Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
auch nur Gemütsruhe angesichts der Schwierigkeiten des Daseins verträgt sich gewöhnlich schlecht mit einem leeren Magen. Daher wandelte sich denn auch die seelische Verfassung des Personals der Fabrik fortschreitend zum Schlechteren. Wenn auch weiterhin erbittert gearbeitet wurde, da ja das Leben aller von dem Fortschritt des Werkes abhing, zeigten doch alle düstere Mienen, und die Arbeiter tauschten oft bittere Bemerkungen aus.
    Ganz offensichtlich hatten sie, mindestens zum Teil, ihr blindes Vertrauen zu ihrem Chef, dem sie zuvor eine nahezu übernatürliche Macht zuerkannt hatten, eingebüßt. Nun aber hatte sich erwiesen, daß dieser Zauberer trotz seines Genies nicht imstande war, sie vor dem Hungertod zu retten, und sein Ansehen sank demgemäß.
    Andererseits hatte sich nach und nach eine Legende herausgebildet, deren Ursprung in ein paar von Camaret bei seiner einleitenden Rede vor der Eröffnung der Feindseligkeiten mit dem Palast in bezug auf Jane Buxton geäußerten Worten zu suchen war. Zunächst hatte man das Wohlgefallen Harry Killers an seiner Gefangenen in seinen realen Proportionen gesehen, das heißt ihm keine große Bedeutung beigelegt. Dieser spezielle Beweis seines Despotismus war als einer unter anderen und als weder wichtiger noch unwichtiger angesehen worden.
    Je mehr sich jedoch die Lage verschärfte und das Leiden unter ihr zunahm, vor allem aber je weniger klar unter ihrem Einfluß das Denken funktionierte, bildete sich allgemein eine Tendenz heraus, diese Laune Harry Killers in den Vordergrund zu stellen, während dieser selbst vielleicht schon gar nicht mehr an sie dachte. Nachdem sich jedoch diese Idee in den Leuten erst einmal festgesetzt hatte, war sie nicht mehr aus ihnen auszutreiben, sondern hatte, einem wohlbekannten Kristallisationsvorgang folgend, alle anderen Ideen aufgesogen.
    Jetzt stand sie bereits als eine Tatsache fest. Bei den Arbeitern war es keine Frage mehr, daß, wenn man litt und sich plagte, die Belagerung und den daraus folgenden Hunger zu ertragen hatte, dies einzig wegen Miss Buxtons schöner Augen der Fall war. Wenn diese sich ergäbe, würde alsbald der Frieden geschlossen sein. Von da aus war es nur noch ein Schritt, sich zu sagen, daß das Opfer in keinem Verhältnis zu seinem Anlaß stehe und daß es übertrieben sei, hundertundfünfzig Personen sterben zu lassen, um eine einzige zu retten. Dieser Schritt war schnell getan.
    Jane Buxton war sich dieser Denkweise der Arbeiter auf die Dauer wohl bewußt geworden. Auf Grund einiger aufgefangener Bemerkungen, sowie so mancher mißgünstiger Blicke, denen sie beim Betreten der einen oder anderen Werkstatt begegnet war, hatte sie die feindselige Haltung dieser Leute sowie die Tatsache begriffen, daß diese Leute sie für die Gefahr, in der sie sich befanden, verantwortlich machten.
    Obgleich sie weit davon entfernt war, sich selber die Bedeutung beizulegen, die sie offenbar in der Meinung dieser Männer hatte, wurde sie naturgemäß doch durch deren einmütige Auffassung der Lage beeinflußt und hielt schließlich tatsächlich für möglich, daß, wenn sie sich Harry Killer ergäbe, dieses Opfer wirklich zu dem Ergebnis führen könne, die Belagerten zu befreien.
    Zweifellos würde es grauenhaft für sie sein, mit demjenigen zusammen zu leben, von dem sie fast mit Sicherheit annahm, daß er der Mörder ihres Bruders sei. Aber abgesehen davon, daß diese Anschuldigung keineswegs erwiesen war, würde ihr immer der Tod als Zuflucht bleiben, wenn das, was sie sich zumutete, ihre Seelenkraft überstieg. Im übrigen war es, wie grausam es auch sein mochte, zweifellos ihre Pflicht.
    Diese Idee gewann allmählich solche Gewalt über sie, daß sie sich wohl oder übel ihren Freunden gegenüber in diesem Sinne öffnen mußte. Sie bezichtigte sich der Feigheit und sprach davon, sich Harry Killer unter der Bedingung auszuliefern, daß dadurch das Heil für alle gesichert sei. Beim Anhören ihrer Rede begann der arme Saint-Bérain herzzerreißend zu schluchzen.
    »Sie wollen uns also zu Ehrlosen stempeln, Mademoiselle!« rief Amédée Florence voller Empörung aus, »und noch dazu unnötigerweise! Harry Killer ist nur zu sicher, Sie eines Tages zu seiner Verfügung zu haben, als daß er für die Befriedigung dieses Wunsches den geringsten Preis zu zahlen bereit sein würde. Im übrigen können Sie gewiß sein, daß er seine Versprechungen nicht zu halten gedächte, falls er solche machte.«
    Barsac, Dr. Châtonnay und sogar

Weitere Kostenlose Bücher