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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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Reihe hinter ihnen am Eingang zum Übungsparcours begrüßt. Hannes spitzte die Ohren, um den Plausch der beiden zu belauschen und bekam mit, dass der gut aussehende Unbekannte offenbar eine Reitstallbekanntschaft von Anne war.
    Nach mehrmaligem hartnäckigen Räuspern seitens Hannes bequemte sich Anne, ihm endlich Robin vorzustellen. Robin helfe ihr unglaublich viel mit Micky. „Mit wem?“, wunderte sich Hannes und wurde deshalb von seiner Freundin mit einem ungläubigen Augenschließen und tiefem Einatmen bedacht. Mist, hab schon wieder für große Enttäuschung gesorgt, dachte Hannes und ärgerte sich über Robins dummes Grinsen. Hatte er doch abermals etwas verdrängt, was in Annes Leben eine große Rolle spielte. Schon wieder Punktabzug für mich in Sachen Beziehungstauglichkeit. „Ach, ja, Micky“, rief Hannes aus und klopfte sich mit der Hand vernehmlich gegen die Stirn, „dein neues Fohlen! Wie macht sich eigentlich der Kleine?“
    „Die Kleine ist mittlerweile eingeritten“, zischte Anne zurück und wandte ihm demonstrativ den Rücken zu. Unterdessen hatten sie die erste Leiter erreicht. Professionell hakte Anne ihre Sicherungen ein und kletterte die hölzerne Treppe bis zur ersten Plattform hoch. Hannes versuchte, es ihr gleichzutun und blickte bald stolz herunter von seinem ersten erklommenen Hindernis in der „schwindelerregenden“ Höhe von etwa einem Meter. Er schaute Anne nach, die leichtfüßig wie ein Frosch über Stahlseile, wackelnde Holzbalken, Strickleitern und unglaublich widerspenstige Seilschlingen hüpfte. Natürlich, ohne auf ihn zu warten. Nur, weil ich kurzfristig Micky vergessen habe. Als hätte Anne nicht genug mit ihrem Pferd Pam, nein, sie musste sich ja unbedingt noch ein dreijähriges widerspenstiges Stütchen zusätzlich aufhalsen! Wie Hannes wusste, war sie mit der Erziehung dieses Pferdes überfordert. Aber Hannes hatte im Moment eben genügend andere Sorgen. Außerdem hat Anne ja nun Robin, dachte er. Bei dem Gedanken hörte er sich mit den Zähnen knirschen. Unauffällig hielt er Ausschau nach dem tollen Kerl. Wo ist der eigentlich? Zumindest nicht in Annes Nähe, wie Hannes erleichtert feststellte. Er hatte Robin auf einem anderen Kurs entdeckt. Ein Kurs, der weitaus höher lag. Sehr viel höher sogar, dachte Hannes mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. „Ist wohl Profi, der Idiot“, murmelte er und krempelte die Ärmel hoch. Wenigstens den Übungsparcours wollte er erfolgreich abschließen. Anne war ohnehin sauer auf ihn und würde gar nicht mitkriegen, wo er danach herumkraxelte. Vielleicht sollte ich mich zukünftig doch mal öfter im Reitstall blicken lassen, dachte er noch, als er sich mit weichen Knien auf das erste Drahtseil begab. Nach einer halben Stunde war Hannes schweißgebadet und mit seinen Nerven am Ende. Nie wieder, schwor er sich, als er die Seilbahnrolle für die Abschlussfahrt fertig machte; Sicherheitshaken eindrehen, Augen geschlossen halten. Hannes rutschte vom Balken, plumpste in den Haltegurt und ab ging es. Irgendwann brannte ihm unangenehm der Hosenboden. „Autsch!“, rief Hannes aus und öffnete augenblicklich die Augen. In ziemlich lächerlicher Attitüde lag er auf dem Waldboden und schaute in lachende Kinderaugen rings um ihn. Hannes wusste zwar nicht, wie er dreingeblickt hatte, aber er musste Eindruck gemacht haben, denn das Lachen hörte schlagartig auf. Geht doch! Mühsam rappelte er sich auf, prellte sich dabei den behelmten Kopf am Sicherheitsseil, pfriemelte zitternd die Rolle ab und machte sich mit einem erleichterten Aufstöhnen auf in Richtung Terrasse.
    Ist mir doch egal, wo Anne sich rumtreibt, oder dieser Robin. Sollen sie doch Spaß haben! Spaß. Hannes hatte keinen. Ein blöderes Hobby ist ja wohl kaum möglich, also, nie wieder werde ich … „Hey, Schatz, tut mir leid!“ Oh, nein! Anne hätte für Hannes‘ Geschmack ruhig noch ein wenig länger beleidigt sein können. Bis zur Heimreise beispielsweise. Aber sie umarmte ihn einfach, als wäre nichts gewesen, und küsste ihm zart die Wange. „War ungerecht von mir“, flüsterte Anne ihm ins Ohr, „ich weiß doch, dass du im Moment den Kopf nicht frei hast. Wir wollten uns eigentlich hier ablenken, und ich streite stattdessen mit dir. Mit einem unschuldigen Augenaufschlag blickte sie ihn an. „Und, hat das nicht richtig Spaß gemacht?“ „Äh, ja …“, stammelte Hannes. „Super“, rief Anne erfreut, „dann können wir ja jetzt auf den Kurs für die großen

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