Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
auf den Palast, dicht hintereinander und dicht an die Mauer der Fabrik gedrängt.
Eine der Eigentümlichkeiten dieser Fabrik bestand in dem bis hierhin vollkommenen Fehlen jeder Öffnung auf die Außenwelt. Auf der Esplanadenseite gab es keine einzige, wie man oben von der Bastei her hatte feststellen können. Auf der gegenüberliegenden Seite hatte man ebenfalls, so weit die Blicke den Regenvorhang durchdringen konnten, nichts derartiges feststellen können, und es schien, als ob auch für die nach dem Fluß zu liegende Nordfront das gleiche gelte.
Dennoch hatte man dort doch einen Quai angelegt, und dieser Quai mußte schließlich zu etwas dienen. Wozu aber, wenn nicht zum Ausladen von Waren, die durch Schiffe herbeigeschafft wurden? Es mußte ja notwendigerweise irgend ein Mittel geben, sie in das Fabrikgebäude zu befördern.
Diese Überlegung erwies sich als richtig. Nachdem die Flüchtlinge hundertfünfzig Meter zurückgelegt hatten, entdeckten sie tatsächlich eine zweiflügelige Tür, die aus ebenso festen wie dicken Panzerplatten hergestellt zu sein schien. Wie aber sollte man diese Tür öffnen, wenn man keinen Außenschlüssel besaß? Wie sie erschüttern? Wie die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich ziehen, ohne gleichzeitig die Wachen aufzustören, die aller Wahrscheinlichkeit nach die Umgebung hier unter ihrer Aufsicht hatten?
Außer dieser gab es noch eine andere Tür, jedoch kleiner und mit nur einem Flügel, in dem sich ein Schlüsselloch befand. Da aber kein Schlüssel und auch kein Instrument vorhanden war, das als Dietrich dienen konnte, führte diese Besonderheit zu nichts.
Nach langem Zögern wollten gerade die Flüchtlinge sich entschließen, mit ihren Fäusten und notfalls den Füßen diese Tür zu bearbeiten, als auf der Esplanade, etwas weiter flußaufwärts, sich ein Schatten zeigte. Kaum erkennbar durch den strömenden Regen hindurch bewegte dieser Schatten sich auf sie zu. Da nun aber der Quai keinen anderen Ausweg als den auf den Wachgang hatte, der die Fabrik umrundete und von da aus auf die Esplanade mündete, von der her der nächtliche Wanderer kam, bestand die Aussicht, daß dessen Ziel eine der beiden auf den Quai gehenden Türen war.
Die Flüchtlinge, denen keine Zeit mehr zum Entweichen blieb, drückten sich, so gut sie konnten, in den Rahmen der Flügeltür, bereit, sich im gegebenen Augenblick auf den so unerwartet Nahenden zu stürzen.
Dieser aber kam so sorglos einher und ging so völlig ohne Kenntnisnahme von ihrem Vorhandensein vorbei, daß sie auf jeden Gewaltakt verzichteten, dessen Notwendigkeit in keiner Weise erwiesen schien. Ermutigt durch die außergewöhnliche Unaufmerksamkeit des Wanderers, stellten sie sich ihm abwechselnd jeweils in den Weg, wenn er an einem von ihnen vorüberging, so daß er, als er wie vorauszusehen, vor der kleineren der beiden Türen stehenblieb und den Schlüssel ins Schloß schob, von acht, im Halbkreis um ihn gruppierten Zuschauern umgeben war, von deren Existenz er offenbar nichts ahnte.
Die Tür ging auf. Rücksichtslos den Mann, der sie geöffnet hatte, über den Haufen rennend, stürzten die Flüchtlinge ihm nach, und der Letzte von ihnen warf die Tür zu, die sich mit einem dumpfen Laut schloß.
Sie waren nun von tiefem Dunkel umgeben, aus dem sich eine sanfte Stimme erhob und etwas erstaunt ein paar Ausrufe produzierte, deren Mäßigung unter diesen Umständen eher verwunderlich war.
»Ja, was denn! …« ließ sich diese Stimme vernehmen. »Was soll denn das bedeuten? Was wollen Sie von mir? … Was ist los? …«
Plötzlich durchdrang ein strahlendes Licht die tiefe Finsternis. Jane Buxton war auf die Idee gekommen, ihre elektrische Taschenlampe in Tätigkeit zu setzen, die ihr schon einmal in Kokoro so hervorragende Dienste geleistet hatte. In dem Lichtkegel zeigten sich gleichzeitig Tongané und ihm gegenüber ein schmalgebauter Mann mit fahlblondem Haar und völlig durchnäßten Kleidern, der sich, etwas außer Atem, an die Wand lehnte.
Als Tongané und der blonde Mann sich gegenseitig erkennen konnten, stießen beide gleichzeitig aber auf völlig verschiedene Art einander entsprechende Rufe aus.
»Sergeant Tongané!« sagte der letztere mit einer sanften Stimme und dem Ausdruck gemäßigten Staunens.
»Mossié Camaret!« rief mit rollenden Augen der Neger.
Camaret! … Jane Buxton fuhr zusammen, als sie diesen Namen hörte, den sie gut kannte, da er der eines ehemaligen Waffengefährten ihres Bruders
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