Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
Killers Leuten in das Viertel der Schwarzen schaffen?«
»Das ist schon schwieriger«, meinte Camaret.
Ein paar Sekunden lang bewahrte er Schweigen, dann antwortete er mit seiner gewohnten sanften Stimme:
»Ja, ich könnte es schaffen, vorausgesetzt, daß die Nacht dunkel ist.«
Amédée Florence stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Dann sind wir gerettet!« rief er. »Sie verstehen, Monsieur Camaret, Tongané wird sich durch den Tunnel schleichen, auf dem Feld die Ankunft der Landarbeiter erwarten, unter die er sich mischt, und am Abend mit ihnen zusammen sich in deren Viertel begeben. Während der Nacht bereitet er dann den Aufstand vor. Alle diese Leute sind schrecklich unglücklich und würden nichts lieber tun als dieses Joch abschütteln, wenn sie nur Waffen hätten. Sobald ihnen diese von uns geliefert werden, zögern sie sicherlich nicht. Sie müßten sich allerdings sofort an die Arbeit machen, Monsieur Camaret.«
»Ich bin schon dabei«, bemerkte ganz ruhig der Ingenieur, der, während Amédée Florence noch sprach, bereits an seinem Zeichentisch Platz genommen hatte.
Förmlich überreizt durch die glückliche Perspektive, die Amédée Florence ihnen ausgemalt hatte, zogen die Belagerten sich zurück. Seine Idee war ganz gewiß gut, und es wäre töricht gewesen, sich nicht die Hilfe dieser Tausende von natürlichen Verbündeten zu sichern, die auf der anderen Seite des Flusses fronten. Daß es möglich sei, den Kontakt zu ihnen aufzunehmen, schien nach den bestätigenden Worten Camarets nicht mehr ganz zweifelhaft zu sein. In dieser Hinsicht hatte dieser sich größtes Vertrauen erworben.
Gleich am folgenden Tage wurde die Arbeit an der Flugmaschine eingestellt. Statt dessen wurden alle Arbeiter mit dem neuen Projekt beschäftigt, die einen, indem sie Hieb-und Stichwaffen herstellten, die anderen, indem sie die von Camaret erdachte neue Maschine aufstellten; noch andere mußten einen Raffiapalmenstamm zu einem Zweck aushöhlen, den noch niemand kannte, während die letzten außerhalb der Sichtweite des Palastes am Fuße der Fabrikmauer einen Schacht von beträchtlicher Weite bohrten, der schnell in die Tiefe wuchs.
Am 21. April hatte dieser Schacht eine Tiefe von zehn Metern erreicht, die Camaret für ausreichend hielt, und sofort begann man, den horizontalen Gang in Angriff zu nehmen. Um ihn zu realisieren, hatte der Ingenieur einen fünf Meter langen und dreißig Zentimeter dicken Stahlkegel ersonnen, auf dessen Oberfläche Spalten und Vorsprünge in einer Folge von regelmäßigen Schraubenwindungen miteinander abwechselten. Ein Elektromotor setzte diese Maschine in Bewegung, die, mit der Spitze in den relativ weichen Boden eindringend, sich darin buchstäblich vorwärtsschraubte, während durch die Öffnungen, die zu diesem Zweck vorgesehen waren, der Sand ins Innere des Kegels rieselte, von dem er ständig in den Schacht ausgeleert wurde.
Wenn diese gigantische Schraube gänzlich in den Boden eingedrungen sein würde, den sie zugleich stützte und vor jedem Niederbrechen bewahrte, würde ein Zylinder von gleichem Durchmesser daraufgesetzt werden, den mächtige Schraubenwinden nachschieben sollten. Einmal fertiggestellt, würde also dieser horizontale Tunnel aus einem etwa achtzig Meter langen Metallrohr bestehen.
Wenn das erreicht wäre, würde der Bohrkegel so gedreht, daß eine größere, bislang geschlossen gehaltene Öffnung, sich an seinem oberen Ende befände, und dann durch diese Öffnung ein kleinerer Kegel geschoben werden, der sich von unten nach oben, das heißt bis zur Erdoberfläche, hinaufschrauben ließe.
Während diese verschiedenen Arbeiten vorgenommen wurden, ließ Camaret sich kaum sehen. Mit finsterer, versunkener Miene tauchte er nur auf, wenn die Behebung irgendeiner Schwierigkeit seine Anwesenheit unbedingt erforderte; nach der Lösung des Problems verkroch er sich wieder in seine Privatgemächer, wo sein Diener Joko ihm seine einsamen Mahlzeiten auftrug.
Am frühen Morgen des 30. April waren die achtzig Meter horizontalen Rohrs fertiggestellt. Ohne zu zögern, machte man sich an die Installierung des kleineren Kegels, der die Ausgangsöffnung schaffen sollte – eine Sache, die bis zum Tagesanbruch unbedingt erledigt sein mußte.
Es war allerdings auch Zeit. Seit dem 27. April, das heißt seit drei Tagen schon, fehlte es an Nahrungsmitteln, so daß die ohnehin schon unzureichenden Rationen fast zu einem Nichts zusammengeschrumpft waren.
Gute Stimmung oder
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