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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Saint-Bérain reisen zu ihrem Vergnügen. Ich würde gegen alle Regeln der Galanterie verstoßen, wenn ich nicht hinzusetzte: und auch zu dem unseren. Sie führen zwei Negerbediente mit sich, ehemalige Senegalschützen, die ihnen als Führer dienen sollten, weniger wohl als Dolmetscher, denn unsere beiden Globetrotter sprechen mehr als ausreichend Bambara und noch verschiedene sonstige Dialekte der Länder, die wir bereisen werden, Mademoiselle Mornas zumal hat eine ganz eigene Art, einen mit einem Ini-tié (Guten Tag) zu begrüßen! … Das möge genügen!
    Monsieur Barsac hat sich das Wort gemerkt und wiederholt es bei jeder Gelegenheit, doch hat es aus seinem Munde nicht mehr den gleichen Charme.
    An diesem 1. Dezember also hatten wir alle uns um fünf einhalb Uhr in der Frühe auf dem großen Platz von Konakry vor der Residenz eingefunden.
    Wie ich zuvor schon dargelegt habe, wünschte Monsieur Barsac sich eine so ausgesprochen friedliche Expedition, daß er sie streng zivil halten wollte. Noch ebenso optimistisch wie auf der Tribüne der Kammer, meinte er, nur mit einem Olivenzweig in der Hand vor die einheimische Bevölkerung treten zu müssen, um, immer dem Lauf des Niger folgend, etwas wie einen Gesundheitsspaziergang von Konakry nach Kotonou machen zu können. Das war auch die Vorstellung von Mademoiselle Mornas, die durch zu große Machtentfaltung die Eingeborenen zu erschrecken fürchtete.
    Die Partei Barsac-Mornas stieß jedoch auf den Widerstand der Partei Baudrières. Der beigeordnete Chef der Expedition – einer, den man nicht so leicht lächeln sieht! – entwarf ein düsteres Bild von den Gefahren, in die wir uns begaben, sprach von der Würde einer von zwei Repräsentanten des französischen Volkes geleiteten Unternehmung, von dem Ansehenszuwachs, den sie durch eine aus regulären Truppen bestehende Begleitmannschaft erfahren würde, und wurde zu unserem Staunen in seiner Auffassung von dem Gouverneur, Monsieur Valdonne, unterstützt. Ohne in Frage zu stellen, daß die französische Infiltration in weitem Ausmaß den schwarzen Kontinent befriedet habe, wiederholte dieser, was der Kolonialminister, Monsieur Chazelle, schon von der Kammertribüne aus vorgetragen hatte. Monsieur Valdonne sagte uns, gewisse mysteriöse oder doch wenigstens unerklärliche Tatsachen legten die Befürchtung nahe, daß sich ein Aufstand vorbereitete. Es sähe so aus, als ob seit etwa zehn Jahren und auch noch in jüngster Zeit, besonders in der Region von Niger, Say und Djenne ganze Dörfer verlassen und ihre Einwohner verschwunden, andere Niederlassungen sogar geplündert und niedergebrannt seien, man wisse nicht, von wem. Alles in allem liefen zum mindesten Gerüchte um, die einen glauben machten, irgend etwas – keiner wisse recht, was – bahne sich im Dunkeln an.
    Elementarste Vorsicht zwinge demgemäß die Expedition Barsac, sich mit einem bewaffneten Geleitschutz zu versehen. Zur großen Genugtuung von Monsieur Baudrières setzte diese Meinung sich durch. Monsieur Barsac muß sich also darein ergeben, sich der Bewachung durch Hauptmann Marcenay und seine zweihundert Reiter zu fügen.
    Um sechs Uhr ist alles bereit. Der Zug wird nach Anleitung eines Negers zusammengestellt, der schon mehrfach die Strecke von Konakry nach Sikasso zurückgelegt hat und uns als Führer dienen soll. Er heißt Moriliré. Er ist ein hochgewachsener Bursche, ehemaliger ›dougoukoussadigui‹ (Offizier) Samorys. Er trägt eine Hose aus Kattun und einen alten Waffenrock der Kolonialinfanterie mit abgewetzten, verschmutzten Goldlitzen. Seine Füße sind nackt, seinen Kopf jedoch bedeckt ein mit einem fabelhaften Federbusch in den Farben der Trikolore geschmückter Helm aus Leinwand, die früher einmal weiß gewesen ist. Als Abzeichen seiner Funktion trägt er einen kräftigen Knüttel bei sich, der ihm zu besserem Verständnis seiner Anordnungen bei Trägern und Eseltreibern verhelfen soll.
    Gleich hinter ihm hat Mademoiselle Mornas, umrahmt von Monsieur Barsac und Hauptmann Marcenay, ihren Platz. Sieh da! Sie scheinen nicht unempfänglich für die Reize der jungen Dame zu sein. Wetten, daß sie im Verlauf der Reise an Galanterie sich gegenseitig überbieten werden? Nun, Ihre Leser können gewiß sein, daß ich sie hinsichtlich der Peripetien dieses Wettstreits auf dem laufenden halten werde.
    Monsieur Baudrières folgt dieser ersten Gruppe im Abstand von einer Pferdelänge – (habe ich gesagt, daß wir alle beritten sind?) –, aber sein

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