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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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worauf Agénor nicht ohne einen Anflug von Selbstgefälligkeit die Feststellung machte:
    »Dies ist genau das zweite Mal in meinem Leben, daß ich meinen Zug nicht versäume.«
    Jane mußte durch ihre Tränen hindurch, denen sie jetzt freien Lauf ließ, unwillkürlich lächeln.
    So begann diese Fahrt, die für die beiden Entdeckungsreisenden Überraschungen bereithielt, von denen sie im entferntesten nichts ahnten. Hätte Jane sie wohl unternommen, wenn sie gewußt hätte, was in ihrer Abwesenheit sich ereignen sollte? Hätte sie ihren unglücklichen Vater verlassen, wenn sie auch nur im mindesten hätte vermuten können, welch ein Schlag ihn treffen sollte, während sie ihr Leben einsetzte, um ihn vor Verzweiflung zu retten?
    Nichts aber konnte Jane die Tragödie voraussehen lassen, die sich in den Büros der Central Bank abspielen, oder die ehrenrührige Anschuldigung, die gegen ihren Bruder Lewis erhoben werden sollte. So verließ sie ihren Vater gerade in dem Augenblick, in dem er ihre Hilfe am allernötigsten brauchte.
    Von einem übereifrigen Diener überbracht, erreichte die Nachricht von dem Verschwinden Lewis-Robert Buxtons Lord Glenor an dem auf das Verbrechen in der Old Broad Street folgenden Morgen, das heißt am 1. Dezember. Der Schock traf ihn brutal wie ein Keulenschlag. Dieser makellose Sproß einer Ahnenreihe von Helden, dieser leidenschaftliche Verfechter des Kults der Ehre, mußte nun in so kurzem Abstand erfahren, daß von seinen beiden Söhnen der eine ein Verräter, der andere ein Dieb war.
    Der unglückliche Greis gab ein ersticktes Stöhnen von sich, führte die Hände an die Kehle und sank wie leblos zu Boden.
    Alles bemühte sich um ihn. Man hob ihn auf und wendete jede nur mögliche Sorgfalt an, bis er die Augen aufschlug.
    Der Blick dieser Augen sollte von da an das einzige Zeichen dafür sein, daß aus diesem gemarterten Herzen das Leben noch nicht vollends entwichen war. Wenn er auch lebte, war doch sein von Lähmung befallener Körper von nun an zu beständiger Reglosigkeit verdammt. Doch offenbar war das noch nicht genug, um die Grausamkeit des Schicksals endlich zu erschöpfen. In diesem für alle Zeiten unbeweglichen Leib war das Gehirn vollkommen hellsichtig geblieben. Ohne Gefühl, stumm und bewegungsunfähig dachte Lord Buxton noch!
    Infolge des Unterschiedes der Längengrade war aber gerade der Augenblick, in dem Lord Buxton leblos zu Boden sank, der gleiche, in dem Jane Buxton mit Unterstützung von Hauptmann Marcenay sich in den Sattel schwang, auf dem Weg über die Brücke, die Konakry mit dem Festland verbindet, tatsächlich ihre Forschungsreise begann und die ersten Schritte in das Dunkel des geheimnisvollen Schwarzen Erdteils tat.
IV.
Ein Artikel der ›Expansion française‹
    Am 1. Januar wurde den Lesern der ›Expansion française‹ als Neujahrsgabe der folgende Artikel beschert, dessen Überschrift durch dicken Druck hervorgehoben war und den sie der zuweilen etwas von Phantasie gelenkten – wenn jemand eine Reise tut, dann kann er viel erzählen! – Feder ihres fingerfertigen Reporters Amédée Florence verdankten, dessen hier und da etwas reichlich familiären Tonfall man verzeihen möge:
Die Expedition Barsac
    (Depesche unseres Spezialkorrespondenten)
     
    Die Expedition bekommt Junge. – Wir brechen auf. – Der Eselsfußtritt. – Eine schwarze Mahlzeit. – Siehst du den Mond dort stehen? – Zuviel Regenwürmer. – Modische Eleganz im Busch. – Weiterer Zuwachs.
     
    IM BUSCH, 1. Dezember. – Wie ich Ihnen bereits in meiner letzten Depesche berichtete, sollte die Expedition Barsac sich heute, am 1. Dezember, um sechs Uhr morgens in Bewegung setzen. Zur genannten Stunde waren wir alle bereit, darunter auch zwei Freiwillige, die noch zu den bereits bekannten acht – teils offiziellen, teils offiziösen – Mitgliedern hinzugekommen sind. Das eine dieser freiwilligen Mitglieder ist eine wahrhaft bezaubernde junge Dame, eine Französin, die in England aufgewachsen ist und von dort einen äußerst reizvollen angelsächsischen Akzent mitbringt. Ihr Name ist Mademoiselle Jane Mornas. Der andere Freiwillige, ihr Onkel – wofern er nicht vielmehr ihr Neffe ist, ich habe mich mit ihrem Verwandtschaftsverhältnis nicht ganz zurechtfinden können – heißt Agénor de Saint-Bérain. Er ist unbestreitbar ein Original, dessen in Konakry schon sprichwörtlich gewordene Zerstreutheit uns noch manches Amüsement erhoffen läßt.
    Mademoiselle Mornas und Monsieur de

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