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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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erwartet.
    Greg beugte sich vor und reichte ihr eine Tasse. “Ihr Tee, Miss Holden. Darf ich Ihnen dazu etwas zu essen anbieten?”
    “Ja, gern.”
    Als ihre Blicke sich trafen und seine Hand ihrer plötzlich um Haaresbreite nahe war, entdeckte Camilla einen eigenartig intimen, sehr beunruhigenden und völlig unerwarteten Ausdruck in seinen Augen. Einen Ausdruck, den sie nicht enträtseln, ja nicht einmal deuten konnte, der sie aber trotzdem in Panik versetzte.
    Denn es kam Camilla vor, als habe sie in diesem flüchtigen Augenblick erkannt, was hinter der inneren Unrast steckte, die sie seit Tagen quälte.
    Gregs Stimme holte sie nach einer Weile abrupt in die Wirklichkeit. “Es wird Zeit, dass wir über den Anlass Ihres Besuchs sprechen.” Er lehnte sich zurück. “Schließlich haben Sie die weite Reise nicht gemacht, um die Gastfreundschaft des schottischen Hochlands kennenzulernen.”
    Damit hatte er allerdings recht. Camilla schob sich den Rest eines Stücks Teegebäck in den Mund und setzte ihre Tasse ab. “Ich bin hier, um die keltische Sammlung für die neue Kunstreihe zu fotografieren, die der Meredith-Verlag herausbringen will.” Plötzlich kam Camilla ein beunruhigender Gedanke. “Die Einzelheiten habe ich mit Ihrer Sekretärin abgesprochen. Kann ich davon ausgehen, dass Sie damit einverstanden sind?” Wenn er jetzt seine Einwilligung zurückziehen würde, wäre das eine Katastrophe. Und da sie sein sprunghaftes Wesen inzwischen kennengelernt hatte, konnte sie diese Möglichkeit nicht ausschließen.
    “Die Kollektion ist bereits fotografiert worden. Hätte der Meredith-Verlag nicht diese früheren Aufnahmen verwenden können?”
    Camilla schüttelte den Kopf. “Die Serie wird von Grund auf neu gestaltet und hat auch einen ganz anderen Ansatz als vergleichbare Werke. Darum wird nicht auf bereits vorhandenes Material zurückgegriffen.” Deshalb waren ihre Partnerinnen jetzt in Florenz und Paris. Ich wette, im Louvre und in den Uffizien macht man nicht halb so viele Schwierigkeiten wie hier, dachte sie verdrossen. Doch sie setzte ein Lächeln auf und fügte freundlich hinzu: “Auf dem Gebiet von Kunstbänden hat der Meredith-Verlag einen ausgezeichneten Ruf. Natürlich liegt dem Haus viel daran, diesen Ruf zu bewahren und nur erstklassige Werke herauszugeben.”
    “Aus diesem Grund hat man vermutlich Sie verpflichtet?”
    Camilla sah Greg empört an. Das klang, als zweifle er die Urteilsfähigkeit des Meredith-Verlags an. “Meredith hat den Auftrag uns gegeben, weil man dort der Meinung ist, dass wir ihn zur Zufriedenheit ausführen. Unser Studio hat bereits öfter für den Verlag gearbeitet.”
    “Ja. Sie haben die Fotos für die Reihe ‘Landsitze in England’ und für den Bildband über viktorianischen Nippes geliefert.”
    Camilla staunte. Er hatte sich also tatsächlich die Mühe gemacht, ihre Referenzen zu überprüfen! Doch sie sollte sich gleich noch viel mehr wundern.
    “Sie haben sehr ordentliche Arbeit geleistet”, fuhr er fort. “Deshalb haben Sie meine Erlaubnis, die Kollektion meines Großvaters zu fotografieren. Sie mögen zwar in anderer Hinsicht gewisse Mängel aufweisen …” Sein Blick hielt ihren fest. “Aber Sie scheinen eine fähige Fotografin zu sein.”
    Also habe ich mich vorhin geirrt, dachte sie. Seine Missbilligung galt mir persönlich, nicht jedoch meinen beruflichen Qualitäten.
    Damit konnte sie leben, denn seine Meinung über sie war ihr völlig gleichgültig. Außerdem konnte seine Meinung kaum schlechter sein als ihre von ihm. Wenn er sie als Profifotografin achtete, reichte das.
    Greg schob Camilla den Teller mit Gebäck zu, als sie nach der dritten Waffel greifen wollte. “Wenn Sie genug gegessen und wir unseren Tee getrunken haben, werde ich Ihnen die Sammlung zeigen, damit Sie sich schon einmal überlegen können, wie Sie die Stücke anordnen wollen.” Greg rieb sich das Kinn. “Ich nehme an, dass sie vor allem an dem
Ceò do dh’òr
interessiert sind.”
    Camilla sah ihn verständnislos an.
    “Dem Goldnebel.
Ceò do dh’òr
ist sein gälischer Name.”
    In dieser Sprache klang der Name noch viel schöner als auf Englisch. Camilla nickte. “Oh ja.” Der legendäre Schmuck, der angeblich Königin Margaret von Schottland gehört hatte, stand ganz oben auf ihrer Liste. “Damit möchte ich etwas ganz Besonderes machen.”
    Greg lächelte herausfordernd. “Dann haben Sie also keine Angst vor dem Fluch?”
    Camilla schluckte und atmete tief durch.

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