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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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an dem sich nunmehr Blackland erhob. »Hier«, hatte er gesagt, »soll der versprochene Regen niedergehen!« Und gefügig hatte der Regen hier zu fallen begonnen.
    Von da an lebte Camaret in einem ständigen Fieber. Alle seine Phantasieideen hatte er nacheinander verwirklichen können. Nach der Regenmaschine hatte sein Hirn hundert weitere Erfindungen produziert, die Harry Killer sich zunutze machte, ohne daß ihr Urheber sich je darum sorgte, welchen Zwecken sie daraufhin dienten.
    Gewiß kann ein Erfinder nicht für das Übel verantwortlich gemacht werden, dessen indirekte Ursache er gleichwohl ist. Niemand zum Beispiel wird auf den Gedanken kommen, demjenigen, der den Revolver erdacht hat, alle die Verbrechen zur Last zu legen, die mit Hilfe dieser Waffe, die ohne ihn nicht existiert hätte, begangen worden sind. Schließlich aber war der Schöpfer dieses Mordinstruments nicht darüber in Unkenntnis, daß es zum Töten geeignet und bestimmt war, und zu ebendiesem Zweck hatte er es erfunden.
    Nichts dergleichen traf auf Marcel Camaret zu. Wäre er jemals auf die Idee verfallen, eine Kanone zu erfinden, deren Tragweite größer und die imstande gewesen wäre, Projektile von größerem Gewicht zu entsenden, als dies bisher möglich war, so hätte er mit Vergnügen die Gestalt des Objekts, das Gewicht und das Profil der Haubitze und der Pulverladung berechnet, ohne in dieser Konstruktion etwas anderes zu sehen als eine ballistische Kuriosität. Man hätte ihn in höchstes Erstaunen versetzt, wenn man ihm klargemacht hätte, daß seine Kreation gegebenenfalls eine äußerst brutale Wirkung haben könnte.
    Harry Killer hatte sich Regen gewünscht, und Camaret hatte es regnen lassen; Harry Killer hatte nach Hilfsmitteln für die Landwirtschaft verlangt, und Camaret hatte Hack-, Sä-, Jätmaschinen, mechanische Mäh-und Dreschmaschinen geschaffen, die ohne eigenen Motor arbeiteten; Harry Killer wollte Flugmaschinen haben, und Camaret hatte ihn mit Aeroplanen beschenkt, die imstande waren, fünftausend Kilometer blitzschnell zu durchmessen.
    Was die Anwendung betraf, die sein Gefährte möglicherweise von diesen verschiedenen Erfindungen machen würde, so war Marcel Camaret nie auf den Gedanken gekommen, sich danach zu fragen. Als ein in sich rein abstraktes Wesen hatte er nur die Probleme selbst gesehen, ohne sich um ihre praktische Anwendung oder die Herkunft der materiellen Mittel zu kümmern, die ihm für ihre Lösung zur Verfügung standen. Ebenso wie er, ohne es zu bemerken, der Entstehung Blacklands und der allmählich sich vollziehenden Umwandlung eines Stückes Wüste in fruchtbares Ackerland beigewohnt hatte, war auch nie in ihm das geringste Verlangen aufgestiegen, in Erfahrung zu bringen, auf Grund welchen Vorgehens Harry Killer ihm die ersten Werkzeuge und Maschinen geliefert hatte, dank denen die Fabrik nach und nach die übrigen schaffen konnte.
    Zunächst hatte Marcel Camaret, als handle es sich dabei nur um die Erfüllung einer belanglosen Bitte, gewünscht, daß eine Fabrik errichtet würde, und in der Folge davon hatten Hunderte von Negern sie erbaut. Darauf hatte er diese oder jene Werkzeugmaschinen, Dynamomaschinen und einen Dampfmotor gefordert, und wenn auch nicht gleich, so waren doch wenige Monate darauf Werkzeugmaschinen, Dynamos und der Motor wie durch ein Wunder in der Wüste aufgetaucht. Schließlich hatte er Arbeiter haben wollen, und einer nach dem anderen waren die Arbeiter bis zu der von ihm selber festgesetzten Zahl an Ort und Stelle erschienen. Wie hatten sich diese erstaunlichen Zauberkünste vollzogen? Marcel Camaret kümmerte sich nicht darum. Er hatte verlangt, er war bedient worden. Nichts konnte in seinen Augen einfacher sein.
    Ebensowenig hatte er jemals daran gedacht, sich die Höhe der Kapitalien vorzustellen, die die Verwirklichung seiner Träume verschlungen haben mußte, und sich auch nie die gleichwohl so naheliegende Frage vorgelegt: ›Woher kommt dieses Geld?‹
    Nachdem nunmehr Blackland und seine Bewohner in großen Zügen geschildert worden sind, kann man jetzt in weniger Worten noch einmal die wesentlichen Züge dieser Schöpfung festhalten:
    Auf dem rechten Ufer des Red River der Palast mit Harry Killer, seinen neun Gefolgsleuten und seinen zwölf schwarzen Dienern. Nahe dabei die fünfzig Mann der Schwarzen Garde und die vierzig Führer der Aeroplane in ihren respektiven Kasernen.
    Auf dem gleichen Ufer, dem Palast gegenüber, das andere Zentrum der Stadt, die

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