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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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mein Vater – er sogar! – als feststehende Wahrheit ein Gerücht betrachtet, dessen Ursprung er nicht kennt, wenn er vor Kummer und Scham vor unseren Augen vergeht, ohne die grauenhaften Schwätzereien geprüft zu haben, wenn er nicht bei einer solchen Anschuldigung seines Sohnes ausruft: ›Ihr lügt! George ist außerstande, ein solches Verbrechen zu begehen!‹ – Wie könnten wir dann Fremde überzeugen, ohne ihnen unumstößliche Beweise für die Unschuld meines Bruders zu liefern?«
    »Das ist klar wie der Tag«, gab Agénor, sich am Kinn kratzend, zu. »Aber das ist es eben … diese Beweise … wo soll man sie finden? …«
    »Sicherlich nicht hier …«
    Jane legte eine Pause ein und fuhr dann mit gedämpfter Stimme fort:
    »Anderswo, vielleicht.«
    »Anderswo? … Wo denn, mein liebes Kind?«
    »Dort, wo das Drama sich zugetragen haben soll. In Koubo.«
    »In Koubo! …«
    »Ja, in Koubo. Man müßte zunächst Georges Grab finden, da er ja nach dem, was berichtet wird, dort gestorben sein soll, und wenn das zutrifft, würde man ja sehen, auf welche Weise er umgekommen ist. Dann müßte man nach Überlebenden des Dramas suchen und sie finden. Die Truppe, die George kommandierte, bestand aus vielen Leuten. Unmöglich können sie alle verschwunden sein. Diese Zeugen müßte man befragen und durch sie endlich die Wahrheit erfahren.«
    Janes Antlitz hellte sich, während sie sprach, immer weiter auf. In ihrer Stimme schwang durch nichts zu dämpfende Begeisterung.
    »Du hast recht, Mädel«, rief Agénor aus, der ahnungslos in diese Falle tappte.
    Jane setzte wieder ihre verstockte Miene auf.
    »Also gut!« erklärte sie. »Wenn ich recht habe, muß man also dorthin.«
    »Wohin?« fragte Agénor merklich bestürzt.
    »Je nun … nach Koubo, Onkel.«
    »Nach Koubo! … Und wen, zum Teufel, willst du nach Koubo schicken?«
    Jane schlang beide Arme um Agénors Hals.
    »Dich, mein guter Onkel«, flüsterte sie mit honigsüßer Stimme.
    »Mich! …«
    Agénor hatte sich losgemacht. Diesmal geriet er ernstlich in Zorn.
    »Du bist ja von Sinnen! …« fuhr er auf und machte Miene, sich von hinnen zu begeben.
    »Nicht so sehr von Sinnen«, entgegnete Jane und trat ihm in den Weg. »Weshalb, erkläre mir bitte, solltest du denn nicht nach Koubo gehen? Du unternimmst doch gern Reisen?«
    »Ich verabscheue sie. Einen Zug zu einem festen Zeitpunkt zu besteigen, geht über meine Kraft.«
    »Und den Fischfang verabscheust du auch, nicht wahr?«
    »Den Fischfang? … Ich sehe nicht, wieso …«
    »Was würdest du denn zu gebackenen Fischen sagen, die du im Niger geangelt hast? Das wäre doch einmal etwas anderes! Im Niger sind die Gründlinge so groß wie Haifische, und die Weißbarsche sehen wie Thunfische aus. Verlockt dich so etwas wirklich nicht? …«
    »Das will ich nicht behaupten … Jedoch …«
    »Beim Angeln könntest du dann die Untersuchung führen, du könntest die Eingeborenen befragen …«
    »Und in welcher Sprache, bitte?« fiel Agénor ihr spöttisch ins Wort. »Ich habe noch nicht gehört, daß diese Burschen da unten englisch sprechen.«
    »Deshalb«, entgegnete Jane mit völlig harmloser Miene, »wird es besser sein, wenn man sie auf Bambara fragt.«
    »Auf Bambara? … Und kann ich denn etwa Bambara?«
    »Nein. Daher mußt du es lernen.«
    »In meinem Alter?«
    »Ich, deine Tante, habe es auch gelernt!«
    »Du! … Du sprichst Bambara? …«
    »Gewiß. Hör nur einmal zu: ›Dji lokho a be na.‹«
    »Was bedeutet dieses unverständliche Zeug?«
    »Das heißt: ›Ich habe Durst‹. Oder: ›Idou, nono i mita.‹«
    »Ich muß gestehen, daß … nono … mita …«
    »Das bedeutet: ›Komm herein, du kannst Milch bekommen.‹ Oder: ›Koukho be na, Kounou ouarara ute a man doumouni.‹ Versuche es gar nicht erst. Übersetzt bedeutet das: ›Ich habe großen Hunger, ich habe seit gestern abend nichts mehr gegessen.‹«
    »Und das müßte man lernen?«
    »Das und einiges andere, und noch dazu, ohne Zeit zu verlieren, denn der Tag der Abreise naht.«
    »Wie? Der Tag der Abreise? … Aber ich meinerseits reise nicht! … Was für eine Idee! … Nein, ich sehe mich noch nicht einen kleinen Schwatz mit deinen Wilden abhalten.«
    Jane schien es aufzugeben.
    »Dann gehe ich allein«, erklärte sie in betrübtem Ton.
    »Allein! …« brachte Agénor mit Mühe hervor. »Du willst doch nicht etwa nach …«
    »Nach Koubo gehen? Freilich.«
    »Das ist fünfzehnhundert Kilometer von der Küste

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