Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
Hütte bot.
    »Du geben Geld«, setzte der Führer hinzu. »Sehr gut!«
    Mademoiselle nimmt also die ihr angebotene Gastlichkeit an, und wir führen sie in Prozession zu ihrer neuen Behausung. Die in Aussicht gestellte Magd erwartet uns. Sie steht an einen der Schibutterbäume gelehnt, von denen vorher die Rede war. Sie ist ein etwa fünfzehn Jahre altes Mädchen von mittlerer Größe und durchaus nicht häßlich. Mit nichts anderem bekleidet als einem schlichten Blatt, das offenbar weder vom Louvre noch vom Bon-Marché stammt – »aber vielleicht von ›Printemps‹«, gibt Saint-Bérain nicht unwitzig zu erwägen –, gleicht sie einer hübschen Statuette aus schwarzem Marmor.
    Im Augenblick ist die Statuette damit beschäftigt, von dem Laub des Schibutterbaums etwas abzulesen.
    »Sie sammelt Raupen, die sie später ausdrückt, trocknet und aus denen sie – schreien Sie nicht gleich! – eine Sauce bereitet«, belehrt uns Dr. Châtonnay, der sich in der Negerküche offenbar gründlich auskennt. »Diese Raupen heißen ›Cétombo‹. Es sind die einzig eßbaren und haben, wie es scheint, einen angenehmen Geschmack.«
    »Du sagen wahr«, bestätigt Moriliré. »Sehr gut!«
    Da die junge Negerin uns bemerkt hat, kommt sie auf uns zu.
    »Ich«, sagt sie zu Mademoiselle Mornas zu unserem Erstaunen in fast korrektem Französisch, »bin erzogen in französische Schule und haben gedient bei weißer Frau, verheiratet mit Offizier, bin dann zurück in Dorf und gefangengenommen in große Schlacht. Kann Betten machen wie Weiße, du zufrieden.«
    Während sie sprach, hatte sie zutraulich die Hand von Mademoiselle Mornas ergriffen und zog sie in die Hütte.
    Glücklich zu wissen, daß unsere Reisegefährtin mit Sicherheit einigen Komfort genießen würde, zogen wir uns zurück. Doch zum Schlafen sollten weder wir noch sie es fürs erste bringen.
    Bevor eine halbe Stunde vergangen war, rief doch tatsächlich Mademoiselle Mornas bereits erneut um Hilfe.
    Wir eilen auf der Stelle herbei, und beim Schein der Fackeln bietet sich uns ein unerwartetes Schauspiel dar.
    Auf dem Boden, dicht neben dem Eingang der Hütte, liegt die kleine Magd. Ihr Rücken ist von roten Striemen überzogen. Die Unglückliche schluchzt zum Steinerweichen.
    Vor ihr, sie mit ihrem Leib deckend, steht – wahrhaft erhaben in ihrem Zorn – Mademoiselle Mornas und hält einen grauenhaften Neger in Schach, der, fünf Schritte von ihr entfernt, schreckliche Grimassen zieht und in der Hand einen blutbefleckten Knüttel hält.
    Wir verlangen eine Erklärung.
    »Stellen Sie sich vor«, sagt Mademoiselle Mornas zu uns, »daß ich gerade von meinem Lager Besitz ergreifen wollte, während Malik – so heißt die kleine Negerin, ein hübscher Name, nicht wahr, der an die Bretagne erinnert – mir Kühlung zufächelte und ich mich schläfrig zu fühlen begann. Da erscheint völlig unerwartet dieser Rohling, ihr Dienstherr. Als er mich sieht, gerät er in Wut, zerrt die arme Kleine hinaus und fängt an, sie mit Schlägen zu traktieren, weil sie eine Weiße in seine Hütte gelassen hat.«
    »Nette Sitten!« murmelt zwischen seinen schmalen Lippen der joviale Monsieur Baudrières.
    Er hat recht, der joviale Monsieur Baudrières. Aber er hat unrecht, als er eine Rednerpose einnimmt und den folgenden überraschenden Ausspruch tut:
    »Da sehen Sie also, meine Herren, diese barbarischen Völkerschaften, in denen Sie friedliche Wähler sehen wollen.«
    Offenbar glaubt er sich auf der Kammertribüne.
    Monsieur Barsac zuckt zusammen, als habe ihn eine Schnake gestochen. Er richtet sich zu ganzer Höhe auf und bemerkt in kühlem Ton:
    »Zumal man ja noch niemals einen Franzosen eine Frau hat schlagen sehen!«
    Auch Monsieur Barsac hat nicht eben unrecht …
    Werden wir wohl oder übel Zeugen eines Wortgefechts werden? Nein. Da Monsieur Baudrières nichts mehr entgegnet hat, wendet sich Monsieur Barsac zu dem Neger mit dem Stock.
    »Diese Kleine wird nicht bei dir bleiben«, sagt er zu ihm. »Wir nehmen sie mit.«
    Der Neger jedoch erhebt Einspruch. Die Negerin ist seine Sklavin. Er hat für sie bezahlt.
     

    Mademoiselle Mornas hält einen grauenhaften Neger in Schach …
     
    Sollen wir unsere Zeit damit verlieren, ihm begreiflich zu machen, daß in französischen Territorien die Sklaverei abgeschafft ist? Er würde bestimmt nichts verstehen. Ein Tag genügt nicht, damit die Gesetze die Sitten reformieren.
    Monsieur Barsac findet einen besseren Weg.
    »Ich kaufe deine

Weitere Kostenlose Bücher