Das erotische Naschwerk
Kichern erklang an ihrem Ohr und nur wenige Sekunden danach spürte sie eine Hand an ihrem Kinn, die mit leichtem Druck ihren Kopf wieder anhob.
„Sehen Sie hin! Diese Leute wollen gesehen werden oder sie sind so tief in ihrer Lust verwoben, dass es ihnen gleichgültig ist.“
Rosalie wollte ihren Kopf abwenden, doch sie traute sich nicht. Aus irgendeinem verrückten Grund, den sie nicht benennen konnte, wollte sie die Fremde nicht erzürnen. Vielleicht war es ihre natürliche Autorität, der sie nicht widersprechen konnte. Vielleicht fürchtete sie auch nur, dann alleine dazustehen und das wollte sie auf keinen Fall. Unten im Saal hatte sie ein gewisses Unbehagen gefühlt, als alle weggegangen waren, doch die schwatzende und sich amüsierende Menge hatte sie unsichtbar gemacht. Hier oben fühlte sie sich wie ein Eindringling, der jeden Moment angesprungen werden konnte, wenn sie erst einmal auf ihn aufmerksam geworden waren.
„Ihre Gedanken blockieren ihren Blick. Sehen sie genau hin und erkennen sie die Schönheit. Sex, die Verbindung zweier oder mehrerer Menschen im Liebesspiel ist so viel mehr als bloße Befriedigung eines Triebs. Sehen Sie, wie sich die Körper, die Emotionen, die Lüste verbinden. Diese Menschen treiben es nicht einfach miteinander, sie verschmelzen, sie geben sich vollkommen auf, vergehen in ihrer Lust.“
Das waren absurde Worte und doch veränderten sie Rosalies Sicht auf die Geschehnisse. Sie stimmte den Erläuterungen nicht zu, sie versuchte sie als Schönmalerei abzutun, nur half das nichts.
Es stimmte!
Das, was sich vor ihren Augen abspielte, war kein Pornofilm. Keine Frau streichelte auf umständliche Weise über ihre Brüste oder blickte lasziv irgendwohin, während sie an ihrem Zeigefinger nuckelte. Die Körper waren auch nicht alle makellos oder durch Silikon und Sport aufgepumpt.
Diese Menschen taten es, taten etwas, das sie entführte, auf Wogen der Lust davon trug. Es war nicht beschämend. Es war nicht beängstigend und schon gar nicht unangenehm. Es war vielmehr faszinierend, schön und erregend.
Mit einer sanften, fließenden Bewegung ihrer Hand strich die Fremde Rosalies Haare an die Seite, sodass ihre Schulter und ihr Hals entblößt wurden. Langsam beugte sie sich vor, ihr heißer Atem traf auf Rosalies Haut, ließ sie erschaudern.
Diesem sanften Hauch folgte ein leichter Druck, erzeugt von seidig zarten Lippen. Mit dezenten Küssen überzog sie Rosalies Hals. Ein wohliger Schauer glitt ihren Nacken hinauf, nahm sie vollkommen ein, allerdings nur für einen kurzen Moment.
Sich die Menschen und ihre Lust anzusehen, war eine Sache, selbst zu einem von diesen Menschen zu werden, war eine völlig andere Sache. Das konnte sie nicht, nicht einmal, wenn sie es gewollt hätte, was nicht bedeutete, dass sie es wollte.
Oder wollte sie es doch? Wollte sie ein Teil dieser Gemeinschaft sein, die sich so frei von allen Zwängen ihrer Lust hingaben?
Rosalie wusste es nicht. Sie war verwirrt, fühlte sich überfordert. Weder die sanften Küsse noch die Atmosphäre konnte sie genießen. Sie wollte weglaufen. Wollte aus der Situation raus. Wollte sich nicht mit diesen merkwürdigen Gefühlen, die in ihr tobten, auseinandersetzen.
Dummerweise war es ihr nicht möglich sich zu bewegen, nicht einmal den Blick konnte sie von den nackten Menschen abwenden. Ein neues Gefühl war in ihr erwacht, breitete sich aus. Es war ihr nicht aufgefallen, zu sehr hatten sie ihre Gedanken beansprucht. Unauffällig war es hervorgekommen, aufgekeimt und erblühte nun.
Begierde!
Das Gefühl war Begierde. Sexuelle Begierde.
Dieses neue Gefühl, diese sexuelle Begierde mischten sich mit dem Unbehagen und erzeugte so einen betäubenden Cocktail in ihrer Brust.
Die Herrin erkannte, dass in Rosalie ein Kampf tobte. Bei diesem Kampf gab es nur eine Seite, die sie unterstützte und die unbedingt gewinnen musste. Es war an der Zeit weiterzugehen, die Geheimwaffe zum Einsatz zu bringen.
Sie ergriff Rosalies Hand und zog sie mit sich zu einer Tür an der linken Wand. Willenlos folgte Rosalie ihr in das Nebenzimmer.
Der Raum war in ein beruhigendes Blau getaucht. Obwohl es zu den kalten Farben zählte, wirkte es angenehm kuschelig. Es war die Kombination mit Gold, goldenen Applikationen, die es so wohltuend erscheinen ließen.
In der Mitte stand ein rundes Bett, dass die Bezeichnung Spielwiese mehr als verdient hatte. Auf dem Bett lag eine Frau mit drei Männern. Sie stöhnte auf, als einer der Männer
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