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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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unter. „Und nun“, begann er das Gespräch, „müssen Sie mir alles erzählen, was bei Ihnen in letzter Zeit so los war und was ihnen auf dem Herzen liegt!“
    Und Anne erzählte, es sprudelte aus ihr geradezu heraus wie ein Wasserfall. Sie berichtete von Hannes und ihren Problemen, von den Anschlägen und Morddrohungen gegen ihn, dass die Polizei im vollkommenen Dunkel tappe und dass lediglich nach einem Radfahrer gefahndet würde. Auch von den Nachstellungen auf sie selbst erzählte sie ihm, von den seltsamen Geschenken und Zetteln, die man ihr vor die Türe gelegt hatte, jedoch das Allerschlimmste aber sei, wie sie ihm eindrücklich schilderte, dieses widerliche, unheimliche Gefühl, verfolgt zu werden. Dr. Mezza lauschte aufmerksam und interessiert und versuchte, so gut es ging, Trost zu spenden. Von alledem habe er ja bis vor Kurzem keine Ahnung gehabt, ansonsten hätte er doch schon längst seine Unterstützung angeboten.
    Anne sah ihn dankbar an. Sie freute sich, endlich jemanden gefunden zu haben, der Verständnis für sie aufbrachte und nicht alles nur herunterspielen wollte. Sie prostete ihm zu.
    *
    „Komplette Mannschaft schon angerückt?“, meinte Lenz erstaunt und beobachtete die Spurensicherung im Hauseingang.
    „Es lohnt sich, Chef, wir sind hier eindeutig richtig.“
    Lenz ließ seinen Zigarettenstummel vor der Tür und trat ein. Ein Beamter lotste ihn in ein Hinterzimmer.
    Er hatte in seiner Karriere schon vieles erlebt, aber dies hier war schlimmer als jede Fantasie. Hunderte und Aberhunderte von Fotos. Fotos von Anne Seifert. Alle offenbar heimlich aufgenommen, fotografiert überall und in allen erdenklichen Situationen. Eine komplette Wand war mit Bildern dieser Frau tapeziert.
    Ein Beamter rief Lenz zu sich. Er hatte den Computer hochgefahren und alle Programme öffnen können. Kein Passwortschutz. Lenz besah sich eine Datei aus einem Schreibprogramm, niedergeschrieben heute, vor wenigen Stunden. Er las:
    Auf diese Weise kann ich nicht weiterleben. Ohne Deine Liebe möchte ich nicht weiterleben! Anne, Du hast Deine wahre Bestimmung gefunden und hast mich verlassen. Ich beende mein Leben aus freien Stücken und hoffe auf eine bessere Welt im Jenseits.
    Anne, ich wünsche Dir nur das Beste. Ich wünsche Dir, dass Du in Deiner wahren Liebe glücklich wirst.
    Liebste Anne, genieße dein Leben und trauere nicht um mich, es ist mein eigener Wille.
    Hannes
    „Sofort Kontakt zu Hannes Harenberg aufnehmen!“, befahl Lenz panisch. „Schon mehrfach versucht“, erklärte einer der Polizisten, „das Festnetz ist tot. Sturm und Gewitter über Bekond. Das Handy ist ausgeschaltet.“
    „Und warum steht ihr dann hier noch rum? Sofort eine Streife zu Harenbergs Haus“, brüllte Lenz außer sich vor Zorn und spuckte dabei Speichelbläschen auf den Computerbildschirm.
    Ein anderer Beamter zeigte ihm eine Schublade, gefüllt mit einigen antiken Schmuckstücken. Lenz rollte mit den Augen. Klar, das hatte noch gefehlt!
    Dann wandte er sich an seinen Assistenten. „Und Sie leiten mir sofort eine Fahndung ein: Dringend gesucht wird Dr. Joachim Mezza, Notar.“
    *
    Gritzfeld, der Jagdpächter des Reviers und Hannes Chef in seiner Funktion als Jagdaufseher, fluchte wie vom Affen gebissen. Bei einem solchen Mistwetter eine Rotte Sauen aus einem Test-Maisfeld zu vertreiben, das ist ja die reinste Schweinerei! Klitschnass bis auf die Unterhose jagte er seinen großen Geländewagen den Waldweg hinauf. Und Hannes ist mal wieder nicht zu erreichen. Wenn man den einmal braucht! „Verdammter Mist“, brüllte er laut, als er nur knapp einem herabgestürzten Ast ausweichen konnte. „Das hätte jetzt noch gefehlt“, rief er grimmig und dachte an seinen schönen teuren Wagen. Er sah aber auch fast gar nichts. Der Wind peitschte Blätter und Äste gegen die Windschutzscheibe, der Starkregen tat sein Übriges.
    Die Scheibenwischer des Wagens zeigten sich vollkommen überfordert, obwohl sie wirklich alles gaben.
    Ein ungeheures Scheppern ließ Gritzfeld gehörig auf die Bremse treten.
    Was war das? Gritzfeld war so erschrocken, dass er für einige Sekunden starr und wie gebannt auf seine Windschutzscheibe stierte. Was war das? Ein Baumstamm? Eine Wildsau, die ich auf die Hörner genommen habe?
    Irgendetwas Großes, Dunkles lag quer auf seiner Windschutzscheibe.
    Ein Blitz erhellte den Wald für Sekunden. Gritzfeld schrie auf.
    *
    Anne hatte etwas zum Knabbern bereitgestellt, bereits die zweite Flasche Wein geöffnet

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