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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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nicht kannten«, fuhr Barsac nicht völlig ohne Ironie fort, »so wußten Sie doch zum mindesten, daß sie bewohnt ist, und zwar von einer ziemlich zahlreichen Bevölkerung?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Camaret mit Seelenruhe.
    »Nun aber braucht jede Stadt eine Verwaltung, eine Obrigkeit.«
    »In der Tat.«
    »In Blackland ist die gesamte Obrigkeit in der Person Harry Killers konzentriert, dieses Harry Killer, der nichts anderes als ein Bandit, ein grausamer, blutdürstiger Despot, ein brutaler Säufer, um nicht zu sagen ein Verrückter ist.«
    Marcel Camaret hatte seine bislang gesenkten Augen jetzt zu Barsac erhoben. Er schien verblüfft, verstört sogar und wirkte, als ob er aus allen Wolken falle.
    »Oh! Oh! …«, murmelte er, als ob er seiner Sinne nicht völlig mächtig wäre. »Sie gebrauchen da Ausdrücke …«
    »Die noch weit hinter den Tatsachen zurückbleiben, durch die sie ausgelöst worden sind«, fuhr Barsac, der sich jetzt mehr und mehr erhitzte, fort. »Aber zunächst gestatten Sie mir, Ihnen zu erklären, wer wir sind.«
    Nachdem Camaret durch eine nicht eben ermutigende Geste höflicher Gleichgültigkeit eingewilligt hatte, stellte Barsac seine Reisegefährten vor. Während er Jane Buxton ihr Pseudonym beließ, fügte er zu seinem Namen sowie zu denen seiner Mitreisenden, auf die er nacheinander wies, die Bezeichnung ihrer Stellung oder Betätigung hinzu.
    »Und dies hier«, schloß er, »ist Tongané, bei dessen Person ich nicht länger zu verweilen brauche, da Sie ihn ja kennen, wie es scheint.«
    »Ja … ja …«, brachte Camaret zögernd hervor, während er seine Blicke von neuem auf den Boden geheftet hielt.
    »Beauftragt von der französischen Regierung … Aber Sie müssen ja demnach Franzose sein, Monsieur Camaret?«
    »Ja … ja …«, murmelte der Ingenieur ohne jedes Zeichen von Wärme.
    »Beauftragt von der französischen Regierung, wie ich bereits sagte, eine Expedition, an der meine hier anwesenden Gefährten beteiligt waren, bis in den Nigerbogen zu geleiten«, fuhr Barsac fort, »hatten wir unaufhörlich gegen die Hindernisse zu kämpfen, die Harry Killer vor uns aufgetürmt hat.«
    »Und in welcher Absicht sollte er das tun?« warf Camaret ein, der damit endlich etwas wie Aufmerksamkeit zu zeigen begann.
    »In der Absicht, uns den Weg zum Niger zu versperren, denn Harry Killer wünscht, daß der Horst, den er sich hier errichtet hat, allen anderen Menschen unbekannt bleibt. Deshalb hat er alles darangesetzt, uns aus dieser Region herauszuhalten. Er fürchtete, wir könnten von Blackland reden hören, von dessen Existenz niemand in Europa die geringste Ahnung hat.«
    »Was sagen Sie da? …« rief Camaret jetzt mit einer Lebhaftigkeit aus, die man ihm zuvor nicht zugetraut hätte. »Es ist doch unmöglich, daß niemand in Europa, wohin zahlreiche Arbeiter zurückgekehrt sind, nachdem sie sich hier mehr oder weniger lange aufgehalten haben, von dieser Stadt etwas weiß!«
    »Und dennoch ist es so«, entgegnete Barsac.
    »Sie wollen behaupten«, drang Camaret, jetzt mehr und mehr beunruhigt, in ihn, »daß niemand – ich sage: niemand – uns hier kennt?«
    »Absolut niemand.«
    »Und daß dieser Teil der Wüste noch immer als vollkommen unbewohnt gilt?«
    »Jawohl, das behaupte ich.«
    Camaret hatte sich erhoben. Von heftiger Bewegung erfaßt, ging er im Raum auf und ab.
    »Unbegreiflich! … Unbegreiflich! …« murmelte er.
    Seine Erregung hielt nur wenige Augenblicke an. Bald hatte er unter Aufbietung aller Willenskräfte zu seiner Ruhe zurückgefunden und nahm seinen Sitz wieder ein.
    »Sprechen Sie weiter, ich bitte Sie darum«, sagte er, nur etwas blasser als zuvor.
    »Ich will Sie nicht«, nahm Barsac auf diese Aufforderung hin seine Rede wieder auf, »mit all den Verdrießlichkeiten langweilen, die wir zu ertragen hatten. Ich werde mich damit begnügen, Ihnen zu sagen, daß Harry Killer, nachdem es ihm gelungen war, uns von unserem militärischen Geleit zu trennen, in seiner Wut darüber, daß wir gleichwohl dabei beharrten, die Richtung weiter einzuhalten, die er uns verlegen wollte, uns mitten in der Nacht von seinen Leuten hat entführen und hierher hat verbringen lassen, wo er uns seit vierzehn Tagen gefangen hält und uns bei jeder Gelegenheit mit Aufhängen bedroht.«
    Ein wenig Blut war jetzt in Marcel Camarets Wangen zurückgekehrt. Sein Blick fing an, einen drohenden Ausdruck anzunehmen.
    »Was Sie mir da sagen, ist ja wirklich unvorstellbar! …« rief er

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