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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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ihn niemand gesehen hatte, und vielleicht länger schon hatte er keinerlei Nahrung zu sich genommen.
    Ein solcher Gesprächspartner war nicht geeignet für Amédée Florence, der gern den geschickten Erfinder von früher vor sich gesehen hätte. Auf seinen Befehl holte Tongané ein paar Lebensmittel herbei, die Camaret vorgesetzt wurden. Dieser aß zwar gefügig, doch ohne die Gier zu zeigen, die nach so langer Abstinenz berechtigt gewesen wäre. Nach dieser Mahlzeit kehrte indessen etwas Blut in seine bleichen Wangen zurück.
    »Wenn ich Sie alle hierher zusammengerufen habe«, sagte darauf Florence, »so deshalb, weil mir ein Mittel eingefallen ist, wie wir aus dieser im Augenblick ausweglosen Situation herauskommen könnten. Durch reifliches Überlegen bin ich darauf gekommen, daß wir imstande sein sollten, uns den Beistand zahlreicher Verbündeter zu sichern, die wir hier sozusagen in Reichweite haben.«
    »Was für Verbündete?« fragten zugleich Barsac und Dr. Châtonnay.
    »Die Neger aus dem Sklavenviertel«, antwortete Amédée Florence. »Nach dem, was wir vorgestern erfahren haben, beläuft sich ihre Zahl auf wenigstens viertausend, ohne die Frauen mitzuzählen, die jede soviel wie zwei Männer leisten, wenn sie einmal losgelassen sind. Das ist, wie mir scheint, eine nicht zu verachtende Streitmacht.«
    »Offenbar«, erkannte Barsac an, »aber diese Neger haben keine Waffen und wissen vermutlich nicht einmal etwas von unserer Existenz.«
    »Deshalb«, fuhr Florence in seiner Rede fort, »müßte man mit ihnen in Verbindung treten und sie bewaffnen.«
    »Das ist leicht gesagt!« rief Barsac aus.
    »Und vielleicht auch getan«, entgegnete Florence.
    »Wirklich? …« ließ Barsac sich vernehmen. »Ganz abgesehen von der Bewaffnungsfrage: wer würde sich denn zu diesen Negern begeben?«
    »Ein Neger, wie sie selbst: Tongané.«
    »Und wie soll er zu ihnen durchkommen? Sie wissen sehr wohl, daß die Fabrik umzingelt ist. Sobald er sich zeigt, empfängt ihn bestimmt ein Kugelhagel.«
    »Deshalb würde er auch nicht durch das Tor zu ihnen gehen«, antwortete Florence. »Das würde ihm im übrigen auch zu gar nichts nützen, da der Fabrik gegenüber die Quartiere der Weißen liegen. Er aber muß ja gerade das Lager der Schwarzen erreichen. Zu diesem Zweck muß er dasselbe tun, was er schon getan hat, nämlich während der Nacht aufs Feld hinausschleichen, sich unter die Schar der Schwarzen mischen und mit ihnen zusammen in die Stadt zurückkehren.«
    »Er müßte dann also seinen Weg über den Wachgang und die Umfassungsmauer nehmen?« wendete Barsac ein.
    »Oder darunter hindurch«, erwiderte, zu Camaret hinzugewendet, Amédée Florence.
    Dieser, völlig in seine Gedanken versunken, hatte von dem ganzen Gespräch nichts in sich aufgenommen, ja es wohl nicht einmal gehört.
    »Monsieur Camaret«, fragte ihn Florence, »würde es möglich sein, unterhalb der Mauern der Fabrik und der Stadt einen Tunnel zu bohren, der auch unter dem Wachgang verliefe und ins Feld hinausführte?«
    Camaret hob den Kopf.
    »Zweifellos«, sagte er.
    »Wieviel Zeit würde diese Arbeit erfordern?«
    Camaret dachte einen Augenblick nach.
    »Bei dem sonst üblichen Verfahren müßte man die Tunnelwände mit Holz abstützen, und das würde sehr langwierig sein«, meinte er schließlich. »Man könnte jedoch sehr viel Zeit gewinnen, wenn man eine Maschine benutzte, die ich erfunden habe und die in diesem sandigen Boden gute Resultate liefern würde. Um diese Maschine zu entwickeln, zu bauen und den Tunnel zu bohren, würden vierzehn Tage nötig, aber auch ausreichend sein.«
    »Sie könnten also bis Ende des Monats die Arbeit abgeschlossen haben?«
    »Sicherlich«, bestätigte Camaret.
    Sobald man ihm Probleme zu lösen vorlegte, befand er sich wieder in seinem Element. Er blühte zusehends auf.
    »Nun der zweite Punkt, Monsieur Camaret«, fuhr Florence fort. »Würden Sie für die Schaffung dieses Tunnels Ihre gesamte Belegschaft benötigen?«
    »Ich würde viele Leute brauchen«, sagte Camaret.
    »Würden die anderen, die nicht mit dieser Sache beschäftigt sind, wohl imstande sein, innerhalb des gleichen Zeitraums drei-oder viertausend Waffen herzustellen?«
    »Was für Waffen? Keinesfalls Feuerwaffen.«
    »Piken, Messer, Äxte, Keulen, alles, was Sie wollen, wenn es nur bohrt, schneidet oder zermalmt.«
    »Das allerdings ginge, ja«, antwortete Camaret.
    »Und könnten Sie diese Waffen bis zu einem bestimmten Termin und unbemerkt von

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