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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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unheimlich. Aber deswegen gleich der Polizei helfen? Schönemanns Gedanken schienen im Zickzack zu springen. Er schüttelte den Kopf. Er musste sich entscheiden. Jetzt. Tief atmete er ein und aus, dann hatte er einen Entschluss gefasst. Also gut.
    Schönemann konzentrierte und erinnerte sich, er überlegte gut und lieferte Lenz zuletzt eine exakte Personenbeschreibung.
    Überrascht deutete er dann zielsicher auf eines der Fotos, die der Kommissar aus der Tasche gezaubert hatte.
    Der Fall war sonnenklar, die Zeit der faulen Ausreden vorbei. Kommissar Lenz stieg zufrieden in seinen Wagen. Er funkte nach Trier. Der Mistkerl sollte auf dem Revier sein, wenn er selbst dort ankäme.
     

Kapitel 35
     
    Michael wusste nicht mehr ein noch aus. Er quälte sich mit der Frage, wohin er nun gehen sollte. An die Wand gedrängt wie ein Zirkuslöwe gegen die Manegenabsperrung, überlegte er, ob Flucht oder Angriff die bessere Strategie wäre.
    Der Job im Museum ist futsch. Man verdächtigt mich des Diebstahls. Der Schmuck, dieser antike Schmuck aus Wien, dessen Empfang ich in vollem Umfang bestätigt habe, war nicht vollständig gewesen. Und ich Idiot habe geglaubt, der Auftraggeber wäre ein Offizieller vom Museum, so vertrauenswürdig und souverän wie er rübergekommen ist am Telefon. Aber was nützt mir das? Ich hatte die Verantwortung in dieser beschissenen Nachtschicht, ich hatte die Schlüsselgewalt. Jetzt bin ich schuld. Teure 200 Euro für eine Extra-Nachtschicht. 200 Euro gegen meine Karriere. Michael spuckte auf den Bürgersteig. Er erinnerte sich noch genau an den Fahrer aus Wien. Er war ihm arrogant erschienen. Michael biss sich auf die Lippe. Warum habe ich nicht alles kontrolliert?, fragte er sich zum wiederholten Male. Dann hätte ich beweisen können, dass bereits bei Lieferung nicht alles vollständig war. Seinen Auftraggeber hatte Michael erst erkannt, als dieser ihm den Extra-Lohn überreichte. Ich habe doch schon genügend Ärger mit der Polizei, dachte er verzweifelt, dem Weinen nah. Wegen dieses blöden Fahrradschuhs, wegen der Anmeldung im Kletterpark, wegen des dämlichen Tagebuches.
    Nun war es Michael zu viel geworden, er hatte sich einfach auf und davon gemacht während einer Besprechung im Lagerraum des Museums. Die Direktorin der Trierer Kunstgesellschaft hatte ihn vor allen anderen bloßgestellt; vor einem seltsamen Typ mit Armprothese und dessen wunderschöner Frau. Angeblich waren sie die Besitzer des Schmucks, die von ihm Auskunft haben wollten, wo der Rest abgeblieben war.
    Michael hatte sich daraufhin auf die Toilette entschuldigt und das Weite gesucht. Jetzt rannte er ziellos durch Trier.
    Ihm war klar, so konnte es nicht weitergehen. Er musste etwas unternehmen, Nägel mit Köpfen machen. Michael blieb stehen. Er würde nicht länger davonlaufen. Ich nehme die Dinge jetzt endgültig selbst in die Hand. Ich habe ein paar Sachen zu regeln. Und zwar ein für alle Mal.
     

Kapitel 36
     
    Hannes wartete mit zunehmend schlechter werdender Laune im Reiterstübchen. Von Barbara Leuchtbach, der Reitstallbesitzerin, ließ er sich erzählen, dass Anne wirklich dankbar für Robins Hilfe sein konnte. Er sei ein so feiner Reiter, immer gepflegt, immer adrett. Allerdings zeigte sie sich ein wenig darüber verwundert, dass er sich mit Annes Traber und der Tinkerstute überhaupt abgab. Anscheinend sei er aber ein sehr hilfsbereiter Mensch. Hannes runzelte missmutig die Stirn und dachte über mögliche andere Gründe für Robins Hilfsangebote nach. Diese Gedanken gefielen ihm ganz und gar nicht. Barbara entging Hannes‘ Gesichtsausdruck nicht, und sie beeilte sich festzustellen, Micky sei ja nun wirklich ein freches Pferd mit gehöriger Sturheit, das hin und wieder eine harte Hand brauche. Dass die beiden bei diesem schlechten Wetter ausreiten waren, fand aber auch die Reitstallbesitzerin merkwürdig. Hannes leerte sein Bierglas und beschloss, höchstes noch eine Viertelstunde auf seine Freundin und ihren edlen Retter zu warten. Ich habe es nur gut gemeint, wollte sie einfach überraschen, dachte er verstimmt, dass sie ihre Zeit im Stall mit Turteln verbringt, kann ich ja nicht voraussehen.
    Endlich vernahm er Hufgetrappel im Hof. Doch seine Laune war ihm gründlich verdorben, und auch Anne zersprang nicht unbedingt vor Freude, als sie ihn durch den Nieselregen auf sich zulaufen sah. Sie begrüßte ihn überrascht, aber kurz und machte sich erst einmal daran, die Pferde ins Trockene zu bringen. Wie vertraut

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