Das Erdportal Band 1-4 Spirits vom Licht (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
unter den 30 verbliebenen Spielern, sondern saß im Nebenraum an einem Cashgame-Tisch, vor sich ein kleines Häuflein gewonnener Jetons. Er sah auf, als Robert reinkam und seine Hände legten sich über seine Chips, um sie einzusammeln. Aber als Robert zu einem freien Platz an einen anderen Tisch ging, entspannte er sich wieder.
Robert kaufte sich einen Stack, spielte ein paar Runden, merkte, dass er unkonzentriert war, stand wieder auf, ging zur Bar im Roulettesaal. Kommissar Mertens folgte ihm. Robert wusste, dass er etwas vergessen hatte, und dass es etwas mit dem Malpir zu tun hatte. Er schloss die Augen und dachte an ihr Zusammentreffen. Er ging zum äußeren Rand der Theke, stützte den Kopf in die rechte Hand, nahm das Handy in die andere Hand und sprach leise in das Sencom am Handgelenk.
„Sencom.“
„Senator.“
„Hast du die Videoüberwachungsaufnahmen der Stadt kontrolliert?“
„Ja, Senator. Sie und Fürst Gransu sind drauf.“
„Können wir es löschen?“
„Ich könnte Ihr Gesicht verändern.“
„Und das Gesicht des Malpirs?“
„Das ginge auch.“
„Warte, nicht das Gesicht des Malpirs. Eventuell ist es sinnvoll, wenn die Polizei uns bei der Suche hilft. Also verändere mein Gesicht und meine Figur, so dass ich nicht identifiziert werden kann. Und zeig mir die Aufnahmen der Überwachungskameras.“
Die Bilder erschienen auf dem Display seines Handys. Robert stand auf, sah sich um. Kommissar Mertens hatte den Tisch gewechselt, stand nun an dem Tisch in der Nähe der Theke, legte gerade einen Jeton auf Schwarz, Robert ging zur Toilette in eine Kabine. Dort konnte er die Videosequenz seines Zusammenpralls mit dem Malpir auf dem Marktplatz optimal vergrößert betrachten. Er sah sich, sein Gesicht.
„Ich verändere jetzt“, sagte das Sencon.
Sein Gesicht verschwamm, wurde unscharf, verformte sich, war jetzt nicht mehr Mr. John Stadler, sondern jemand, der ihm ähnlich sah. Unmerkliche Veränderungen auf dem ersten Blick, wesentliche Unterschiede auf dem zweiten Blick. Anderer Haarschnitt, dunklere Haarfarbe, differierende Ohrform, breitere Nase, braune Augen, buschigere Brauen darüber. Kein gänzlich anderer Mensch, denn die Figur des Körperbaus war noch identisch.
„Sehr gut, sehr gut, lass es so.“
Das war erledigt. Erleichtert ging Robert zurück zur Bar. Kommissar Mertens hatte sich inzwischen näher in den Raum hereingewagt. Robert hob kurz die Hand, als dessen Augen zur Bar blickten. Dann ging er auf ihn zu.
„Feierabend. Kommissar Mertens?“
„Nein, leider nicht.“
„Oh, dann verbinden Sie das Vergnügen mit der Arbeit.“
„Schönes Vergnügen. Im Gegenteil zu Ihnen habe ich nur verloren.“
„Doch wohl nicht Ihr Privatgeld.“
„Wie auch immer, 120 Euro sind weg.“
„Wollen Sie es zurückgewinnen?“
„Schön wär’s.“
„Vertrauen Sie mir. Heute ist mein Glückstag.“
„Ich weiß. Sie hatten verdammt viel Glück.“
“Hatte ich tatsächlich, testen wir doch einmal aus, ob es noch anhält. Sehen Sie, dass die Große Serie dreimal nicht gekommen ist.“ Stadler wies auf die Anzeigetafel mit den blinkenden Zahlen der letzten 20 Würfe.
„Wenn Sie darauf setzen, mach ich das auch“, sagte Mertens und griff in seine Brieftasche, um einen 100 Euro Schein herauszuholen.
„Nein, noch nicht, warten Sie noch etwas.“
Die 7 fiel und damit eine Zahl der Großen Serie.
„Warum haben wir nicht gesetzt?“ fragte Mertens enttäuscht.
„Jetzt, setzen Sie hinterher.“
„Echt? Wie viel?“
„Das ist Ihre Sache.“
„OK, ich vertraue auf Ihr Glück.“ Und damit gab Mertens dem Croupier einen 100er. Die Kugel begann zu rollen und es schien ihm, als wolle sie gar nicht damit aufhören und gar nicht langsamer werden.
„Wie viel haben Sie gesetzt?“
„Nichts, ich habe für heute aufgehört.“
Mertens sah traurig auf die langsam ausrollende Kugel, die sich im Bereich der Kleinen Serie verlangsamte, dann sprunghaft im Feld der Orphelin- Serie von einer Zahl in die nächste hoppelte, von der 20 auf die 14 stolperte, dann auf die 31. Das war’s dann wohl. 200 Euro Verlust, im Dienste des Landes, die er dennoch nicht als Spesen verrechnen konnte. Nur noch die 9 trennte die Kugel von der 22, der ersten Zahl der Großen Serie auf dieser linken Seite des Kessels.
Enttäuscht drehte er sich weg.
Dann hörte er Stadlers Stimme. „Die 22, Sie haben gewonnen, Herr Mertens.“
Die Kugel war doch noch über die 9 gerollt und dann
Weitere Kostenlose Bücher