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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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und unterhielt sich mit Mezza über Gott und die Welt.
    Er zeigte sich ihr als ein geistreicher Gesprächspartner, und Anne konnte sogar hin und wieder über eine witzige Bemerkung lachen.
    Wenn nicht die wachsende Sorge um Hannes in ihrem Bauch gewühlt hätte, wäre es für sie ein gelungener, schöner Abend gewesen. Doch ihre Gedanken schweiften oftmals ab.
    Mezza war Annes Besorgnis keineswegs entgangen. Er war ein aufmerksamer, empathischer Mensch. Letztlich hatte sie ihm ihre Angst um Hannes anvertraut, und er vermochte sie zu beruhigen, indem er Anne darüber aufklärte, Hannes säße zurzeit in der Kneipe. Mezza habe nämlich dessen Geländewagen auf dem Parkplatz an der Kahlbach im Vorbeifahren gesehen und sich schon gefragt, ob er Anne überhaupt zuhause antreffen würde. Na dann, kein schlechtes Gewissen mehr, nur vielleicht ein wenig Zorn, dachte sich Anne beruhigt und setzte sich entspannt zurück aufs Sofa, um nach ihrem Weinglas zu greifen. Eine kleine Weile saßen sie so da und schwiegen. Anne ließ derweil Mezzas Worte noch einmal in Gedanken Revue passieren. Ich habe den Geländewagen von Ihrem Hannes im Vorbeifahren auf dem Parkplatz gesehen … habe den Geländewagen von Ihrem Hannes … den Geländewagen … Geländewagen?!, laut hallte es in ihrem Kopf wider. Woher sollte Mezza Hannes‘ Auto kennen?, fragte sie sich. Die beiden sind sich doch meines Wissens nie begegnet! Anne wurde es unangenehm warm, und ihr Magen zog sich zusammen. „Bitte was?“ Verstört blickte sie Mezza an, der sie aus ihren Überlegungen gerissen hatte. Offensichtlich erwartete er eine Antwort auf eine Frage, die er ihr zwischenzeitlich gestellt hatte.
    Annes Gedanken überschlugen sich förmlich; konfus, wie sie war, wusste sie doch ganz sicher, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
    Dr. Mezza lächelte sie an, um sogleich wieder mitfühlend dreinzublicken. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er sie leicht beunruhigt. „Doch, doch“, antwortete Anne so souverän wie möglich. „Und Hannes Kia stand wirklich auf dem Parkplatz der Kneipe?“, fragte sie ihn leicht dahin.
    „Ja, ja,“, gab Mezza knapp und mit kaum wahrnehmbarer Verzögerung zurück. Auf seiner Stirn hatten sich winzige Schweißperlen gebildet.
    Anne schluckte, ihr Hals war jetzt staubtrocken. Das kann doch alles nicht wahr sein! Nicht Mezza! Jetzt hatte sie den Beweis; ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Mezza log, aus welchem Grund auch immer, denn Hannes besaß keinen KIA. Was weiß er von Hannes? Was? Alles schrie in ihr, doch sie musste sich zusammennehmen. Sie täuschte vor, zur Toilette zu müssen und entschuldigte sich für einen kleinen Moment. Überleg‘, Anne, denk gefälligst nach! Im Badezimmer angekommen, hatte Anne für kurze Zeit das Gefühl, alles um sie würde sich drehen, ihre Gedanken fuhren Karussell mit ihr. Reiß‘ dich gefälligst am Riemen, befahl sie sich und klopfte sich an die Stirn. Mezza war ihr so nett und hilfsbereit erschienen, hatte damals für sie innerhalb einer einzigen Nacht die alten Besitzurkunden von Ambrosius Carove übersetzt. Ja, warum eigentlich? Jetzt stellte sich ihr sein damaliges Verhalten in einem gänzlich anderen Licht dar. Weshalb hatte sich dieser Mann solch eine Arbeit aufgebürdet?, fragte sie sich. Sie war für ihn doch eine Unbekannte, eine Fremde gewesen. Mit einem Mal hatte sie wieder sein lächelndes und stolzes Gesicht vor Augen, als er ihr die bearbeiteten Carove-Dokumente im Golfplatzrestaurant überreichte. Irgendwann im Verlauf des Abends hatte Mezza schließlich begonnen, von Beziehungen und Gefühlen zu sprechen und darüber, wie allein er sich fühle. Jetzt erinnerte sie sich wieder ganz deutlich, und ein eiskalter Schauer lief ihr dabei über den Rücken. Mezza hatte sie an jenem Abend mit Macht überreden wollen, zu ihm ins Auto zu steigen. Sie hatte dankend abgelehnt, er jedoch hatte insistiert, zwar freundlich, aber dennoch aufdringlich. Erst als sie ihn darüber aufklärte, einen Freund zu haben, hatte er mit enttäuschter Miene aufgegeben. Wie befremdlich diese Situation gewesen war, erkannte sie erst jetzt. Und wenn einer von Ambrosius und Giulia alles wusste, dann ist das Dr. Mezza. Schließlich hat er mir den alten Text übersetzt!
    Anne atmete tief ein und aus. Schweiß stand auf ihrer Stirn, ihre Beine waren weich wie Pudding. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren!
    Krampfhaft überlegte Anne, was sie unternehmen könnte. Am besten, ich spiele das

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