Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
nicht den Grund dieser Detonation zu erraten, »hat mit Kanonenschüssen die Tür der Terrasse aufgesprengt.«
Jane Buxton sprach mit ruhiger Stimme. Sie prüfte die Lage und wog sie kaltblütig ab.
»Aber dann«, rief Lewis aus, »kommen sie sicher herunter …«
Er griff nach einem der Revolver, die seine Schwester entdeckt hatte.
»Lieber sterben als nochmals in ihre Hände fallen!«
Jane hielt ihn mit einer Bewegung zurück.
»Noch sind sie nicht da«, gab sie ruhig zur Antwort. »Es gibt noch fünf andere gleiche Tore, die diesem gleichen, jedoch sind sie – vor allem drei von ihnen – so gelegen, daß man unmöglich eine Kanone auf sie richten kann.«
Wie um ihr recht zu geben, hatten die Detonationen tatsächlich ausgesetzt. Ein dumpfes Grollen von der Terrasse her, begleitet von wütenden Verwünschungen, bewies, daß William Ferney und seine Kumpane sich bemühten, das Geschütz auf das zweite Tor einzustellen und daß die Operation nicht ohne Schwierigkeiten verlief.
Im übrigen wurde diese Tätigkeit bald wieder unterbrochen. Ein neuer Zwischenfall war eingetreten, der offenbar ebenso ihre Aufmerksamkeit wie die von Jane und Lewis Buxton in Anspruch nahm.
Die von außen her kommenden Explosionen, die seit einer halben Stunde in regelmäßigen Intervallen vernehmbar waren, hatten mit einer letzten geendet, die heftiger und vor allem näher als die vorhergehenden erfolgte. Die zerstörerische Gewalt, die sie hervorgerufen hatten, ging zum Angriff auf das linke Ufer über. Unmittelbar vom Garten der Fabrik aus sogar war eine Garbe aus Erde und Steinen gen Himmel geschleudert worden. Als der Rauch sich verzogen hatte, konnte man feststellen, daß der Garten auf eine weite Strecke hin verwüstet und daß auch ein kleiner Teil der Fabrik im engeren Sinne eingestürzt war.
Der durch diese Explosion emporgewirbelte Staub hing noch in der Luft, als Lewis und Jane beobachten konnten, wie eine große Menschenmenge durch das weitgeöffnete Tor der Fabrik ins Freie strömte. Diese Menge war Jane bekannt. Es waren die Gefährten ihrer Gefangenschaft, Camarets Arbeiter, zu einer Gruppe zusammengeschlossen, in deren Mitte sich Frauen und Kinder befanden. Warum verließen diese Unglücklichen ihren sicheren Unterstand und wendeten sich der Esplanade zu, wo sie auf die Merry Fellows stoßen würden, die noch immer ebenso vergeblich das Tor des Palastes zu erstürmen versuchten?
Diese konnten ihre neuen Gegner nicht sehen, da die Mauer der Esplanade sie von ihnen trennte. Aber von der Terrasse aus hatte William Ferney, dessen Blick über diese Mauer hinwegreichte, sie bemerkt; mit einer Handbewegung wies er auf sie hin.
Seine Gebärden wurden nicht verstanden. Die aus der Fabrik hervorquellende Masse erreichte ohne Behinderung die Tür, die den Quai mit der Esplanade verband und drang in diese ein.
Als die Merry Fellows sie bemerkten, erhob sich aus ihrer Mitte tobendes Geschrei. Unter Verzicht auf ihr vergebliches Bemühen, griffen sie zu ihren Waffen und stürzten sich auf die Eindringlinge.
Hier aber hatten sie es nicht mehr mit Negern zu tun. Mit allem bewaffnet, was ihnen gerade unter die Hände gekommen war, der eine mit einem Schmiedehammer, der andere mit einer Zange, ein dritter mit einem Eisenbarren, drangen auch die Leute aus der Fabrik stürmend vor. Ein fürchterliches Ringen fand statt. Betäubende Schreie zerrissen die Luft. Bäche von Blut flossen über den Boden der Esplanade, auf der noch die Menge der in der Nacht Umgekommenen lag.
Jane Buxton bedeckte beide Augen mit den Händen, um nach Möglichkeit das grauenhafte Schauspiel nicht mitansehen zu müssen. Wie viele Freunde zählte sie unter den Kämpfenden! Sie zitterte für Barsac, für Amédée Florence, für den trefflichen Dr. Châtonnay und besonders für Saint-Bérain, dem sie von Herzen zugetan war.
Doch ein noch heftigeres Gebrüll erhob sich mit einem Mal.
Der Sieg war bei der überlegenen Zahl und den überlegenen Waffen. Die Kolonne, die aus der Fabrik gekommen war, wurde in zwei Teile zersprengt. Eine dieser Hälften wich nach dem Quai hin zurück, wobei sie jeden Fußbreit Boden verteidigte, während die andere Hälfte in Richtung auf den Palast abgedrängt wurde.
Diese zum mindesten konnte offenbar auf keine Rettung mehr hoffen. Die Unglücklichen, die, durch die Mauer aufgehalten, nicht nur sich gegenüber die Merry Fellows, sondern auch noch über sich auf der Terrasse William Ferney und seine Leute zu Feinden hatten,
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