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Das Erbe

Das Erbe

Titel: Das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Schritte hinter Rose, bewegte sich schnell. Er glaubte, seine Chance sei gekommen. Es passierte im Zeitraffer. Millisekunden vergingen. Er tauchte in ihrem Gesichtsfeld auf, verschwand wieder.
    Vergeblich hatte Rose gehofft, dass auch diesmal der Schuss ausbleiben würde. Ein beißender Geruch breitete sich aus und mit dem nächsten Atemzug, den Rose ausführte, schmeckte sie Rauch auf ihrer Zunge. Sie hörte erst nichts mehr und dann dröhnte in ihren Ohren ein Echo, das nur langsam verhallte.
    Julia schrie laut, stürzte vor und ließ sich neben Chris auf den Boden fallen. Sie klammerte sich an ihn, rüttelte an seinen Schultern, rief seinen Namen. Aber er bewegte sich nicht.
    »Rührt euch nicht von der Stelle«, brüllte Tom.

24. Im Zeichen des Berges
    Ich handelte instinktiv. Chris lag schließlich direkt neben meinem Stuhl. Ich musste mich nur auf den Boden fallen lassen. Aber ich hatte Schwierigkeiten, Julia von ihm zu lösen. Ihre Arme, die Chris umklammerten, waren wie Beton.
    Chris war vornübergefallen. Das Gesicht zur Seite gedreht, lag er auf dem Bauch. Meine Hand tastete den Hals entlang auf der Suche nach der Halsschlagader. Als ich sie gefunden hatte, spürte ich einen schwachen Puls. Er war noch am Leben. Gott sei Dank. Meine Erleichterung war so groß, dass mir Tränen in die Augen traten. Ich schluckte sie einfach hinunter.
    Wieder brüllte Tom: »Keiner bewegt sich.«
    Ich kümmerte mich nicht darum. Meine Hände suchten nach der Stelle, wo die Kugel eingedrungen war. Sie schoben sich unter seinen Körper und tasteten sich den Brustkorb entlang, verharrten an der Stelle, wo das Herz sein musste. Ich erahnte das Pochen nur schwach. Aber solange er am Leben war, gab es Rettung. An diesen Gedanken klammerte ich mich. Meine Finger bewegten sich weiter und dann fühlte ich das Blut, das aus seinem Körper strömte.
    Der Schuss hatte ihn links vom Sternum, dem Brustbein, getroffen. Ich konnte die Splitter fühlen, die den Knochen zertrümmert hatten. Um ein guter Arzt zu sein, musste man wie ein Arzt denken und Gefühle ausschalten. Vielleicht war das zynisch von mir. Aber ich war für den Bruchteil einer Sekunde erleichtert. Ich hatte eine Aufgabe. Etwas, das mich ablenkte. Ich konnte Jacob vergessen. Nein, ich vergaß ihn natürlich nicht, aber er wurde unwichtig. Vielleicht war das die Lösung. Dass die Erinnerung an das, was gewesen war, verblasste.
    »Lass ihn los, Julia«, murmelte ich.
    Sie zögerte nur kurz. Es genügte ein Blick meinerseits und in ihre Augen kehrte das Vertrauen zurück, das sie fast verloren hätte. Dann machte sie Platz.
    Ich entschied mich, Chris nicht zu bewegen. Natürlich, wenn ich ihn umdrehte, hätte ich die Möglichkeit zu prüfen, wie schlimm die Verwundung war. Gleichzeitig bestand die Gefahr, dass die Kugel am Sternum abgeprallt war und die Richtung gewechselt hatte. Sie hatte womöglich Nerven, Blutgefäße oder Organe verletzt.
    Aber ich konnte das Blut stillen. Ich streifte mein Shirt ab und dann mein Unterhemd, das ich zusammenrollte. Als ich es unter Chris’ Körper schob, stöhnte er leise. Ein unmerkliches Zittern ging durch seinen Körper. Er war extrem blass. Ihm war kalt. Das sichere Zeichen, dass er einen Schock hatte.
    »Wir müssen ihn warm halten. Ich brauche alles an Kleidung, das ich kriegen kann«, rief ich.
    »Stopp«, Toms Stimme durchschnitt den Raum. »Keiner bewegt sich.«
    »Er wird sterben, wenn er nicht versorgt wird.«
    »Was geht mich das an?«
    Ich kümmerte mich nicht darum, sondern breitete mein Shirt über Chris’ Rücken. Im nächsten Moment landete ein weiteres Kleidungsstück neben mir. Ethan hatte seinen Pullover ausgezogen. Und dann flog ein flaches Päckchen durch die Luft auf mich zu.
    Ich blickte auf. Katie saß noch immer an derselben Stelle wie zuvor. Und erst jetzt wurde mir bewusst, dass sie sich einen Platz gesucht hatte, an der sie außer Sichtweite der Kamera war. Sie grinste mir zu und hob den Daumen. Typisch Katie. Nur sie konnte auf die Idee kommen, eine Rettungsdecke zu einer Prüfung mitzubringen.
    Ich riss das Päckchen mit den Zähnen auf, zog mit der linken Hand die silberne Folie heraus und breitete sie über Chris. Keine Sekunde lang hatte ich damit aufgehört, mein Unterhemd auf die Wunde zu pressen. Mein linker Zeigefinger umfasste Chris’ Handgelenk und suchte nach dem Puls. Ich begann zu zählen. Sein systolischer Blutdruck war gefährlich niedrig. Aber ich hatte alles getan, was in dieser Situation

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