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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Durchbrüche des Palastes nach außen waren sämtlich mit starken Gittern bewehrt und innerhalb von diesen durch starke Eisenläden geschützt. Ohne einen Augenblick Zeit zu verlieren, schloß sie in allen Stockwerken diese Läden ausnahmslos bis zum letzten.
    Woher nahm sie die Kraft, diese gewichtigen Metallplatten zu bewegen? Sie handelte wie im Fieber, ohne sich selbst darüber klar zu sein, mit nachtwandlerischer Sicherheit, geschickt und schnell. Nach einer Stunde war die Arbeit beendet. Sie befand sich jetzt im Zentrum eines wahren Blocks aus Stahl und Stein, der absolut uneinnehmbar war.
    Erst jetzt verspürte sie Müdigkeit. Ihre Knie versagten, ihre Hände bluteten, und sie hatte Mühe, bis zu ihrem Bruder zurückzugelangen.
    »Was ist geschehen?« fragte dieser in angstvollem Ton und sichtlich erschreckt, sie in einem solchen Zustand vor sich zu sehen.
    Als sie wieder zu Atem gekommen war, erzählte Jane ihm, was sie ausgerichtet hatte.
    »Wir sind Herren des Palastes«, schloß sie ihren Bericht.
    »Haben sie keinen anderen Ausgang als diese Treppe?« fragte Lewis, der an einen solchen Meisterstreich noch nicht recht glauben konnte.
    »Keinen«, versicherte Jane. »Da bin ich ganz gewiß. William sitzt auf der Terrasse fest, und ich wette, daß er von dort nicht herunterkommen kann.«
    »Aber weshalb waren denn alle wohl dort zusammengekommen?« fragte ihr Bruder. »Was geht vor?«
    Das konnte auch Jane ihm nicht sagen. Ganz mit ihren Schutzmaßnahmen beschäftigt, hatte sie sonst nichts gesehen. Doch was sie nicht wußte, war leicht in Erfahrung zu bringen. Es genügte, einen Blick nach draußen zu werfen. Beide stiegen zum obersten Stockwerk empor, über dem sich nur noch die Terrasse befand, und stießen einen der Fensterläden, die Jane geschlossen hatte, zur Hälfte auf.
    Sofort begriffen sie die Aufregung, von der William Ferney und seine Gefährten erfaßt worden waren. Wenn zu ihren Füßen die Esplanade schwarz und schweigend dalag, drangen doch greller Lichtschein und heftiges Geschrei vom rechten Ufer des Red River zu ihnen. Sämtliche Negerhütten brannten lichterloh. Das Zentrum der Stadt, das heißt das Sklavenviertel, war nur noch ein einziger ungeheurer Flammenherd.
    Das Feuer wütete gleichermaßen im Civil Body, und flußauf-und flußabwärts hatte es auch bereits die beiden äußersten Enden des Quartiers der Merry Fellows erfaßt.
    Aus dem noch nicht von den Flammen berührten Mittelteil dieses Bezirks erhob sich ein grauenhaftes Getöse. Man vernahm Schreie, Flüche, Wehklagen, verworrenes Geheul, vermischt mit dem unaufhörlichen Knattern der Gewehrsalven.
    »Das ist Tongané«, sagte Jane. »Die Sklaven haben sich gegen ihre Unterdrücker erhoben.«
    »Die Sklaven? … Tongané! …« wiederholte Lewis, für den diese Wörter keinen Sinn besaßen.
    Seine Schwester erklärte ihm die Organisation von Blackland – zumindest das, was sie selbst darüber wußte – gemäß den Informationen, die sie Marcel Camaret, Tongané und dem Verwundeten, den sie in der Fabrik gepflegt hatte, verdankte. Sie berichtete ihm darauf in wenigen Worten, wieso sie selbst sich in dieser Stadt befand und durch welches Zusammenwirken von Umständen sie hier zur Gefangenen geworden war. Sie sagte ihm, weshalb sie diese Reise unternommen hatte, wie es ihr gelungen war, die nunmehr zur Gewißheit gewordene Unschuld von ihrer beider Bruder George Buxton klarzustellen, und wie sie, nachdem sie sich der von dem Abgeordneten Barsac befehligten Expedition angeschlossen hatte, zugleich mit den Überresten dieser Unternehmung entführt worden war. Sie zeigte ihm auf der anderen Seite der Esplanade die im Licht der Scheinwerfer strahlende Fabrik, sie erklärte ihm die Rolle, die diese spielte, und benannte ihm einzeln ihre Reisegefährten, die alle außer einem Neger mit Namen Tongané sich dorthin geflüchtet hätten. Was Tongané betreffe, so sei er derjenige gewesen, der es unternommen habe, die schwarze Bevölkerung von Blackland zum Aufstand zu bewegen, und nun, so sagte sie, beweise das Schauspiel, das sie vor Augen hätten, daß es ihm gelungen sei. Sie habe jedoch nicht die Geduld gehabt, das Ergebnis abzuwarten, und sei an eben diesem Abend in der Hoffnung entflohen, die Belagerten zu retten. So nun war sie bis zu ihrem unglücklichen Bruder gelangt. Während dieser Zeit hatte offenbar Tongané das verabredete Zeichen gegeben, man schickte ihm Waffen, und nun war der Aufruhr in vollem Gang. Sicherlich hatten

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