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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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reden. Nein, ich werde mich nicht rühren, und zwar aus gutem Grund. Aber ich lausche.
    Gerade eben antwortet jemand unserem flotten Leutnant.
     

    Wir wurden von gleißendem Lichtschein geblendet …
     
    »Wir können hier nicht herunterkommen. Es sind zu viel Bäume da.«
    Obwohl ich kein Wort von diesem Jargon verstehe, könnte ich doch wetten, daß es Deutsch ist. Monsieur Barsac, der sich in diesem holprigen Idiom vorzüglich auskennt, hat mir seither bestätigt, daß ich recht damit hatte. Es bedeutet, daß man wegen der vielen Bäume hier nicht landen könne. Das mag sehr wohl sein.
    Auf alle Fälle hatte ich im Augenblick nicht verstanden, um was es ging. Was mir aber auffiel, war, daß diese teutonischen Laute von weither, ich möchte sogar sagen, von oben her durch den Lärm zu uns drangen, der unaufhörlich weiter zu hören war. Kaum war der Satz verklungen, als eine dritte Stimme auf die gleiche Weise, das heißt lautbrüllend, sich vernehmen ließ:
    »It’s necessary to take away your prisoners until the end of the trees.«
    Gut, jetzt also englisch. Wohlvertraut mit der Sprache Shakespeares übersetze ich sofort: ›Man muß die Gefangenen dahin schaffen, wo die Bäume aufhören‹, während der angebliche Leutnant nunmehr fragt:
    »In welcher Richtung?«
    »Towards Kourkoussou!« (Nach Kourkoussou zu!) ruft der Sohn des perfiden Albion.
    »In welcher Entfernung?« fragt der Leutnant weiter.
    »Circa venti chilometri«, schreit eine vierte Stimme.

    Ein so guter Latinist, wie ich einer bin, hat keine Mühe zu erraten, daß dies italienische Worte sind und bedeuten: ›Zirka zwanzig Kilometer.‹ Bin ich hier in ein Land von Polyglotten geraten? In den Turm oder doch mindestens in den Busch von Babel?
    Wie dem auch sei, die Antwort Leutnant Lacours hat gelautet: »Gut, ich breche bei Tageslicht auf«, und um mich hat niemand sich weiter gekümmert. Ich bleibe also da, wo ich bin, flach auf dem Rücken liegend, gefesselt, ohne die Möglichkeit, irgend etwas zu sehen, unter der unbequemen Kapuze, die man mir übergestülpt hat, nur mit Mühe atmend.
    Auf die Antwort des Leutnants hin setzte das Brummen zunächst mit verdoppelter Intensität ein, um dann aber nachzulassen und schließlich nach und nach zu verstummen. Ein paar Minuten darauf ist es nicht mehr vernehmbar.
    Was für ein sonderbares Geräusch kann das sein? Da mir mein Knebel jede Verständigung mit der Außenwelt unmöglich macht, kann ich diese Frage natürlich nur an mich selber richten und ebenso natürlich mir selbst keine Antwort geben.
    Die Zeit verrinnt. Eine Stunde, vielleicht noch mehr, vergeht, dann packen mich zwei Mann, der eine bei den Füßen, der andere an den Schultern, heben mich auf, schwingen mich einen Moment hin und her und werfen mich wie einen Sack mit Sägemehl quer über einen Sattel, dessen rückwärtiger Bogen mich schmerzhaft in den Rücken stößt, auf einem Pferd, das alsbald in gestreckten Galopp verfällt.
    Niemals, selbst inmitten meiner phantastischsten Träume nicht, hatte ich mir vorgestellt, daß ich eines Tages im Herzen Afrikas Mazeppa spielen würde, und man darf mir glauben, daß der Ruhm dieses Kosaken mich immer hatte ruhig schlafen lassen.
    Ich fragte mich, ob es mir gelingen würde, so wie er das Abenteuer zu bestehen und ob es mir am Ende bestimmt sei, Hetman der Bambaras zu werden, als eine Säuferstimme, die so klang, als sollte man die Kehle, aus der sie kam, besser mit Benzin reinigen, in einem Ton, der mich erzittern machte, zu mir sprach.
    »Take care, old bloody toad!« raunzte sie. »If you budge, this revolver shall hinder you to begin again.«
    Übersetzung:
    »Nimm dich in acht, verdammte alte Kröte! Wenn du dich rührst, wird dieser Revolver dich hindern, es noch einmal zu tun.«
    Zweimal ließ man mir die gleiche Empfehlung zukommen, übrigens beide Male in ausgesucht höflichem Ton. Eigentlich ein Luxus.
    Um mich her vernehme ich das Geräusch heftig galoppierender Pferde, und manchmal ein dumpfes Stöhnen: zweifellos meine Gefährten, die vermutlich in ebenso schlechter Verfassung sind wie ich selbst. Denn mir geht es wahrhaftig schlecht! Ich ersticke, das Blut steigt mir zu Kopfe. Ich habe das Gefühl, dieser Kopf wird zerspringen, der arme Kopf, der jammervoll über die rechte Flanke des Pferdes herabbaumelt, während meine Füße bei jedem Hufschlag taktmäßig an die linke schlagen.
    Nach einer Stunde tollen Rittes ungefähr macht die gesamte Kavalkade halt! Man holt mich von

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