal für kleine Jungs, muss man sich erst mal als Entfesselungskünstler betätigen. Bin ich denn Houdini?“ Endlich rasselte das Gurtzeug zu Boden, und Hannes ließ die Ausrüstung einfach vor der geschmackvollen Holztoilette liegen. Wenigstens ein kleine Verzögerung hatte ihm diese Aktion gebracht. Anne stellte sich derweil dem roten Parcours. Hannes hätte liebend gern auf Rot, Schwarz, Braun und alle sonstigen Farben der Welt verzichten können, solange sie den Schwierigkeitsgrad irgendeines Hochseilgartens kennzeichneten. Okay, dann eben Rot, entschied Hannes grimmig, als er sich die Hose wieder zurechtzog. Dann verstauch‘ ich mir halt das Knie …
    Doch vor der Tür erwartete ihn eine strahlende Anne mit Robin im Schlepptau. Mürrisch hob Hannes seine Ausrüstung auf und wusste beim besten Willen nicht, wie er dieses Gewühl von Seilen und Gurten anlegen sollte. „Komm, ich helfe dir“, erbot sich der ritterliche Robin lächelnd, und Hannes hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Fachmännisch zog dieser Hannes die Gurte zwischen den Beinen und um die Hüften herum und befestigte alles mit einem herablassenden Grinsen.
    „Wir nehmen jetzt Schwarz“, bestimmte Anne stolz und machte sich auf den Weg die Treppe hinauf. Hannes blieb gar nichts anderes übrig, als hinterherzutrotten. Mit Argwohn beobachtete er Anne und Robin, wie sie eine völlig unkontrolliert schaukelnde Strickleiter zur ersten Baumplattform in neun Metern Höhe hinaufkletterten. Hannes versuchte fieberhaft, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Von hier aus hatte man einen uneingeschränkten Blick auf den Parkplatz. Na, der hat es ja schnell hinter sich gebracht, dieser Glückspilz, dachte Hannes fast ein wenig neidisch, als er den dunkelgrünen Wagen, der doch nach ihm angekommen war, wieder davonfahren sah. „Du bist dran!“, rief Anne ihm von der Plattform zu, auf der der gut aussehende Robin den Arm um Annes Hüfte gelegt hatte. „Na, warte“, knurrte Hannes und hakte sich beherzt in das Sicherungsseil ein. Die ersten drei hin und her schwingenden Sprossen gingen noch. Die vierte und fünfte waren fast unmöglich. Die sechste entglitt ihm andauernd, und Hannes sah das Unglück kommen, bevor es geschah. Er spürte, wie er fiel, wie der Gurt ihn auffing, er hörte das Reißen, er fühlte die Lockerung des Gurtes und dann erneutes Fallen. Mit einem unglaublichen Krachen registrierte er den Aufprall. Und dann schrie er; ein stechender Schmerz schoss durch seinen Körper, er glaubte, sein Hintern müsse zerbersten. Binnen zwei Sekunden waren mindestens drei „Pauls“ zur Stelle. Er solle unbedingt liegen bleiben, falls etwas mit dem Rücken sei … „Hannes!“ Anne war da. Und selbstverständlich Robin. Hannes setzte sich unter Protest aller Anwesenden auf. Er bewegte seine Arme und Beine. Alles war in Ordnung. Aber das Gesäß tat ihm weh. Es war nicht hoch genug!, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Ich bin zu früh gestürzt, bereits auf der sechsten Stufe. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich schon ganz oben gewesen wäre! Hannes hatte die Nase gestrichen voll. Endgültig! Er wollte endlich diesen Kerl zu fassen kriegen. Dieser verdammte Kerl, der mir andauernd und überall das Leben zur Hölle macht! Woher hat der gewusst, dass ich heute hier bin? Nur meine Kletterkünste hat dieser Mistkerl überschätzt. Von der sechsten Stufe bin ich gefallen! Hannes lachte bitter auf, er hatte die Angst in Annes Gesicht bemerkt. Doch Robins ausdruckloses Gesicht machte ihn stutzig. Wirkt der enttäuscht?, fragte er sich. „Was hast du mit meinem Gurt gemacht?“ Hannes war urplötzlich auf die Beine gesprungen und sah, wie seine Hände Robins Kragen umklammerten.
    „Angekokelt, würde ich sagen“, meinte einer der Helfer mit dem Gurt in der Hand.
    Hannes ließ den empörten Robin wieder los. „Wir müssen Kommissar Lenz informieren“, sagte er und dachte an den grünen Wagen.
    Kaum eine Stunde später wimmelte es im Kletterpark vor Männern in weißen Anzügen und Latexhandschuhen. Lenz war mit großem Aufgebot aufmarschiert. Die Spurensicherung verfolgte akribisch Hannes wenig ruhmreichen Weg durch den Kletterwald. Hannes selbst hockte derweil mit schmerzendem Gesäß auf einer unbequemen Holzbank. Eine

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