Das erotische Naschwerk
Ägyptens.
Die Haut der Halbnackten war von einem wunderschönen goldfarbenen Braun und sie duftete herrlich süß, wie ein Meer von Sommerblüten.
„Möchten Sie eine Kleinigkeit essen? Oder darf ich Sie direkt zu den anderen Sünden verführen?“, fragte die Fremde.
„Ich bin nicht hungrig“, stammelte Rosalie und drehte nervös das Glas in ihren Händen.
Die Fremde hob den Arm, schnipst und noch bevor sie den Arm wieder heruntergenommen hatte, kam ein Kellner. Er reichte ihr eine Flasche des besten Champagner.
„Wenn Sie mir folgen, dann zeige ich Ihnen gerne das Haus. Wir fangen am Besten mit den oberen Räumen an“, sagte die Fremde und füllte Rosalies Glas mit der prickelnd goldenen Flüssigkeit.
Nein, wollte Rosalie sagen, doch stattdessen folgte sie der Fremden, als sei es ein Befehl gewesen, dem sie sich fügen musste. Vielleicht war es auch das Gefühl, alles sei egal, welches sie zum Mitgehen bewog.
Egal, was es war, sie folgte der Halbnacken ohne ein Zögern.
Elegant, mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze und der Sicherheit einer Herrin, schritt sie durch den Saal auf eine breite Treppe zu, die hinauf in die oberen Stockwerke führte. Die Menge teilte sich. Die Maskierten verbeugten sich leicht, wenn sie an ihnen vorbeikamen. Jeder schien diese Frau zu kennen und ihr größten Respekt zu zollen. In Gegenwart dieser Königin kam sich Rosalie wie ein kleiner Trampel vor. Ihre braunen Haare fielen in Wellen auf ihre Schultern und ihr rotes, schulterfreies Kleid umschmeichelte ihre runden Formen. Rosalie sah wunderschön aus, doch ihr fehlte die Selbstsicherheit, das zu erkennen. Sie fühlte sich wie ein kleiner, runder, unscheinbarer Trampel neben dieser exotischen Schönheit. Mit genügend Champagner würde sie allerdings selbst das Gefühl wegspülen können.
Am Ende der Treppe führte ein kurzer Gang wieder zu einer prunkvollen Tür. Nur wurde diese nicht bewacht. Mit der Miene eines Menschen, der genau weiß, dass er etwas Atemberaubendes zu zeigen hat, lächelte die vermeintliche Herrin des Hauses Rosalie an und öffnete die Tür. Mit einer geschmeidigen Geste bedeutete sie Rosalie einzutreten.
Ein flauschiger, roter Teppich bedeckte den Boden. Das Rot war von so einer kräftigen Farbe, dass man nicht anderes konnte, als ihn zu erst zu betrachten.
Wie schon der Saal, war auch dieser Raum bestückt mit den edelsten Möbeln. Der Raum war auch ziemlich groß, nicht so groß wie der Saal natürlich, doch der Stil der Räumlichkeiten blieb sich gleich. Es gab nur einen gravierenden Unterschied zu der unteren Etage. Die Menschen hier oben unterhielten sich nicht, sie tanzten auch nicht und sie trugen auch keine edlen Roben.
Zu ihrer Linken liebten sich zwei Frauen in wilder Ekstase auf einem runden Tisch, daneben wälzten sich ein Mann und eine Frau auf dem Boden. Auf den Stühlen, an den Wänden, auf dem Boden und auf den Tischen, überall waren nackte Menschen, die sich in Leidenschaft miteinander vergnügten. Frauen mit Männern. Männer mit Männern. Frauen mit Frauen. Frau mit Mann und Frau. Mann mit Mann und Frau.
Hier gab es alles, was es nicht gab, und zwar in jeglicher Kombination und Stellung. Einiges von dem, was sie flüchtig erblickte, hatte Rosalie zuvor noch nie gesehen, nicht einmal in einem Porno. In der rechten, hinteren Ecke erkannte sie etwas wieder. So etwas hatte sie schon mal in einem Buch über die Stellungen des Tantra und Kamasutra gesehen. Sie hatte nur immer bezweifelt, dass das wirklich möglich sei. Jetzt wusste sie zumindest, dass es möglich war, was nicht bedeutete, dass man es nachmachen musste. Nichts von alledem musste man nachahmen, sie musste es jedenfalls nicht.
Rosalie tat einen Schritt zurück, stieß gegen die Fremde und erstarrte.
„Lassen Sie sich nicht von ihren Ängsten beherrschen, nur weil Sie etwas Neues, etwas Ungewohntes erblicken. Es wird Ihnen nichts Schlimmes geschehen. Überlassen Sie ihrer Lust die Führung. Sehen Sie hin, staunen Sie, genießen Sie“, raunte ihr die Führerin durch das Haus der Lust zu.
Genießen?
Wie um alles in der Welt sollte sie das Ganze genießen?
Normalerweise wollten die Menschen bei solchen Dingen nicht beobachtet werden und normalerweise wollte Rosalie auch niemanden bei so etwas beobachten. Scham stieg in ihr auf. Sie wusste nicht, wo sie hinsehen sollte. Überall taten es Menschen miteinander, ihr Blick konnte nicht flüchten. Nur ihre Füße waren harmlos und so senkte sie den Blick.
Ein leises
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