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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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zu.
    »Durch das Reservoir?« wiederholte Camaret erstaunt.
    »Ja. Vorgestern haben wir die Schütze im Fluß geschlossen, damit sie kein Wasser mehr heraufpumpen können, und das Reservoir im Palast geleert. Das in der Fabrik entleerte sich bei der gleichen Gelegenheit, da die beiden ja durch eine Leitung unterhalb der Esplanade in Verbindung stehen. Tchoumouki und ich sind durch diese Leitung gekrochen.«
    Ein paar Stunden zuvor hatte der Ingenieur mit Gleichmut zur Kenntnis genommen, daß die Pumpe wiederhergestellt war und glänzend funktionierte. Er verstand jetzt, weshalb Harry Killer unter dem Eindruck von Tschoumoukis schauerlichem Ende, das er den Verteidigern der Fabrik in die Schuhe schob, die Schütze wieder geöffnet hatte, so daß das Wasser wie gewöhnlich dort ankam.
    »Gut. Ich danke Ihnen«, sagte Camaret, der sich jetzt, nachdem er über alle ihn interessierenden Punkte Gewißheit erhalten hatte, zurückzog, ohne noch weitere Fragen zu stellen.
    Der 13. April ging ohne sonstigen Zwischenfall zu Ende, und ebenso verlief auch der folgende Tag. Die Einschließung, der die Gefangenen und Camaret unterstanden, wurde ebenso streng wie zuvor aufrechterhalten. Auf dem flußabwärts gelegenen Quai und auf der Esplanade waren Posten von Merry Fellows aufgestellt, die von diesen Punkten aus die beiden Enden des Wachgangs nicht aus den Augen ließen und auch weiterhin alle Zugänge zur Fabrik beobachteten, so daß niemand sie hätte verlassen können. Es bestand auch kein Anlaß zu einer Änderung dieser Situation bis zu dem Tage, an dem der Hunger die Belagerten zwingen würde, sich zu ergeben.
    Dies war die sehr zutreffende Überlegung, die unaufhörlich Amédée Florence anstellte. Seit der Zerstörung des Aeroplans war er ständig auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich aus der Affäre zu ziehen, und wütend, weil er keine fand. Schließlich jedoch, am Abend des 14. April, kam ihm eine Idee. Nachdem er sie unter allen Gesichtspunkten überprüft hatte, erschien sie ihm gut, und er hielt daraufhin am Morgen des 15. lange Beratungen mit Tongané ab, worauf er seine Gefährten bat, ihn zu Camaret zu begleiten, dem er eine sehr dringende Mitteilung zu machen wünsche.
    Seit dem mit Frasne vorgenommenen Verhör hatte niemand den Ingenieur wiedergesehen, der sich in seine Privatgemächer zurückgezogen und dort völlig eingekapselt hatte. Daselbst, in seiner Einsamkeit, verarbeitete er unter Schmerzen die neu erworbenen Kenntnisse, schwindelnd vor dem Abgrund, den Frasne vor ihm aufgetan hatte.
    Die ganze Wahrheit war ihm nun enthüllt. Er wußte, daß Blackland nur durch Gewalt, Diebstahl und Mord zustandegekommen war und hatte erhalten werden können. Er wußte, daß Europa und Afrika, jedes auf seine Weise, der Schauplatz der Untaten Harry Killers und seiner Bande gewesen waren. Er konnte nicht länger die Augen vor der so schmählichen Herkunft des Goldes verschließen, das in der Stadt in solchem Übermaß vorhanden war und dank dem sein Werk allein hatte zustandekommen können. Übergriffe und Grausamkeiten der Buxton-Truppe, die Ermordung ihres Chefs, ständige Hekatomben von Negern, die aus ihren Dörfern entführt worden waren, Plünderung, Raub, Mordtaten in Afrika und Europa und schließlich das grauenhafte Attentat gegen die friedliche Barsac-Expedition, alles das kannte er jetzt.
    An diesen zahllosen Greueln fühlte er sich als Mittäter beteiligt. War er denn nicht derjenige, der, wenn auch in aller Unschuld, ihnen die Mittel zu ihrer Ausführung geliefert hatte? Bei dem Gedanken daran, was sein Leben seit zehn Jahren gewesen war, wurde er von furchtbarem Entsetzen gepackt, und sein ohnehin labiler Geist versagte unter diesem Schock vollkommen.
    Augenblicksweise war er so weit, diese ganze Stadt Blackland zu verabscheuen, die dabei ja sein Werk, Fleisch von seinem Fleische war, diese Anhäufung
     

    Sie fanden Camaret in düstere Gedanken versunken vor.
     
    von Wunderwerken, die er selbst zu seinem eigenen Ruhm geschaffen hatte. Aber durften denn wirklich die grausigen Untaten, deren ihre Bewohner sich schuldig gemacht hatten, ungesühnt bleiben? Und war sie nicht selbst verdammenswert, diese Stadt, in der solche Verbrechen geplant werden können?
    Amédée Florence und seine Gefährten fanden Camaret in solche düsteren Gedanken versunken vor. Halb liegend in seinem Sessel, bewegungslos, mit ausdruckslosem Blick, schien er tief niedergedrückt und ohne Kraft. Seit den zwei Tagen, in denen

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