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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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Ruhebank weiter verhörte Lenz den arglosen Robin. Angestrengt spitzte Hannes die Ohren. „Nein“, hörte er ihn sagen, „ich rauche nicht, ich habe auch den Gurt nicht angesengt, der lag einfach herum, der Gurt, da hinten, vor der Toilette.“ Hannes beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sein Rivale mit der Hand in diese Richtung wies. „Der lag da einfach rum, keine Ahnung wie lang und wer sich daran zu schaffen gemacht hat … oder auch nicht“, folgte Hannes weiterhin Robins ausschweifenden Ausführungen. „Oder auch nicht“, äffte Hannes nach, „was soll es denn sonst gewesen sein?“, murrte er zu Lenz herüber, „der Typ hat mir jedenfalls den Gurt wieder angelegt, wüsste nicht, wer sonst noch dran gewesen sein sollte. Und außerdem, wieso ist ihm eigentlich nicht aufgefallen, dass der Gurt angesengt war, wo er sich doch so gut auskennt, dieser, dieser Kletterprofi“, rief Hannes triumphierend aus. „Jetzt mach mal halblang, Hannes“, mischte Anne sich ein, „Robin kennt dich doch gar nicht! Und außerdem war ich die ganze Zeit mit ihm zusammen.“
    Stimmt, dachte Hannes argwöhnisch. Aber was heißt das schon? Er besann sich wieder des dunkelgrünen Wagens. Er hatte Lenz davon berichtet. Aber er wusste nicht viel zu erzählen, nicht einmal die Marke, geschweige denn die Autonummer hatte er angeben können. Außerdem war das wahrscheinlich sowieso nur Zufall. Ständig fahren Autos auf den Parkplatz und auch wieder weg, hier geht es doch zu wie im Bienenstock, dachte Hannes resigniert. Jedoch, seit der letzten Stunde, seit die Polizei hier das Regiment führte, durfte niemand mehr den Park betreten, geschweige denn verlassen. Jeder einzelne Kletterer wurde befragt. Niemandem war etwas Ungewöhnliches aufgefallen.
    „Die Anmeldebögen!“
    „Wie bitte?“ Lenz schaute die aufgeregte Anne fragend an. „Alle müssen doch einen Anmeldebogen ausfüllen, Name, Adresse und so weiter!“, sprudelte es aus ihr heraus, und Lenz klappte unwillkürlich die Kinnlade runter. „Hat das jemand überprüft?“, fragte er seine Leute mit so viel Würde und Autorität wie möglich. Die angesprochenen Beamten blickten, einer Schweigeminute gleich, gemeinschaftlich betreten zu Boden. „Ich kümmere mich darum, Chef!“, meldete sich ein besonders beflissener junger Beamter mit zartblonden Haaren und Ziegenspitzbart zu Wort; sogleich machte er sich auf in Richtung Anmeldung. Hannes und Anne folgten ihm voller Neugierde.
    „Als ob der Typ hier seinen richtigen Namen angegeben würde“, murrte Hannes vor sich hin, als er die einzelnen, zum Teil ziemlich unleserlichen Bögen durchsah.
    „Das gibt’s nicht …“, Anne fixierte ungläubig den Zettel in ihrer Hand. „Was?“, kam es von Lenz und Hannes wie aus einem Mund.
    „Michael Kimmlinger“, stotterte Anne, wobei ihre Stimme mit ihren Händen um die Wette zitterte, „ich dachte, der hat Dienst im Museum!“ Lenz riss den Zettel an sich. „Aber der Schuh, der Klickschuh, meine ich, hat nicht mit dem Profil übereingestimmt, welches wir am Tatort Bekond gesichert haben. Das Ergebnis erreichte mich heute in der Früh.“ „Nun, vielleicht hat er sich neue gekauft?“, sinnierte Anne und setzte ein aufgeklärtes Gesicht auf, „immerhin hat er gewusst, dass wir heute hier sein würden.“
    „Ich werde Michael Kimmlinger noch heute vorladen“, bestimmte Lenz und sah Hannes entschlossen an, „vielleicht ist der Spuk bald vorbei.“
    Dein Wort in Gottes Innenohrschnecke, dachte Hannes und erhob sich unter Schmerzenslauten von einem Stuhl, auf den er sich zwischenzeitlich gesetzt hatte. Anne packte ihn mehr oder weniger sanft am Arm. „Wir haben einen Termin im Krankenhaus, zum Röntgen.“ Hannes stieß einen Seufzer aus und ließ sich willig abführen.
     

Kapitel 29
     
    Er saß an seinem Computer. Das neue Fotoverarbeitungsprogramm war kompliziert. Aber er würde es bewerkstelligen. Er würde die Fotos so bearbeiten, dass sie ihm glauben würde, einfach glauben musste. Er wusste genau, er hatte schon einmal gelebt. Und sie, davon war er felsenfest überzeugt, auch sie hatte schon einmal gelebt, zusammen mit ihm. Vor fast 400 Jahren. Er war sich sicher, sie gehörten auch in diesem neuen Leben zueinander. Er musste es ihr nur verständlich machen, und sie würde fühlen wie er, sie würde sich erinnern und erkennen, dass es die Wahrheit war. Auch er erinnerte sich bis ins kleinste Detail; wie er sie kennengelernt hatte, wie sie begonnen hatten, sich zu

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