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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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war.
    Indessen hielt Amédée Florence es für angebracht einzuschreiten. Da man sich offenbar unter Bekannten befand, konnte man sofort daran gehen, sich in kürzester Form einander vorzustellen. Er trat einen Schritt vor, so daß auch auf ihn der Lichtkegel fiel.
    »Monsieur Camaret«, sagte er, »meine Gefährten und ich würden Sie sehr gern sprechen.«
    »Nichts leichter als das«, antwortete in aller Ruhe Camaret.
    Er berührte einen Knopf, und elektrische Lampen strahlten an der Decke auf. Die Flüchtlinge stellten fest, daß sie sich in einer Art von Gewölbe befanden, in dem keinerlei Mobiliar vorhanden war, aller Wahrscheinlichkeit nach also einer Eingangshalle.
    Marcel Camaret öffnete eine Tür, hinter der eine Treppe nach oben führte. Er machte einen Schritt zur Seite.
    »Wenn Sie bitte eintreten wollen …« bat er in völlig natürlichem Ton.
VI.
Marcel Camaret
    Verblüfft durch diesen Empfang, dessen konventionelle Höflichkeit unter diesen Umständen zu etwas Ungewöhnlichem wurde, betraten die sechs Europäer, gefolgt von den beiden Negern, die Treppe, die durch zahlreiche elektrische Lampen strahlend beleuchtet war. Nachdem sie etwa zwanzig Stufen erklommen hatten, kamen sie in einen zweiten Vorraum, in dem sie stehenblieben. Marcel Camaret, der als letzter nachgefolgt war, schritt quer durch das Vestibül und trat, nachdem er eine weitere Tür geöffnet hatte, wie vorher schon zur Seite, um seinen unverhofften Gästen Platz zu machen.
    Diese betraten einen riesigen Raum, in dem große Unordnung herrschte. Ein Zeichentisch nahm eine Seite ein und eine große Bibliothek die drei anderen. Etwa zehn Sitzgelegenheiten, alle mit Stapeln von Büchern und Papieren beladen, standen planlos verstreut im Raum. Marcel Camaret ergriff einen dieser Stapel, legte ihn ruhig auf den Fußboden und setzte sich auf den dadurch frei gewordenen Stuhl. Durch sein Beispiel ermutigt, taten seine Gäste das gleiche, so daß bald alles saß, mit Ausnahme von Malik und Tongané, die respektvoll stehen geblieben waren.
    »Womit kann ich Ihnen zu Diensten sein?« fragte darauf Marcel Camaret, der diesen außergewöhnlichen Besuch höchst natürlich zu finden schien.
    Während der wenigen Minuten, die sie gebraucht hatten, um es sich bequem zu machen, stand den Flüchtlingen genügend Zeit zur Verfügung, um sich einen Eindruck von der Persönlichkeit zu verschaffen, in deren Häuslichkeit sie so kühn eingedrungen waren; diese Musterung fiel in ihren Augen äußerst beruhigend aus. Daß dieser Unbekannte, den Tongané mit dem Namen Camaret begrüßt hatte, seltsam erschien, daß seine Zerstreutheit, die so weit ging, daß er sie auf dem Quai fast gestreift hatte, ohne sie zu sehen, daß seine ›abwesende‹ und von allen Zufälligkeiten seiner Umgebung unabhängige Miene, daß die Gelassenheit und Schlichtheit, mit der er Leute bei sich aufnahm, die auf so rauhe Art bei ihm eindrangen, ungewöhnlich waren, ließ sich nicht bestreiten. Aber diese sicherlich nicht normalen Eigentümlichkeiten standen zu der Redlichkeit, oder besser gesagt offenbaren ›Unschuld‹ dieses Mannes, dessen kaum entwickelter Körper an den eines Jünglings erinnerte, keineswegs im Widerspruch. Nein, dieser Mann mit der kräftig modellierten Stirn und dem Blick, dem man bis auf den Grund schauen konnte, war bestimmt nicht des gleichen Geistes Kind wie Harry Killer, obwohl alles darauf hinwies, daß er dessen Leben teilte.
    »Monsieur Camaret«, antwortete Barsac, der Vertrauen zu fassen begann, »wir erbitten Ihren Schutz.«
    »Meinen Schutz?« wiederholte Camaret leicht erstaunt. »Vor wem, mein Gott?«
    »Vor dem Herren oder vielmehr dem Despoten dieser Stadt, vor Harry Killer.«
    »Harry Killer … ein Despot?! …« griff Camaret, der nichts zu begreifen schien, die Rede Barsacs wieder auf.
    »Wußten Sie das nicht?« fragte Barsac, der nun seinerseits verwundert war.
    »Nein, wahrhaftig nicht.«
    »Es kann Ihnen doch indessen nicht unbekannt sein, daß in Ihrer Nachbarschaft eine ganze Stadt existiert?« fragte Barsac mit einem gewissen Nachdruck, der allmählich anfing, Ungeduld zu verraten.
    »Gewiß!« gab Marcel Camaret zu.
    »Und auch nicht, daß diese Stadt Blackland heißt?«
    »Ah? Also Blackland hat man sie genannt …«, sagte Camaret. »Der Name ist wirklich gar nicht übel gewählt … Nein, ich kannte ihn nicht, aber nun weiß ich ihn ja, da Sie mir ihn nennen. Im übrigen ist es mir ganz egal.«
    »Wenn Sie den Namen dieser Stadt

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