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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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jenes Baumes durch mehrfaches Mahlen und Verflüssigen gewonnen, und schließlich reinigt man sie, indem man sie ein letztes Mal zum Schmelzen bringt und, während sie noch kocht, ein paar Tropfen kaltes Wasser hinzufügt. Es wird dann etwas recht Ordentliches daraus.«
    »Sie wissen wirklich alles, Doktor«, bemerkt bewundernd Mademoiselle Mornas.
    »O nein, Mademoiselle, aber freilich habe ich viel gelesen, vor allem das bewundernswerte Werk von Hauptmann Binger. Dank ihm bin ich auch in der Lage, Sie darüber zu belehren, woraus dieser Salat besteht. Bei dem Baum, der ›rônier‹ (Raphia?) heißt, gibt es männliche und weibliche Exemplare. Die männlichen bringen keine Früchte hervor, liefern jedoch ein außergewöhnlich festes Holz, das den Vorteil hat, im Wasser nicht zu faulen und unangreifbar für Termiten zu sein. Die weibliche Pflanze beschert uns angenehm schmeckende Früchte. Die Blätter lassen sich zu verschiedenem verwenden: zum Decken von Hütten, für die Herstellung von Fächern, Matten und Tauwerk. Man kann es sogar als Schreibpapier verwenden. Fürwahr ein nützliches Gewächs! … Was den Salat betrifft, so liefert ihn das Mark eines jungen Baumes im genau richtigen Alter …«
    Ich falle ihm ins Wort.
    »Das klingt ja wie ein Liebesgedicht, weiß Gott!«
    Der Doktor hat die Güte, mir ein Lächeln zu schenken.
    »Das Ende meiner Rede«, fährt er fort, »wird weniger poetisch sein. Manchmal legt man dieses Mark in Essig ein, und was man daraus macht, sind … Garniergürkchen!«
    Soweit war dieser hervorragende Gelehrte mit seinen wissenschaftlichen Erklärungen gediehen, als Schreie, die aus dem Walde kamen, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Wir erkannten sofort die Stimme dessen, der sie ausstieß.
    Man kann sicher wetten, daß Ihre Leser, wenn man ihnen die einfache Frage vorlegte: ›Wem gehörte diese Stimme?‹ sofort einmütig antworten würden: ›Wem denn wohl! Natürlich Monsieur de Saint-Bérain!‹
    Ihre Leser täuschen sich nicht. Tatsächlich war Monsieur de Saint-Bérain derjenige, der nach Hilfe verlangte.
    Von Hauptmann Marcenay und Monsieur Barsac begleitet, beeilte ich mich, seinem Ruf zu folgen. Wir trafen ihn in einer Wasserlache an, er steckte bis zum Gürtel im Morast.
    Wir zogen ihn aufs Trockene.
    »Wie sind Sie denn in diesen Morast geraten oder in diesen ›marigot‹, um den landesüblichen Ausdruck zu gebrauchen?« fragte ich ihn.
    »Ich bin ausgerutscht, während ich fischte«, antwortete er und bespritzte mich unwillkürlich mit Schlamm.
    »Mit der Angelrute?«
    »Keine Spur. Mit der Hand, mein Lieber.«
    »Mit der Hand?«
    Monsieur de Saint-Bérain zeigte uns seinen Tropenhelm, um den er seine Leinenjacke geschlungen hatte.
    »Warten Sie«, sagte er, ohne mir auf meine Frage Antwort zu geben. »Ich muß die Jacke vorsichtig fortnehmen, sonst entwischen sie mir.«
    »Wer sind denn ›sie‹?«
    »Die Frösche.«
    Während wir plauderten, hat Monsieur de Saint-Bérain also Frösche gefangen. Welch ein fanatischer Sportler!
    »Mein Kompliment!« Monsieur Barsac schien die Sache gutzuheißen. »Frösche sind recht schmackhaft … Aber hören Sie nur, wie jammervoll die quaken, die Sie gefangen haben … Sie haben ganz offenbar keine Lust, sich verspeisen zu lassen.«
    »Es sei denn, weil sie wie in der Fabel einen König haben wollen!« wagte ich einzuwerfen.
    Es war kein sehr guter Witz, wie ich zugeben muß. Aber im Busch …!
    Über diesen Reden kehrten wir zum Lager zurück. Saint-Bérain zog sich um, und Moriliré ließ seinen Fang zubereiten. Als der Tisch gedeckt war, aßen wir mit dem Appetit von Leuten, deren Aperitif in etwa zwanzig zu Pferde zurückgelegten Kilometern bestanden hat.
    Mademoiselle Mornas führte natürlich den Vorsitz bei unserem Mahl. Sie ist wirklich entzückend. (Ich habe es wohl schon gesagt, aber ich kann es nicht oft genug wiederholen.) Einfach, gutherzig, auf eine nette Weise jungenhaft, erzeugt sie auf der Stelle eine behagliche Stimmung bei uns.
    »Mein Onkel …« (dann ist er also doch ihr Onkel? Sind wir uns jetzt endgültig darüber klar?) »Mein Onkel«, sagte sie, »hat mich wie einen Jungen aufwachsen lassen, er hat einen Mann aus mir gemacht. Vergessen Sie bitte mein Geschlecht und betrachten Sie mich einfach als einen Kameraden.«
    Das hinderte sie jedoch nicht, bei ihren Worten Hauptmann Marcenay jenes halbe Lächeln zu schenken, das sonnenklar beweist, daß bei Jungen von dieser Art trotz allem die Koketterie

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