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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Toilettenartikel, Tee, Lebensmittel, mit einem Wort einen sorgfältig ausgewählten Bestand der Dinge mit sich führen, die man für einen langen Aufenthalt im Busch, fern von jedem Versorgungszentrum, unabweisbar benötigt.
    Auch ein Etui aus Metall gehörte dazu, dessen Nickeldecke in der Sonne blitzte und das eine ganze Auswahl von Angelruten, Schnüren und Haken in ausreichender Menge enthielt, um ein halbes Dutzend Angler damit auszustatten. Das war Agénors Spezialgepäck.
    Tante und Neffe – oder Onkel und Nichte, wenn man will – waren übereingekommen, sich nach Liverpool zu begeben und sich dort auf einem Dampfer der White-Star-Linie nach der Küste Afrikas einzuschiffen. Ihre erste Absicht war gewesen, von British-Gambia aus aufzubrechen. Da sie jedoch während einer Ruhepause in Saint-Louis erfahren hatten, daß in Konakry eine französische Expedition erwartet wurde, die einer der ihren entsprechenden Reiseroute folgen würde, beschlossen sie, sich den Landsleuten Saint-Bérains anzuschließen.
    Gegen Ende September expedierten sie ihre zahlreichen Gepäckstücke nach Liverpool, und am 2. Oktober nahmen sie ihre letzte Mittagsmahlzeit zu zweit – da Lord Buxton seine Gemächer nicht mehr verließ – in dem großen Speisezimmer von Glenor Castle ein. Diese letzte Mahlzeit verlief schweigsam und traurig.
     

    Diese letzte Mahlzeit verlief schweigsam und traurig.
     
    Wie groß auch die Aufgabe war, die Jane Buxton auf sich genommen hatte, mußte sie doch unwillkürlich daran denken, daß sie dieses Schloß, die Wiege ihrer Kindheit und Jugend, vielleicht niemals wiedersehen und daß bei ihrer Rückkehr, wenn je sie zurückkehren sollte, ihr alter Vater am Ende nicht mehr da sein würde, um sie in die Arme zu schließen.
    Und dennoch geschah es um seinetwillen, daß sie dieses an Gefahren und Mühen so reiche Abenteuer unternahm. Um seiner in Trostlosigkeit sich verzehrenden Seele ein wenig Freude zurückzugeben, wollte sie sich bemühen, dem Namen wieder sein altes Ansehen zu verschaffen und das väterliche Wappen von dem Makel zu befreien, mit dem es besudelt war.
    Als die Stunde des Aufbruchs nahte, ließ Jane ihren Vater um die Erlaubnis bitten, von ihm Abschied zu nehmen. Sie und Agénor wurden in das Schlafgemach des alten Mannes geführt. Dieser saß an einem hohen Fenster, von dem aus man die Landschaft überblickte. Sein starrer Blick schien in der Ferne verloren, als erwarte er, jemanden erscheinen zu sehen. Wen wohl? George, seinen Sohn, George, den Verräter?
    Als er seine Tochter eintreten hörte, wendete er langsam den Kopf, und sein erloschener Blick erhellte sich, doch nur für einen kurzen Moment, dann sanken die Lider wieder herab, und das Antlitz nahm den gewohnten undurchdringlichen Ausdruck an.
    »Leb wohl, lieber Vater«, murmelte Jane, die ihre Tränen zurückhielt. Lord Glenor antwortete nicht. Er erhob sich von seinem Stuhl, reichte seiner Tochter die Hand, zog sie dann sanft an seine Brust und drückte einen Kuß auf ihre Stirn.
    Aus Furcht, in Tränen auszubrechen, entzog sich Jane jäh seiner Umarmung und verließ eilends das Gemach.
    Der Greis ergriff darauf die Hand Saint-Bérains, drückte sie kräftig und wies, als wolle er seinen Schutz für seine Tochter erbitten, auf die Tür, durch die Jane hinausgeeilt war.
    »Verlasse dich auf mich«, murmelte Agénor.
    Sofort nahm Lord Buxton wieder seine vorige Haltung ein. Sein Blick verlor sich von neuem in der Weite, während Saint-Bérain sich tief bewegt entfernte.
    Im Hof des Schlosses erwartete die Reisenden ein Wagen, der sie zu dem etwa zwei Meilen entfernten Bahnhof von Uttoxeter bringen sollte.
    »Wohin fahren wir?« fragte beim Einsteigen der unverbesserliche Agénor, der in der Verwirrung, in der er sich nach seinem Besuch bei Lord Glenor befand, überhaupt nicht mehr wußte, weshalb man das Schloß verließ.
    Jane begnügte sich mit einem Achselzucken, und dann fuhren sie ab.
    Kaum aber hatten sie fünfhundert Meter zurückgelegt, als Monsieur de Saint-Bérain plötzlich in ungewohnte Aufregung geriet. Er konnte kaum sprechen, sondern stammelte nur.
    »Mein Etui! … Mein Angelgerät! …« rief er mit herzzerreißender Stimme aus.
    Sie mußten umkehren und zum Schloß zurückfahren, um das berühmte Etui zu holen, das der Zerstreute vergessen hatte, wodurch sie eine gute Viertelstunde verloren. Als sie auf dem Bahnhof ankamen, war der Zug schon eingefahren. Die Reisenden hatten nur gerade noch Zeit einzusteigen,

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